Foto: Marcel Näpel/Universal

Auftaktkonzert der Deutschlandtournee von Milow im Beethovensaal der Stuttgarter Liederhalle.

Stuttgart - Milow, der eigentlich Jonathan Vandenbroeck heißt, plaudert gerne. Zwischen den Liedern, die er am Samstagabend im Beethovensaal der Liederhalle singt, erzählt er von einem Besuch in Kopenhagen, bei dem er feststellen musste, dass auch die Traumstadt aller Radfahrer ihre Schattenseiten hat.

Und er erzählt vom langen Weg, den er zurücklegte, seit seinen Anfängen - ein Weg, der ihn zuletzt an diesen Ort führte, vor 3000 Fans in einer ausverkauften Halle. Es ist ein gemischtes Publikum, das die Songs des sanften Belgiers schätzt - manch einer, der heute dem freundlich kahlen Sänger im schwarzen Hemd lauscht, der Lieder wie "Born in the 80s" singt, ist um einige Jahre älter als der Künstler selbst. In der Mehrzahl jedoch sind junge Frauen im Publikum. Selten hat man im Beethovensaal eine energischere Forderung nach einer Zugabe gehört, als nach "You and Me", dem Stück, das aus Milows jüngstem Album ausgekoppelt wurde und gleich danach, in diesem Frühjahr, auf Platz drei der deutschen Charts kletterte.

Milow ist jetzt 30 Jahre alt; 28 war er, als er mit "Ayo Technology" berühmt wurde. Seit er im Februar 2010 zuletzt in Stuttgart spielte, hat er die Arrangements seiner Songs um eine Prise Soul angereichert.

Die Rezeptur bleibt natürlich dieselbe: Milows Lieder sind unauffällig melodisch, zum Mitsingen geeignet, oft still romantisch, manchmal mit ein wenig Pep, immer jedoch akustisch. Vier Musiker begleiten ihn, seiner Keyboarderin und Backgroundsängerin lässt er breiten Raum. Im Hintergrund befindet sich ein Halbrund aus gestuften Beleuchtungstürmen, die manchmal den Sänger ins leuchtende Zentrum fassen, sich sonst aber auch gut machen als Silhouetten vor den Projektionen, die bunt verträumt mit absichtsvoller Unschärfe in Milows Rücken leuchten: Fotos, Filmszenen, Menschen, Frauen, ferne Horizonte, weichgezeichnet. "Ayo Technology", Milows noch immer größter Hit, wird lange ausgereizt - da legt der Sänger die Gitarre zur Seite, tritt an den Bühnenrand und feuert sein Publikum an, das mitgeht.

Auch andere Coverversionen hat er dabei: Seinem Idol Springsteen huldigt er mit "No Surrender", die Beatles treten auf in der Zugabe mit "Two of Us" - einem Song, der traumhaft entschleunigt daherkommt und für den sich Milow die Sängerin Priscillia Ahn auf die Bühne holt, die zuvor als Solistin ätherisch das Vorprogramm bestritt. Es ist ihr erstes Konzert mit Milow. Und der hat keine Angst vor Frauen, auch dann nicht, wenn sie ganz besonders grell geschminkt sind: "I'm not scared of Lady Gaga", singt er in einem seiner Songs.