Der Manta Trawl wird zur Probennahme durch das Wasser gezogen. Foto: Marinekameradschaft Rottenburg

Die Meeresbiologin Caroline Höschle, die in Rottenburg aufwuchs, beschäftigt sich mit Mikroplastik in der Nord- und Ostsee. Dem "Old Hamburg" hat sie ein besonderes Netz übergeben, das dort ausgestellt wird.

Rottenburg - Wer hat sie nicht schon in Flüssen oder Meeren schwimmen und an Ufern liegen sehen: Plastiktüten, Plastikflaschen, Feuerzeuge. Im Gegensatz zu dieser Art Plastikmüll kann man Mikroplastik nicht sofort erkennen, denn diese Partikel sind per Definition kleiner als 5 Millimeter. Sie entstehen entweder durch zerbrochene größere Plastikteile oder finden sich schon gleich beim Kauf in Zahnpasta oder Waschmittel.

Wie viele von diesen Teilchen im Wasser schwimmen, erforschen gerade die Meeresbiologin Caroline Höschle und die Wirtschaftsingenieurin für Energie- und Umweltmanagement Lauren Grüterich.

Jede und jeder kann zum Forscher oder zur Forscherin werden

"Wir wollen eine Lücke schließen, die noch nicht von der Wissenschaft abgedeckt ist, nämlich eine flächendeckende Erfassung von Mikroplastik in Nord- und Ostsee", sagt Caroline Höschle. "Wir segeln der Sache nach!", lautet das Motto des Citizen Science Projekts "Weniger ist Meer", bei dem jede und jeder zum Forscher oder zur Forscherin werden kann. Für das Projekt haben sich auch drei Rottenburgerinnen begeistert und sind an die Nordseeküste gereist, um mit an Bord zu gehen.

Im Sommer 2021 wurden neun Traditionssegelschiffe mit selbstgebauten "Manta Trawls" ausgestattet. Dies sind Holzrahmen mit feinmaschigen Netzen, die neben einem Schiff hergezogen werden, um selbst kleine Teile, die an der Wasseroberfläche schwimmen, aufzufangen. Diese Netze werden "Manta Trawls" genannt, weil sie Ähnlichkeit mit den Manta-Rochen haben, die mit ihren riesigen Flossen und weitgeöffnetem Maul das Wasser nach Plankton durchkämmen.

Untersuchungen mit dem Infrarotspektrometer

Was ganz genau in den Netzen hängenblieb und welche Kunststoffarten darunter sind, werden die beiden mit einem speziellen Gerät, dem Infrarotspektrometer, vermessen und untersuchen. Eventuell können die Wissenschaftlerinnen dann auch sagen, woher die winzigen Teilchen stammen, ob von Reifenabrieb, Fischernetzen oder zerbröckelten Einwegflaschen.

Eine der beiden Wissenschaftlerinnen, Caroline Höschle, ist in Rottenburg aufgewachsen, dann zog es sie beruflich für die Meeresbiologie an die Nord- und Ostsee. Daher ist es kein Zufall, dass ein solcher "Manta Trawl" nun seit Ende vergangenen Jahres in dem Schaufenster des maritimen Museums "Old Hamburg" in Rottenburg zu sehen ist. Das "Old Hamburg" mit seinen Modellschiffen und originellen Sammelstücken bringt eine frische Brise bis ins tiefste süddeutsche Binnenland.

Wege des eigenen Plastikkonsums veranschaulichen

"Der erste Schritt ist immer, Wissen zu schaffen, Menschen einzubinden und eine Verbindung zu dem Thema aufzubauen", sagt Caroline Höschle. "Wir wollen unser Augenmerk weiterhin auf das Meer legen, aber natürlich können auch Flüsse wie der Neckar mit unseren ›Manta Trawls‹ auf Mikroplastik untersucht werden. Untersuchungen zeigen, dass es Mikroplastik auch in Flüssen gibt."

Denn heute sei es wichtiger denn je, sich zu veranschaulichen wie die Wege des eigenen Plastikkonsums sind. "Deswegen bin ich sehr froh, dass das ›Old Hamburg‹ auf unser Projekt und die Thematik Mikroplastik im Wasser aufmerksam macht", sagt Höschle. Ihr sei es ein Anliegen, auch Rottenburgerinnen und Rottenburger zu ermutigen, Mikroplastikerfassungen durchzuführen. "Das bringt bestimmt auch mit dem Stocherkahn sehr viel Spaß."

Anleitungen, Herangehensweise und weitere Infos sind auf der Internetseite https://www.weniger-ist-meer.com zu finden.