Ein Mann geht in Metzingen am Eingang des Hugo Boss-Fabrikverkaufs vorbei. Foto: dpa

Der Metzinger Modekonzern Hugo Boss setzt sich gegen Niedriglohn-Vorwürfe zur Wehr. Nach eigenen Angaben wird regelmäßig kontrolliert, dass Lieferanten den Mindestlohn bezahlen.

Der Metzinger Modekonzern Hugo Boss setzt sich gegen Niedriglohn-Vorwürfe zur Wehr. Nach eigenen Angaben wird regelmäßig kontrolliert, dass Lieferanten den Mindestlohn bezahlen.

Metzingen - Der Metzinger Modekonzern Hugo Boss setzt sich gegen Niedriglohn-Vorwürfe zur Wehr. „Von Armuts- oder Hungerlöhnen kann nicht die Rede sein“, sagte eine Sprecherin am Montag, „der Konzern achtet – wie in der Industrie und in dergesamten Branche üblich – streng darauf, dass bei seinen Lieferanten mindestensdie gesetzlichen Mindestlöhne eingehalten werden.“

Zur Einhaltung verpflichten sich der Sprecherin zufolge die Produzenten, bevor Hugo Boss mit ihnen überhaupt eine Zusammenarbeit eingeht. „Wir kontrollieren unserer Lieferanten regelmäßig.“ Externe Berater seien zu diesem Zweck ebenso vor Ort wie eigene Mitarbeiter. „Wir kennen unsere Produzenten sehr gut“, betonte die Sprecherin. Anlass, sich von einzelnen Lieferanten zu trennen, sehe das Modeunternehmen daher nicht.

Der „Spiegel“ hatte berichtet, dass Zulieferer von Hugo Boss ihren Mitarbeitern in der Türkei und in Kroatien zu wenig bezahlen. Demnach liegen die durchschnittlichen Nettogehälter dort zwischen 308 und 440 Euro. In der Türkei liege das Existenzminimum pro Familie allerdings bei 1002 Euro, die offizielle EU-Armutsuntergrenze in Kroatien bei 554 Euro. Das haben Recherchen des internationalen Netzwerks Clean Clothes Campaign ergeben: Es hat die Löhne untersucht, die 50 führende europäische Bekleidungsmarken und Firmen den Mitarbeitern ihrer Zulieferer bezahlen. Hugo Boss hält dagegen: Das Existenzminimum variiere je nach Region.

Aus Sicht von Handelsexperte Thomas Roeb von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg könnten Textilfirmen generell ihren Mitarbeitern mehr bezahlen. „Das Mindesteinkommen pro Kopf in der Türkei etwa ist niedrig, jedoch nicht zu niedrig, um zu überleben“, sagt Roeb. Andererseits könne aber schon eine kleine Einkommenssteigerung vermutlich zu einer spürbaren Verbesserung bei den Arbeitern führen.

Der Handelsexperte bezeichnet das Verhalten von Boss zwar als „moralisch nicht vorbildhaft“, sagt aber auch: „Das Unternehmen kann die Löhne nicht am Bedarf der Arbeiter, also an der Familiengröße, am sonstigen Einkommen oder an den regionalen Lebenshaltungskosten ausrichten.“ Grundsätzlich könne man außerdem einem Arbeiter für die gleiche Arbeit nicht einfach mehr bezahlen als anderen.

Im vergangenen Jahr hatte Hugo Boss seinen Umsatz um vier Prozent auf 2,4 Milliarden Euro gesteigert – das war der niedrigste Anstieg seit Jahren. Unter dem Strich verbuchte der Konzern einen Gewinn von 329 Millionen Euro, immerhin sieben Prozent mehr als im Vorjahr.

Der Metzinger Bekleidungsherstellerbekommt die Euro-Stärke und die Zurückhaltung der Kunden in einigen Regionen zu spüren. Im ersten Quartal dieses Jahres stieg der Umsatz nur um drei Prozent auf 612,6 Millionen Euro.