Dagmar und Fritz Wöhrle orientieren sich neu und danken ihrer Kundschaft für die Treue. Foto: Kern/Picasa

Die Metzgerei Wöhrle in Hornberg steht für Tradition und Qualität – zum Ende des Monats schließt das Ladengeschäft des familiengeführten Unternehmens. Für das Aus gibt es mehrere Gründe.

„Knapp zwei Jahre waren wir auf der Suche nach einer Lösung, denn die Versorgung Hornbergs liegt uns am Herzen,“ betonen Fritz und Dagmar Wöhrle. Ihnen ist bewusst, dass viele Hornberger ihren Lieblingsmetzger verlieren werden. Ausschlaggebend für ihren Entschluss zur Schließung war eine Verkettung vielfacher Gründe. Am stärksten fällt laut Fritz Wöhrle der Fachkräftemangel ins Gewicht. Innerhalb von zwei Jahren habe sich die Anzahl des Personals halbiert.

Innerhalb von zwei Jahren hat sich die Anzahl des Personals halbiert

Doch auch die enorm gestiegenen Preise spielen eine Rolle: bei praktisch allem, was für den Betrieb von Bedeutung ist, macht sich die enorme Teuerung bemerkbar. Die Energiekosten sowie Preise für Fleisch und Nebenprodukte sind massiv gestiegen. „Fakt ist auch, dass wir hätten investieren müssen bei der in die Jahre gekommenen Wurstküche,“ fügt der Metzgermeister hinzu. Nicht zu vergessen, wie er sagt, sind auch die Forderungen der Bürokratie, die für so kleine Betriebe schwer zu erfüllen sind.

Die Entscheidung, das Ladengeschäft aufzugeben, hat jedenfalls nichts mit der Kundschaft zu tun. Manche kommen schon seit Jahrzehnten. Den Inhabern ist es wichtig, den Stammkunden für ihre Treue zu danken und allen, die bei ihnen einkauften, für ihr Vertrauen. Die Buschtrommel habe dafür gesorgt, dass aus ganz Deutschland und sogar Wien Bestellungen für die gefragten Schäufele und Rollschinken eingegangen seien.

„Die Gespräche über die Ladentheke werden fehlen, klar,“ meint Fritz Wöhrle und führt das vielzitierte lachende und weinende Auge an, mit dem er der Zukunft entgegen sehe. Jetzt, wo die Entscheidung gefallen ist, sind die Wöhrles erleichtert, aber auch ein wenig traurig – schließlich führte Fritz Wöhrle den Betrieb, den sein gleichnamiger Vorfahr vor 286 Jahren gründete, in neunter Generation. „Uns war es wichtig, im Fleischerhandwerk tätig zu bleiben,“ betonen beide.

Nahtlos geht es im November mit der Lauterbacher Metzgerei Hils weiter

Sozusagen nahtlos geht es ab November bei der Lauterbacher Metzgerei Hils weiter. Von Donnerstag bis Freitag wird das Paar im Lauterbacher Geschäft anzutreffen sein. Dagmar Wöhrle wird dort als Fleischereifachverkäuferin, Ehemann Fritz außerdem zwei Tage die Woche in der Produktion arbeiten. Das Hornberger Ladengeschäft samt Küche wird an Hils verpachtet. Noch offen ist, ob dieser dann den Laden tageweise öffnet oder eventuell das Verkaufsmobil nach Hornberg kommt.

„Die örtlichen Vereine liegen uns ebenfalls am Herzen und wir kümmern uns weiterhin um die Abwicklung ihrer Bestellungen,“ sagte das Ehepaar Wöhrle. Auch der Partyservice und die beliebten Grill-Events sollen weiterhin möglich sein.

Herber Verlust

Für die Stadt ist die Schließung ein herber Verlust - Die Metzgerei war eine Institution und versorgte Generationen von Kindern mit dem „Stückle Wurst“ beim Einkauf. Bei der Eröffnung vor 286 Jahren (1773) ratterten noch die Kutschen der Thurn- und Taxischen Reichspoststrecke durch Hornberg, das damals noch württembergisch war.