Die Band "Pinghost" kann es kaum erwarten, ihr musikalisches Können auf der Bühne zu beweisen. Foto: Sam/Nemis Creative Arts

Komplizierte Rhythmen und abwechslungsreiche Parts – die Jungs von "Pinghost" geben sich nicht mit "einfach ein bisschen Musik machen" zufrieden. Ihre Metalcore-Songs haben Tiefe und handeln vom Menschen und seinen Ängsten.

Sulz/Rottweil/Balingen - Wenn sich fünf Vollblut-Musiker zusammentun, dann ist das immer spannend. Im Fall von "Pinghost" (ausgesprochen Pin-Ghost) kommen dabei Metalcore-Songs heraus, die ein bisschen an die frühe, härtere Zeit von "Bring Me The Horizon" und die "Architects" sowie die Bands "Periphery" und "Polaris" erinnern. Harmonische Melodien wechseln sich mit harten Parts ab, Gesang mit Screams. Die Songs sind emotional und intensiv.

Entstanden ist "Pinghost" aus einem Solo-Instrumental-Projekt des Fischingers Sandro Kreher (27), in dem er verspielte Soli harten Riffs und metalartigen Teilen punkigen Passagen folgen ließ. In seiner Jugendzeit wollte er immer eine Band haben und diese dann scherzhaft "Please Insert Name" ("Bitte Namen einfügen") nennen. In Online-Foren benutzte er zudem immer den Namen "Ghost". So entstand "Pinghost".

Auf seinen Mitstreiter Christoph Dieterle, genannt "Red", traf Kreher, der mittlerweile in der Sulzer Kernstadt wohnt, das erste Mal beim Festival "Rock im Park" 2016 in Nürnberg. Seine Freundin kannte Dieterles Freundin. Die beiden Männer unterhielten sich über Krehers Musik und beschlossen, zusammen etwas zu starten.

Technisch anspruchsvoll

Dieterle hat selbst schon viel Erfahrung als Gitarrist gesammelt. Der 33-Jährige war in Schiltach, der Balinger Gegend, Stuttgart und Villingen-Schwenningen unterwegs, wohnt mittlerweile aber in Rottweil.

Er war Teil der Bands "Conquest of Paradise" und "Aliens Ate My Setlist" gewesen und unter anderem durch Deutschland und Holland getourt. Bevor er Kreher traf, hatte der Informatiker eigentlich keine Lust mehr auf Musik gehabt. Doch Kreher, ebenfalls Informatiker und Gitarrist, inspirierte ihn.

Dieterle suchte auch die anderen Bandmitglieder von "Pinghost" zusammen: den Bassisten Heiko Spinner (30) aus Schramberg von der Band "Conquest of Paradise" und Sänger/Screamer Andy Ritter (30) aus Balingen-Ostdorf von der Band "Contracrash". An den Drums sitzt seit Kurzem Benni Antolovic (23) aus Bisingen.

"Einen Drummer zu finden, ist bei unserer Art Musik nicht leicht", erklärt Dieterle. Die Songs seien technisch sehr anspruchsvoll. "Wir haben oft fünf oder sechs verschiedene Parts, die nur einmal im Song vorkommen. Das ist kein klassischer Ablauf wie bei einem Popsong mit Strophe und Refrain", ergänzt Sandro Kreher.

Das erste Mal als "Pinghost" die Bühne betreten haben die Musiker erst 2019. Der erste Song war ein Cover von "All I Want For Christmas". Das erste Konzert spielte die Band beim Adventssingen des Balinger Rockvereins. Eine Woche, bevor weitere Konzerte warteten, kam dann der Lockdown – eine echte Herausforderung für eine Band, die sich gerade erst gegründet hat und durchstarten will.

Doch die Musiker blieben geduldig und traten im Oktober 2020 beim "VS Music Contest" an. Dann kam der nächste Lockdown. "Es ist echt frustrierend, dass wir in diesen zwei Jahren nur dreimal auftreten konnten", sagt Kreher.

Das dämpfte die Kreativität der Musiker, die derzeit in Frommern bei Balingen proben, jedoch nicht. Im Sommer 2020 brachten sie ihre erste EP mit fünf Liedern heraus. Die Musik im Stil des neueren Metalcores wurde von Kreher und Dieterle geschrieben, die Texte von Ritter und Spinner.

Aufgenommen wurden Teile davon beim Produzenten Benny Hermann in Sigmaringen. Der hat auch schon Lieder von Annett Louisan, Namika, Glasperlenspiel und Cro produziert. Der EP-Name "Palingenesis" bedeutet Wiedergeburt und beschreibt, wie die Männer aus anderen Bands zu "Pinghost" zusammengefunden haben.

Die Ängste des Menschen

Aktuell arbeitet die Band an ihrem ersten Album, das sie Single für Single veröffentlichen möchte und das insbesondere die Handschrift des Sulzers Sandro Kreher trägt. Die erste Single soll Ende 2021 erscheinen. "Wir wollen zu jedem Song außerdem ein Musikvideo produzieren", sagt er. "Es wird ein sehr persönliches Album, das teilweise auf eigenen Erfahrungen, die überspitzt werden, beruht. Es geht um Menschen und negative Emotionen, vor allem Angst", erklärt er.

Worauf er überhaupt keine Lust hat, sind politische Messages. "Das macht inzwischen jede Band, ob sie etwas davon versteht oder nicht. Ich verstehe nichts davon, deshalb schreibe ich auch nicht drüber. Das kotzt doch sonst jeden an", findet Kreher. Seine Songs lassen viel Raum, um sich eigene Gedanken zu machen und zu interpretieren. "Ich will dem Zuhörer nicht zu viel vorgeben. So kann sich jeder damit identifizieren."

Krehers Einfluss ist es zu verdanken, dass die Songs vom Album eher nach klassischem Metalcore der frühen 2000er-Jahre klingen, mehr Oldschool als die EP. "Jedes Lied geht aber musikalisch und thematisch in eine etwas andere Richtung." Mehr will "Pinghost" nicht verraten.

Was die Band kaum mehr erwarten kann, sind Liveauftritte. "Wenn die Leute es cool finden, würde ich auch bei einer Hochzeit auftreten, ganz egal", sagt Sandro Kreher lachend. Neben ihrer Musik haben die jungen Männer auch Band-Shirts und andere Fan-Artikel kreieren lassen. Die sollen bald über die Internetseite der Band verkauft werden. Zudem ist "Pinghost" auf Facebook, Instagram und TikTok aktiv.