Eine Hauptattraktion der Oberdigisheimer 1250-Jahr-Feier war die historische Modenschau: Kittelschürze und "Batsche" machten sich besonders gut auf dem Laufsteg. Aber auch der Projektchor und sein "Oberdigisheimer Lied" fanden ein begeistertes Echo, desgleichen die "Tüchergymnastik" der Seniorengruppe. Fotos: Lissy Foto: Schwarzwälder Bote

Ortsjubiläum: Oberdigisheim feiert seinen 1250. Geburtstag mit einem bunten Festprogramm

1250 Jahre liegt die erste urkundliche Erwähnung von Oberdigisheim zurück. Ein Festakt mit etlichen launigen Ansprachen hatte am Freitag in der schön dekorierten Bärahalle die Jubiläumsfeierlichkeiten eröffnet – am Wochenende folgte ein facettenreiches Jubiläumsprogramm.

Meßstetten-Oberdigisheim. Ein Höhepunkt des Festakts war nach den Ansprachen von Ortsvorsteher Achim Mayer, Meßstettens Bürgermeister Franks Schroft und dem einstigen Grundschulrektor Wilhelm Isert, Jana Schlagenhaufs Rezitation des Oberdigisheimer Heimatgedichts und dem Festvortrag von Kreisarchivar Andreas Zekorn die Übergabe der neuen Ortschronik an den Ortsvorsteher. Wulf Wager von der Wager Kommunikation Stuttgart hatte, basierend auf der Chronik von 1968, ein 200 Seiten dickes "Update" erarbeitet, bei dem es jedoch nicht blieb: Arthur Häußler, Reinhard Kerstädt, Walter Mayer und andere Oberdigisheimer steuerten noch etliche Beiträge und Bilder bei, so dass das Konvolut um weitere 40 auf 240 Seiten anwuchs. Wulf Wager wusste launig über etliche Besuche im Bäratal, missglückte Verabredungen und funklochbedingte Kommunikationsschwierigkeiten zu berichten; am Ende aber wurde doch alles gut – und ganz besonders das Gruppenfoto, zu dem sich alle Oberdigisheimer Bürger am Stausee versammelten. Natürlich hat es einen Ehrenplatz in der Ortschronik erhalten.

Für den musikalischen Rahmen sorgte neben den eigens aus Salzburg angereisten Schwestern Vera und Patrizia Bieber, die mit ihrer Mutter Cordula Renaissance- und Barockwerke für Violine, Flöte und Cembalo intonierten, ein eigens fürs Jubiläum gegründeter Projektchor mit seiner Premierenvorstellung: Dirigiert von Arnold Walter sang das rund 30köpfige Ensemble das "Oberdigisheimer Lied", ein anrührendes Bekenntnis zum Heimatort, in welches das Publikum anschließend mit einstimmte. Mit einem Stehempfang vor der Kulisse von per Powerpoint auf die Leinwand projizierten Oberdigisheimer Impressionen ging der Abend zu Ende.

Anderntags wurde weitergefeiert. Am Nachmittag trat Frank Schroft im voll besetzten Festzelt zum zweiten Mal innerhalb von sieben Tagen zum Fassanstich an – schon am Sonntag zuvor hatte er beim Stadterhebungsjubiläum den Hammer geschwungen – ; in Oberdigisheim, wo ihm der Ortsvorsteher assistierte, lief alles nach Plan: drei Schläge und der Hahn saß. Es folgte die vielbeachtete historische Modenschau, bei der Kittelschürze, Zylinder, "Stehbrunzhose" und Petticoat einander zwanglos auf dem Catwalk folgten. Sie wurde mit großem Beifall bedacht, ebenso der Projektchor, der erneut das Oberdigisheimer Lied anstimmte, und die Musikkapelle aus dem benachbarten Unterdigisheim. Am Abend kamen die Fans der rockigen Volksmusik voll auf ihre Kosten – die "Dirndlknacker" machten Stimmung.

Dem Gottesdienst folgte am Sonntagmorgen der Frühschoppen, diesmal mit dem einheimischen Musikverein Lyra. Über Mittag war das Zelt wieder proppenvoll, und das Servicepersonal hatte alle Hände voll zu tun. Danach spielte sich auf der Bühne und an den vielen Ständen im Ortskern ein überaus vielseitiges Nachmittagsprogramm ab. In einer Nachbildung der einstigen Burg – die auch besichtigt werden konnte – bot das DRK Kinderschminken an; man konnte Anschauungsunterricht in manch ehrwürdigen Handwerk nehmen, etwa beim "Krattenmacher" oder beim Buchdrucker mit dem alten Bleisatz, und erfuhr im "Miniaturwald" Wissenswertes über die Natur.

Viele Gäste hatte auch der Kindergarten, der zum Tag der offenen Tür einlud. Der Publikumsmagnet schlechthin war indes einstündige Greifvogelschau, deren Zuschauern vor lauter Faszination ums Haar das Applaudieren vergessen hätten. Für musikalische Unterhaltung sorgte der Musikverein Tieringen – und den Dauernieselregen ignorierten die Oberdigisheimer einfach. Man wird schließlich nur einmal 1250.