Dicht besetzt waren die Zuhörerreihen bei der Sondersitzung des Gemeinderats zum Thema Bundeswehrabzug. Volker Engelmann, Alfred Fauser und Ernst Berger, Tarzisius Eichenlaub und Lothar Mennig sowie Elke Beuttler äußerten Enttäuschung über die Entscheidung aus Berlin. Foto: Hertle

Meßstetten will nach vorn schauen. Mennig: "Nicht den Kopf in den Sand stecken".

Meßstetten - Frust und Ärger über die Entscheidung, den Bundeswehrstandort Meßstetten von 840 auf 20 Dienstposten zu reduzieren, aber auch Appelle, den Blick nach vorne zu richten, haben die gestrige Sondersitzung des Gemeinderats geprägt.Selten waren im Meßstetter Rathaus die Zuhörerränge so dicht besetzt – im Publikum saßen viele Soldaten, unter anderem die Spitze des Einsatzführungsbereichs 1, der nach den Plänen des Verteidigungsministers aufgelöst werden soll.

Bürgermeister Lothar Mennig ging eingangs nochmals auf die Entscheidung ein, die in Meßstetten einen "Schock" ausgelöst habe. Er skizzierte die erwarteten negativen Auswirkungen auf Firmen und Dienstleister, aber auch auf die Infrastruktur der Stadt.

Seit anderthalb Jahren, so Mennig, habe er sich um den Erhalt des Standortes bemüht und Argumente vorgebracht wie den guten Zustand der Gebäude, den Truppenübungsplatz und die hohe Akzeptanz der Truppe. "Das hat nicht gefruchtet", so der Bürgermeister, nach eigenen Worten "enttäuscht und verbittert". Zugleich rief er dazu auf, nicht den Kopf in den Sand zustecken, sondern sich zu überlegen, was nach der Ära der Bundeswehr kommen könne. Doch sei es schwierig, Gewerbe anzusiedeln angesichts der mangelhaften Verkehrsanbindung.

"Zutiefst enttäuscht" zeigte sich Alfred Fauser (CDU): Meßstetten werde nach dem Abzug lediglich die Nachteile des Truppenübungsplatzes zu tragen haben wie Flug- und Schießlärm "und die Sprengplätze". Einen Hoffnungsschimmer sah er in der vom Stettener Bürgermeister Gregor Hipp ins Gespräch gebrachten möglichen Stationierung von Soldaten der Stettener Verbände in der Zollernalb-Kaserne. "Wir werden fechten müssen", sagte Tarzisius Eichenlaub (Freie Wähler) in Bezug auf Windenergie. Er rief Gemeinderat und Verwaltung auf, sich mit Vereinen, Firmen und Institutionen Konzepte zu überlegen. Einen "Nackenschlag" nannte Oliver Rentschler (FDP) die Entscheidung: Diese sei "an der Wirklichkeit in Meßstetten vorbei" getroffen worden. Er schlug die Gründung eines Arbeitskreises vor.

Betroffen fühlte sich auch Oberstleutnant Volker Engelmann, Kommandeur des Einsatzführungsbereichs 1. Er habe sich in Meßstetten stets wohl gefühlt. "Was bleibt, ist der Blick nach vorne", so Elke Beuttler (CDU). Der Stettener Standortälteste Oberstleutnant Udo Eckbrett habe Platzbedarf signalisiert. Hauptmann Bernd Petersen, der Personalratsvorsitzende des Einsatzführungsbereichs, sagte, dass gerade die Zivilbeschäftigten vor dem Problem stünden, größere Entfernungen zu einem neuen Arbeitsplatz zurückzulegen. Mennig will nun das Gespräch mit der Politik suchen, auch wegen Fördermitteln.