Eine lange Schlange mit Wanderern zog sich rund um Heinstetten bei der dritten Ferienwanderung. Fotos: Lissy Foto: Schwarzwälder Bote

Ferienwanderungen: Dritte Tour führt rund um Heinstetten / Mehr als 230 Teilnehmer / Quarleiter erzählt grausige Geschichten

Zur dritten Tour der Meßstetter Ferienwanderungen hatten sich bei der Heinstetter Mehrzweckhalle mehr als 230 wanderfreudige Frauen, Männer und Kinder eingefunden. Das Wetter hielt die Wanderer nicht ab.

Meßstetten-Heinstetten. Trotz dunkelgrauer Gewitterwolken und Donnergrollen ließen es sich die Teilnehmer der dritten Meßstetter Ferienwanderung nicht nehmen, bei dieser Wanderung, zu der sie Bürgermeisterstellvertreter Thomas Holl und Wanderführer Edmund Quarleiter begrüßten, dabei zu sein.

Edmund Quarleiter, ehemaliger Ortsvorsteher, stellte kurz die Gemeinde Heinstetten vor: von der erstmals urkundlichen Erwähnung im Jahre 793 bis zur Eingemeindung nach Meßstetten 1971 und dem gegenwärtigen Stand mit 973 Einwohnern.

Los ging die Wanderung durch die Meßstetter und Hartheimer Straße, um dann über die von der Feuerwehr abgesperrte Eyachtalstraße auf dem Weg zum ersten Ziel, dem Grillplatz "Rammelloch", weiter zu wandern. Gemütlich hatten es die Kinder, die in einem Planwagen des Pferdestalls Deufel durch die Gegend gefahren wurden. Petrus hatte mit den vielen Wanderern, unter denen sich auch ein Rollstuhlfahrer befand, ein Einsehen und schob die dunklen Wolken zur Seite, so dass die Sonnenstrahlen als Wegbegleiter freie Bahn hatten.

Beim Grillplatz Rammelloch angekommen, nutzten einige der Teilnehmer die Sitzgelegenheiten, um sich in dem kühlen Schatten etwas auszuruhen und mit Getränken zu erfrischen. Was für eine düstere Vergangenheit sich hinter dem "Rammelloch" und dem angrenzenden "Schinderwasen" verbirgt, erzählte Edmund Quarleiter. Der Name "Rammelloch" komme vom Wort "Ram", das so viel wie Schaf- oder Ziegenbock bedeutet, der das Wappen von Heinstetten ziert. Durch die hygienischen Umstände und die damals noch mangelnden tierärztlichen Kenntnisse kam es im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, bis 1934, häufig vor, dass ein Stück Vieh verendete und dann vom "Wasenmeister" auf dem Schinderwasen vergraben werden musste.

Den Grill- und Rastplatz Rammelloch hat 1975 der Heinstetter Wanderverein gebaut und bis zur Auflösung des Vereins vor wenigen Jahren gepflegt.

Am Ende gibt es zünftige Blasmusik

Nach diesen schaurigen Geschichten ging es weiter, bis die Gruppe am Ortsrand von Heinstetten zum "Meisterhaus" gelangte. Dort hat sich ab dem 16. Jahrhundert ebenfalls Grauenhaftes zugetragen. Dort waren die Scharfrichter – Henker – sowie die Klee- oder Wasenmeister – Abdecker – zu Hause. Diese Berufe hatten ein schlechtes Ansehen, wurden von der Gesellschaft gemieden und als "ehrlos" angesehen. Deshalb mussten sie mit ihren Familien außerhalb des Ortes wohnen. Der Wasenmeister hatte um 1800 herum die Aufgabe, den verendeten Tieren die noch verwendbare Decke – das Fell – abzuziehen und brachte danach die Tierkadaver in eine abgelegene Grube auf den Schinderwasen, wo es viel Erdreich gab und sie gut zu vergraben waren. Der letzte Wasenmeister, Josef Wäschle, versah noch bis 1945 im Auftrag der Gemeinde diesen Dienst. Das Meisterhaus bewohnte in den 1950er- Jahren eine Familie Reichle; es ist dann 1970 abgerissen worden. Danach erwarb die Familie Angst das Grundstück und baute einen modernen, in Reiterkreisen bekannten Pferdezuchtbetrieb auf.

Nun kamen auf dem letzten Teilstück bis zur Mehrzweckhalle doch noch die dunklen Regenwolken und ließen einige Tropfen fallen, die aber den gut ausgerüsteten Wanderern nichts ausmachten. Wie immer bildete sich bei der Vesperausgabe, an der die Feuerwehrleute und die Bediensteten der Stadt Meßstetten alle Hände voll zu tun hatten, um die Weckle und den Senf auf die Pappteller zu bringen sowie die heißen Würste und die kühlen Getränke auszugeben, eine Menschenschlange. In der bestuhlten Halle machten es sich die Gäste an den Tischen gemütlich. Dazu spielten die Hartheimer Oldies unter der Leitung von Norbert Deufel und unterhielten die Wandergäste, unter denen zahlreiche "Neueinsteiger" weilten, mit zünftiger Blasmusik.

Weitere Informationen: Die nächste Ferienwanderung findet am Mittwoch, 15. August, in Hartheim statt. Start ist um 17 Uhr bei der Turn- und Festhalle.