Die Bedeutung der Kirche im Meßstetter Stadtbild hat Bürgermeister Lothar Mennig beim Stehem­pfang unterstrichen. Foto: Franke Foto: Schwarzwälder-Bote

100 Jahre Lamprechtskirche in Meßstetten: Gottesdienst und Festakt / Gäste aus Thüringen

Von Peter Franke Meßstetten. In Meßstetten ist sie der Mittelpunkt des Gemeindelebens evangelisch-lutherisch orientierter Christen und gleichzeitig ein wichtiges Element im Bild des Ortskerns: die Lamprechtskirche. Nun wurde ihr 100-jähriges Bestehen in ihrer jetzigen Gestalt gefeiert. Zum Festgottesdienst war das Gotteshaus gut gefüllt.

Als die alte Kirche nach einem Erdbeben so stark beschädigt war, dass eine Instandsetzung nicht mehr sinnvoll war, entschloss man sich, die neue Kirche großzügig zu dimensionieren. Jeder Gläubige sollte Platz in ihr finden. In einem organisatorischen und finanziellen Kraftakt stemmte die Gemeinde seinerzeit das Projekt in gerade einmal neun Monaten Bauzeit. In das mit weißen und pinkfarbenen Rosen geschmückte Kirchenschiff zogen zum Auftakt des Gottesdienstes die beiden aktuellen Pfarrer der Gemeinde ein, Reinhold Schuttkowski und Rüdiger Schard, begleitet von Dekan Beatus Widmann und dem Kirchengemeinderat. Würdevolle Musik von Posaunenchor und Orgel begleitete sie dabei. Thomas Kiesinger dirigierte die Bläser, an der Orgel spielte Bernd Braun. Schard grüßte die Besucher. Ein besonderer Gruß galt den Gästen aus der Partnergemeinde Niederroßlar/Thüringen. Schard hob den Wert der Kirche hervor. Ein "Heilig, heilig, heilig! Heilig ist der Herr" erklang als Bestätigung des Kirchenchors, den Bernd Braun führt. Bianca Hermann las vom neuen Jerusalem aus der Offenbarung der Bibel vor, bevor Dekan Beatus Widmann predigte. Immer schon versammle sich die Gemeinde an Orten, um zu beten. Kirchen seien Bethäuser. Dort eifere man dem Vorbild Jesu nach, der in Psalmen betete, welche die Höhen und Tiefen des Lebens beschrieben. Das stille Gebet finde dort ebenso statt wie Bitte und Fürbitte. Zusammen mit Bianca Hermann las Pfarrer Reinhold Schuttkowski die Fürbittgebete. Zuvor hatte der Kirchenchor "Gloria sei dir gesungen" zum Besten gegeben. Im Anschluss begleitete der Posaunenchor die Gemeinde beim Lied "Herr, wir bitten, komm und segne uns". Bruno Lachmann dankte als Vorsitzender und im Namen des Kirchengemeinderats Dekan Widmann für dessen Dienst und las einen Gruß von Dekan Winfried Dalferth vor, der von 1978 bis 1980 Vikar in Meßstetten war. Er lud auch zur Besichtigung der Ausstellung zum Jubiläum im Kirchenvorraum ein. Gottlob Gerstenecker ergänzte, dass dazu 259 Bilder und 15 Texte gehören, die maßgeblich und akribisch Adolf Ast und ein Helferkreis zusammengestellt haben und die nun einige Wochen zu besichtigen sind. Schuttkowski sprach den Segen und genoss dann, wie alle in der Kirche, das Nachspiel des Posaunenchors. Er moderierte auch beim anschließenden Stehempfang im Gemeindehaus. Bürgermeister Lothar Mennig lobte dort die großartige handwerkliche Leistung der Bauleute ihrer Zeit und unterstrich die Bedeutung der Kirche im Stadtbild als das wichtigste Wahrzeichen. Auch aus diesem Grund habe die Kommune ihren Erhalt stets unterstützt. Pfarrer Renny Mundenkurian von der katholischen Kirchengemeinde Meßstetten wünschte, dass wieder das Bewusstsein für Kirche zurückkehre. Er schenkte ein selbst gesungenes Lied auf Indisch von der Liebe Gottes und erhielt tosenden Beifall für dieses "historische Ereignis", wie Schuttkowski kommentierte. Tino Murgia von der Süddeutschen Gemeinschaft Meßstetten berichtete, wie ihm der erste Eindruck von der Kirche imponiert habe und schlug den Bogen zu jenen Christen in anderen Teilen der Welt, die sich an geheimen Orten träfen, weil sie verfolgt würden. Uwe-Peter Sandberg grüßte als Vorsitzender des Gemeindekirchenrats in Niederroßlar und würdigte das Gotteshaus als einen Ort des Schutzes und der Geborgenheit. Zuletzt war es Methodistenpastor Rolf Held, der anhand eines Baumkuchens die Vielschichtigkeit der Entstehung der Kirche und die Verhältnisse in der Gemeinde darstellte: Menschen erfüllten ein Gebäude mit Leben, in der Lamprechtskirche werde Gemeinschaft gelebt.