Einen singenden Bürgermeister und einen dirigierenden Landtagsdirektor a. D. konnten die Gäste des Kreisseniorentags erleben. Foto: Schwarzwälder Bote

Kreisseniorentag: Hubert Wicker spricht in Meßstetten über seniorengerechtes Wohnen – und über Dialekt

Rund 150 Gäste waren der Einladung des Kreisseniorenrats zum Kreisseniorentag in der Meßstetter Turn- und Festhalle gefolgt. Als Gastreferent sprach Hubert Wicker, der Präsident der Führungsakademie für Seniorengerechte Wohnungsbaupolitik.

Meßstetten. Als Gastgeber trat der langjährige Kassenverwalter Ernst Blickle auf; er und die Kreisseniorenratsvorsitzende Hildegard Fürst hießen die Besucher willkommen. "Alt ist man, wenn man an der Vergangenheit mehr Freude hat als an der Zukunft" erklärte Blickle, sprach aber auch die ganz handfesten Probleme an, die entstünden, wenn immer mehr Menschen immer älter würden. Hildegard Fürst wies ihre Zuhörer darauf hin, dass älteren Bürger, die freiwillig ihren Führerschein abgäben, ein Jahr lang kostenlos mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren könnten, und machte sie auf die rote Notfall-Rettungsdose des DRK aufmerksam: Die enthalte alle Informationen, die für Rettungsdienste wichtig seien, und sollte irgendwo aufbewahrt werden, wo sie leicht zu finden sei, etwa im Kühlschrank, den es in jedem Haus gebe.

Im Namen der Stadt Meßstetten, die den Senioren die Halle kostenlos zur Verfügung gestellt hatte, begrüßte Bürgermeister Frank Schroft die Gäste in "der Perle des Heubergs" und betonte, wie wichtig die Erfahrung der Älteren sei. "Neue Besen, heißt es, kehren gut – aber nur die Älteren wissen, wo der Dreck liegt." Landrat Günther-Martin Pauli sprach dem Motor der Meßstetter Seniorenbetreuung Adolf Ast seinen Dank für dessen Einsatz und viele hilfreiche Anregungen aus und würdigte auch das ehrenamtliche Engagement des Kreisseniorenrats, besonders das von Veronika Kugele und Karl-Otto Gerstenecker. Auch aufs Projekt Zentralklinikum ging er ein – er halte es nach wie vor für die beste Lösung.

Danach gaben die Kindern des Kindergarten Arche Kunterbunt einen Körperteile-Blues-Tanz zum Besten – und dann war die Reihe an Hubert Wicker, früher Ministerialdirektor, Staatssekretär Regierungspräsident und Landtagsdirektor, heute Präsident der Landesführungsakademie für Seniorengerechte Wohnungsbaupolitik. Der erinnerte an die Zeiten, als mehrere Generationen einer Familie im selben Ort lebten und nicht wie heute weit verstreut übers ganze Land oder gar die ganze Welt. Seniorengerechte Wohnungen seien damals noch keine Thema gewesen – heute seien sie unverzichtbar, und die Senioren müssten ihre Stimmen erheben und um mehr solche Wohnungen kämpfen. Denn es gebe zu wenig: 220 000 dieser Wohnungen – die vor allem Barrierefreiheit bieten müssten – fehlten derzeit, obwohl das Land die Fördersummen in den vergangenen Jahren deutlich erhöht habe. 250 Millionen Euro stünden für Wohnungsbau zur Verfügung; jede Gemeinde könne Zuschüsse beantragen.

Hubert Wicker sprach aber nicht nur über Wohnungsbaupolitik, sondern noch über ein weiteres Thema, das mittelbar ebenfalls mit dem Generationenunterschied zusammenhängt. In seiner Eigenschaft als Ehrenvorsitzender des Fördervereins Schwäbischer Dialekt verwies er darauf, dass der schwäbische Dialekt immer seltener gesprochen werde und dort, wo er noch gesprochen werde, im Wandel begriffen sei. Wer kenne noch Wörter wie "Pfulba" (Kopfkissen), "Häs" (Kleidung), "Allbodda" (Zeitung) oder "an Rick macha" (Schnürsenkel zur Schlaufe binden)?

Launiges wusste Wicker über den Gegensatz von Badenern und Württembergern, über württembergische Sparsamkeit und badische Schlagfertigkeit – in Meßstetten, durch das einst die Grenze verlief, kam er damit gut an: Die Hartheimer Oldies, die den Nachmittag mit Blasmusik umrahmten, intonierten prompt das "Badener Lied", und Dirigent Norbert Deufel beklagte, dass für ein Württemberger Lied keine Noten zu bekommen seien. Ersatzeshalber stimmte Bürgermeister Frank Schroft wie beim Festakt zum Stadtjubiläum das Lied "Auf der Vogelwiese" an, und Wicker dirigierte dazu die Musikkapelle. Brausender Beifall war der Lohn.