Die Friseure im Kreis beklagen sich über sinkende Ausbildungszahlen. Foto: Wahl Foto: Schwarzwälder Bote

Innung: Ausbildungszahlen in der Branche rückläufig / Kunde will individuelle Beratung

Meßstetten. Die Friseur-Innung Zollernalb hat sich zur Hauptversammlung im Hotel Schwane in Meßstetten getroffen.

Obermeister Giuseppe Capone begrüßte als ersten Redner Kreishandwerksmeister August Wannenmacher, der einige Zahlen parat hatte, die für das Handwerk sprechen. 5,4 Millionen Handwerker seien in Deutschland in 1,2 Millionen Handwerksbetrieben tätig. Jedes Jahr erhalten 36 000 Jugendliche eine qualifizierte Handwerksausbildung. Im vergangenen Jahr verbuchte das Handwerk in Baden-Württemberg ein Umsatzplus von 4,5 Prozent, erstmals wurde die 100-Milliarden-Grenze überschritten. 14 Prozent aller Auszubildenden im Handwerk haben das Abitur, in der Regel besteht ein Handwerksbetrieb aus fünf Mitarbeitern.

Trotz Rückgang der Schulabgänger blieben die Zahlen bei den Ausbildungsverträgen im Handwerkskammerbezirk Reutlingen relativ konstant. Seit vielen Jahren bedienen die neu abgeschlossenen Lehrverträge rund 2000 Auszubildende. Die Schülerzahlen an der Balinger Philipp-Matthäus-Hahn-Schule seien allerdings leicht gesunken, berichtete der stellvertretender Schulleiter Martin Schatz. Derzeit werden rund 2350 Schüler in 110 Klassen unterrichtet. Momentan werden im ersten Ausbildungsjahr zwölf Schüler ausgebildet, 13 Schüler legen in diesem Jahr die Abschlussprüfung ab.

Kleinklassen wie diese sieht nicht nur Schatz problematisch. Ein erster "blauer Brief" vom Regierungspräsidium Tübingen sei deswegen bereits eingegangen; nach drei solcher Schreiben werde ein Bildungsgang aus Schülermangel geschlossen.

Doch Schatz bleibt zuversichtlich. Für das Ausbildungsjahr 2019/2020 sehe er einer Erhöhung entgegen. Doch dann sei da noch das Lehrerproblem und die Tatsache, dass viele Flüchtlinge zwar qualifiziert seien, doch die Sprachbarriere immer noch zu groß sei.

Obermeister Giuseppe Capone bestätigte den Mangel an Fachkräften im Friseurhandwerk. Die Friseurbranche sei im Wandel, die Betriebsstrukturen hätten sich verändert. Der Kunde fordere nach wie vor personenbezogene Bedienung und individuelle Kundenberatung. Von Vorteil sei eine klare Abgrenzung zum Billigsegement. Kompetenz, Image, Fachlichkeit und Zertifizierung hätten oberste Priorität.

Der Gesellenprüfungskommissionsvorsitzende Marc Egeneter wusste Zahlen und Fakten zu den Gesellenprüfungen. Auch er äußerte Bedenken zu den sinkenden Ausbildungszahlen.

Gerhard Seifert, Studiendirektor und Fachbereichsleiter Friseure, appellierte, die digitalen Möglichkeiten für gezielte Werbung zu nutzen. Jürgen Greß, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, ging einen Schritt weiter: Die Friseure sollten seiner Meinung nach Schulklassen aufsuchen und von ihrem Werdegang berichten und die Schüler vom Friseurberuf begeistern. Anschließend legte er die Jahresrechnung 2018 vor.

Greß stellte den Haushaltsplan vor; die Mitglieder befürworteten diesen.

Zuletzt referierte Dirk Reisacher vom Fachverband zum Thema "Fachverband goes Innung" und sprach aktuelle Themen aus dem Friseurhandwerk an.