Ein für das Schaf ungewohntes Prozedere: Ein Akteur der Tierseuchenübung sucht wie im Ernstfall nach verräterischen Bläschen. Foto: Grimm

Tierseuchenübung auf dem Truppenübungsplatz Heuberg. Ausbruch wäre Katastrophe.

Meßstetten/Stetten am kalten Markt/Hechingen - Sie hat in gesamt Baden-Württemberg stattgefunden: die Tierseuchenübung, bei der flächendeckend der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche simuliert wurde. Auf dem Truppenübungsplatz Heuberg gab es dazu ein spezielles Szenario.

In den meisten Fällen lief diese "Stabsrahmenübung" theoretisch ab, was bedeutet, dass die Krisenstäbe der Landratsämter den Ernstfall ohne "Außenwirkung" abgearbeitet haben. Nicht so auf dem Truppenübungsplatz Heuberg, wo das Problem als "Fachdienstübung" mit konkretem Nachstellen aller dazu notwendigen Elemente durchexerziert wurde.

Auf einem ausgewählten landwirtschaftlichen Betrieb praktizierten die Beteiligten den Einsatzfall "in Echt". "Betroffen" war davon der Schafstall von Landwirt Gerd Hillegard, dessen Herde auf dem Truppenübungsplatz Heuberg im Gemarkungsbereich Meßstetten beheimatet ist. Da der Truppenübungsplatz für die zivilen Behörden und Veterinäre exterritoriales Gebiet ist, hatte die Bundeswehr das Sagen.

Unter den Augen von Gabriele Wagner, Leiterin des Veterinäramts Zollernalbkreis, und dem Katastrophenschutzbeauftragten Walter Ladenberger simulierten Tierärzte der Bundeswehr sowie Soldaten und Einsatzkräfte der Feuerwehr in Schutzkleidung die erforderlichen Maßnahmen, um eine Tierseuche zu bekämpfen – realitätsnah. Dabei sperrten sie großräumig ab, denn im Fall der hoch ansteckenden Maul- und Klauenseuche (MKS), eine in der Regel tödlich verlaufende Viruserkrankung, die alle klauentragenden Säugetiere befallen kann, gelten strengste Quarantänevorschriften in einem Zehn-Kilometer-Umkreis.

Bei einem echten Ausbruch der MKS müssten alle Tiere des Betriebs getötet, alle Produkte wie Milch, Käse und Felle vernichtet und der gesamte Hof entseucht werden. Darüber hinaus würde genau untersucht werden, woher der Viruseintrag stammt, wer Zugang zum Hof und den Tieren hatte, welche Kontakte der Landwirt pflegte, welches Futter woher gekommen ist, ob einer der Kontaktpersonen im Ausland war und vielleicht Lebensmittel von dort mitgebracht hat.

Das Mitbringen von Lebensmitteln tierischen Ursprungs aus dem Ausland ist schon als Ansteckungsquelle ausgemacht worden, da die MKS gerade im südlichen und südosteuropäischen Ausland immer mal wieder aufflammt.

"Für mich würde der Seuchenausbruch eine echte Katastrophe bedeuten", sagt Landwirt Hillegard. "Nicht nur der materielle Verlust wäre kaum abschätzbar, auch die langfristigen Folgen, denn es würde ewig dauern, bis ich wieder eine Herde in der selben Größenordnung aufgebaut hätte." Die Schafe schienen wenig erfreut über den ungewohnten Trubel, als sie sich von vier vermummten Gestalten ins Maul schauen und die Klauen auf verräterische Bläschen untersuchen lassen mussten. Nur die Lämmer legten jugendliche Neugier an den Tag, als sie versuchten, den provisorischen Untersuchungstisch, der da plötzlich in ihrem Stall stand, zu inspizieren.

Alle Beteiligten der Übung sowie einige Fahrzeuge mussten sich am Ende einer gründlichen Dekontamination unterziehen. Dafür war jeweils eine Entseuchungsstraße mit Duschvorrichtungen eingerichtet worden. Auf dem Gelände der Straßenmeisterei in Hechingen war ein kreisübergreifendes Logistikzentrum eingerichtet.