Auch sein privates Glück hat Frank Schroft in Meßstetten gefunden. Er und seine Frau Ann-Kathrin freuen sich auf ihr erstes Kind, das im Frühjahr zur Welt kommt. Foto: Eyrich Foto: Schwarzwälder Bote

Halbzeitbilanz: Bürgermeister Frank Schroft über gute Teamarbeit, neue Pläne für die nächsten vier Jahre und ganz privates Glück

Meßstetten. Halbzeit für Frank Schroft: Am 1. Dezember vor vier Jahren hat er seinen Dienst als Bürgermeister angetreten und startet folglich am Sonntag in die zweite Hälfte seiner Amtsperiode. Im Schwarzwälder Boten verrät er, welche Bilanz er zieht und was er noch vorhat.

In den vergangenen vier Jahren haben wir durch eine gute und konstruktive Zusammenarbeit zwischen Gemeinderat, Stadtverwaltung und mit mir als Bürgermeister viel erreicht. Das freut mich vor allem auch deshalb, weil ich das Amt in einer schwierigen Zeit mit dem herausfordernden Betrieb der Landeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge übernommen habe und wir parallel dazu die vergangenen vier Jahre noch etliche Projekte abzuarbeiten hatten, deren Realisierung schon lange auf sich warten ließen. Stellvertretend dafür möchte ich die Schaffung des Baurechts für die Verlegung der Landesstraße  440 nach einem über 17-jährigen und aussichtslosen Planungsprozess nennen. Aber auch der Bau des Kreisverkehrsplatzes "Am Hartheimer Weg" sowie die Umsetzung und Planung der schon lange diskutierten neuen Wohngebiete in den Ortsteilen fallen darunter. Von daher würde ich unsere Bilanz ohne Übertreibung als gut bewerten. Das wird mir in vielen Gesprächen mit Bürgern auch immer wieder bestätigt. Allerdings gibt es auch noch sehr viel zu tun. Insofern ist das für mich persönlich Ansporn und Motivation, Meßstetten weiter fit für die Zukunft zu machen.

Ich persönlich halte es für wichtig, all das Zurückliegende abzuhaken und nun positiv in die Zukunft zu blicken. Ständiges Gejammer bringt uns nicht weiter. Im Gegenteil: Man kann einen Standort wie den Geißbühl auch zerreden. Deshalb bringen uns fast schon wöchentliche Spekulationen über mögliche, neue Nachnutzungen auch nicht weiter. Schon in Faust 1 unseres Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe steht sinngemäß geschrieben: "Erst was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen." Die Marschrichtung meinerseits geht daher ganz klar in Richtung Gewerbe und Industrie.

Wichtige Vorhaben in den weiteren vier Jahren meiner Amtszeit sind die schrittweise Umsetzung der "Agenda Meßstetten 2030", die Errichtung des interkommunalen Gewerbe- und Industrieparks auf dem Areal der ehemaligen Zollernalb-Kaserne, die Fertigstellung der Landesstraßenverlegung im Stadtteil Tieringen, die Schaffung weiterer Betreuungsplätze in den Kindertageseinrichtungen, die Prüfung der Einrichtung einer Ganztagesschule im Hauptort, der vollständige Ausbau des Breitbandnetzes in unserer Gesamtstadt, die Ausarbeitung von Medienentwicklungsplänen für alle Schulen, die Schaffung von bedarfsgerechten Sportstätten, die Stadtsanierung inklusive der Sanierung unserer Straßen und Kanäle, die Schaffung von bezahlbarem Mietwohnraum, die Ausweisung weiterer Baugebiete in allen Ortsteilen sowie die Fertigstellung unseres "Vorzeigeprojektes" für Jung und Alt, des neuen Sport- und Freizeitgeländes auf dem Blumersberg.

Ich habe schon vor meiner Wahl zum Bürgermeister ganz klar gesagt, dass ich im Falle meiner Wahl die vollen acht Jahre in Meßstetten bleiben werde. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Ich bin sehr gerne Bürgermeister dieser Stadt und werde auch im Jahr 2023 erneut für dieses Amt kandidieren, denn ich möchte Projekte nicht nur anstoßen, sondern auch zu Ende bringen. Das lässt sich in einer Amtsperiode aber nur sehr schwer realisieren. Darüber hinaus freuen sich meine Frau und ich auf unser erstes Kind, das sich für den April angekündigt hat. Und das soll in jedem Fall in Meßstetten aufwachsen.

Zu dieser Aussage stehe ich nach wie vor. Es gibt keinen zweiten Beruf, der einen solch’ großen Gestaltungsspielraum mit sich bringt und bei dem man am Ende des Tages auch noch die Früchte seiner Arbeit sehen kann. Natürlich gibt es auch hier immer mal wieder Höhen und Tiefen. Wie in jedem Beruf. Umso mehr freue ich mich deshalb, wenn ich mit unseren Bürgerinnen und Bürgern bei verschiedensten Anlässen ins Gespräch komme und dann gelegentlich auch Worte der Anerkennung höre.

Privat waren das natürlich die Hochzeit mit meiner Frau Ann-Kathrin und unser Hauskauf. Beruflich ist es die hohe Akzeptanz und Zustimmung unseres von mir eingeführten jährlichen Bürgerempfangs, die überwältigende aktive Beteiligung unserer Bürgerinnen und Bürger, auch der Jugendlichen, an der "Agenda Meßstetten 2030" sowie die hohe Identifizierung der Bevölkerung mit unserer Stadt und allen Stadtteilen. Darüber hinaus bin ich schwer beeindruckt von unserem sehr aktiven und engagierten Vereinsleben. Es ist beachtlich, was unsere Vereine leisten und jährlich wieder neu auf die Beine stellen. Unsere Feierlichkeiten zum Jubiläum "40 Jahre Stadt Meßstetten" sowie die 1250-Jahr-Feiern in Hartheim und Oberdigisheim bleiben mir unvergessen.n Die Fragen stellte Karina Eyrich

Herr Schroft, vier Jahre ist es jetzt her, dass Sie Bürgermeister von Meßstetten wurden. Wie fällt Ihre persönliche Halbzeitbilanz aus?

Ihre Wahlversprechen haben Sie alle ziemlich schnell angepackt: Aufstellung des Stadtentwicklungskonzepts "Agenda Meßstetten 2030", sowie eines Straßen- und Kanalisationszustandsberichts, Sportstättenentwicklungskonzept, ein neues modernes Erscheinungsbild für Ihre Stadt, regelmäßige Bürgersprechstunden auch in den Stadtteilen, Rathausumstrukturierung, Aufbau digitaler Werkzeuge für eine bürgerfreundliche Verwaltung, Ärztehaus, stärkere Jugendbeteiligung, ein neuer Jugendraum – um nur einige wenige Stichworte zu nennen.

Einige haben damals befürchtet, Sie könnten die Rücklagen verbraten. Stattdessen ist das Vermögen der Stadt um rund zehn Millionen Euro gewachsen. Wie machen Sie das, trotz der vielen Investitionen?

Land und Bund haben Meßstetten nach der großartigen Leistung rund um die Landeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge übel mitgespielt und die Meßstetter hängen lassen. Welche Konsequenzen ziehen Sie für sich daraus?

Welche Schwerpunkte haben Sie sich für die zweite Hälfte Ihrer ersten Amtszeit vorgenommen?

Sie sind als Single gekommen und haben in Meßstetten auch privat Ihr Glück gefunden, eine Meßstetterin geheiratet und mittlerweile auch ein Haus gekauft. Wollen Sie – entgegen der Befürchtung mancher, Sie könnten das Amt als Sprungbrett nutzen – also doch länger Bürgermeister in Meßstetten bleiben?

Damals haben Sie gesagt, Bürgermeister zu sein, sei Ihr Traumberuf. Ist er das heute immer noch?

An welches Ereignis der vergangenen vier Jahre denken Sie am liebsten zurück?

Es ist richtig, dass ich bei vielen Themen und Projekten aufs Tempo drücke und auch heute noch bei der Lösung unserer alltäglichen Herausforderungen einen hohen Maßstab und eine sehr hohe Taktung an den Tag lege. Für viele Mitarbeiter ist das auch nicht immer einfach. Dennoch: Ich fordere zwar viel ein, honoriere gute Leistungen aber auch entsprechend. Jedenfalls bin ich froh, einen sehr motivierten und kompetenten Mitarbeiterstamm um mich zu haben. Am Ende des Tages müssen schließlich Erfolge sichtbar sein, damit wir unserer obersten Handlungsmaxime Rechnung tragen können: Meßstetten so zu positionieren, dass wir auch in Zukunft in allen kommunalpolitischen Angelegenheiten konkurrenzfähig im ständigen Wettbewerb der Kommunen sind. Deshalb ist es auch wichtig, dass die genannten Projekte zügig und konsequent umgesetzt respektive vollendet werden. Dazu gehört als wesentliche Grundlage eine strategische und konzeptionelle Betrachtung und Herangehensweise. Diese Grundlage haben wir mit der Erstellung unseres Stadtentwicklungskonzeptes "Agenda Meßstetten 2030" als "Mutter aller Konzepte" mit einer sehr beeindruckenden Bürgerbeteiligung schaffen können.

Bei einer solchen Gesamtbetrachtung spielen natürlich mehrere Faktoren eine Rolle. Zum einen hatten wir das Glück, dass wir die letzten vier Jahre auf einer enorm guten, wirtschaftlichen Lage aufbauen konnten. Das heißt, die Rahmenbedingungen haben gepasst. Zum anderen ist es uns gelungen, mit einer soliden Haushalts- und Finanzpolitik Notwendiges und Wünschenswertes zu trennen. Doch die Vorzeichen werden sich ändern. Der Konjunkturhimmel trübt sich ein und auch die gesetzlich bedingte Umstellung unseres Finanzwesens auf das Neue Kommunale Haushaltsrecht wird unseren finanziellen Spielraum die nächsten Jahre massiv einengen. Ein Ziel muss daher sein, unsere Einnahmesituation zu verbessern. Hier sehe ich nach wie vor das Potenzial bei der Nachnutzung der ehemaligen Zollernalb-Kaserne durch Gewerbe- und Industriebetriebe. Dieses Alleinstellungsmerkmal der ganzen Region Neckar-Alb sollten wir nutzen.