Foto: Leif Piechowski

Mercedes-Niederlassung im Hallschlag könnte aufgegeben werden und an Heilbronner Straße umziehen.

Stuttgart - Seit langem setzt der Autobauer mit dem Stern entlang der Automeile Heilbronner Straße den Hingucker. Das Mercedes-Forum mit seiner 18 Meter hohen Glasfassade, dem geschwungenen Dach und dem freien Blick auf zahlreiche Modelle gibt eine erstklassige Visitenkarte des Unternehmens ab. Doch jetzt droht Konkurrenz.

Vor wenigen Monaten ist der Spatenstich zu einem ambitionierten Projekt erfolgt. Direkt gegenüber, auf der anderen Straßenseite, investiert Audi 48 Millionen Euro in sein neues Audi-Terminal. Bis zum Herbst 2013 soll dort eine 24 000 Quadratmeter große Markenwelt entstehen. Mit Servicecenter und repräsentativ. „Die neue Niederlassung soll Zeichen setzen“, hat Alexander Schuhmacher, der Geschäftsführer des Audi-Zentrums Stuttgart, schon mal selbstbewusst angekündigt.

Mercedes hat Großes vor

Man muss nicht in Köpfe schauen können, um festzustellen, dass das dem Platzhirsch nicht gefallen kann. Und der hat sich auch bereits gewappnet. Im vergangenen September hat Daimler das nördlich ans Forum angrenzende Gelände des Industriewerkzeugehändlers Hahn und Kolb gekauft – als Option für eine mögliche Erweiterung. Hahn und Kolb will in absehbarer Zeit nach Ludwigsburg umziehen. Bisher hieß es bei Daimler, eine konkrete Verwendung sei noch nicht klar, und auch jetzt ändert sich die offizielle Aussage wenig. „Ein konkretes Konzept für eine Nutzung gibt es noch nicht, da Hahn und Kolb im Rahmen einer Mietvereinbarung das Gebäude auf der Fläche weiterhin nutzt“, sagt Sprecherin Konstanze Fiola. Man werde zu gegebener Zeit ein Konzept erarbeiten.

Das allerdings scheint bereits passiert zu sein. „Wir haben dort Großes vor“, sagt ein hochrangiger Mitarbeiter der Stuttgarter Mercedes-Niederlassung. Auch die Wirtschaftsförderung der Stadt Stuttgart hat sich bereits mit den Plänen befasst. Demzufolge soll auf dem Areal ein prestigeträchtiges Gebäude entstehen, das einen Gegenpunkt zur Audi-Präsenz gegenüber setzt. Einziehen könnte dort ein Teil des bisherigen Standorts Hallschlag, der zur Disposition steht.

Im Hallschlag ist bisher vor allem die Nutzfahrzeugsparte der Niederlassung beheimatet. Dort gibt es Lastwagen, Transporter und Vans samt den notwendigen Serviceeinrichtungen. Teileverkauf und Werkstatt für Pkw sind dort ebenfalls untergebracht. Laut Mitarbeitern ist der Platz knapp, Teile der Lkw-Sparte seien bereits ausgelagert. Zudem scheint die Heilbronner Straße mit ihren rund 70 000 Fahrzeugen pro Tag die attraktivere Adresse zu sein.

Heilbronner Straße würde weiter aufgewertet

Die Überlegungen sehen vor, in dem Neubau neben dem Forum die Pkw-Werkstatt unterzubringen und sie somit von den Nutzfahrzeugen abzutrennen. Die könnten stattdessen auf dem Gelände des Transporter- und Gebrauchtwagen-Centers in Gerlingen unterkommen. Denkbar ist zudem, dass in diesem Zug auch die Werkstatt in der neuen Niederlassung am Museum in Bad Cannstatt an eine andere Stelle verlegt wird, um sich an dieser Stelle voll auf den Verkauf konzentrieren zu können. Offiziell bestätigen will man das bei Daimler noch nicht. „Es gibt noch keinen definitiven Entscheidungsstand“, drückt es ein führender Mitarbeiter vorsichtig aus. Man befinde sich derzeit in Gesprächen. Sprecherin Fiola betont, es gebe „derzeit keine konkreten Pläne für eine Verlagerung des Niederlassungsstandorts im Hallschlag“.

Sollte es dennoch so kommen, würde die Automeile Heilbronner Straße weiter aufgewertet. Das nördliche Einfallstor nach Stuttgart ist jüngst für 30 Millionen Euro sechsspurig ausgebaut worden und beherbergt mittlerweile große Niederlassungen zahlreicher Automarken. Neben Mercedes und Audi sind etwa Peugeot, Toyota und Lexus vertreten, auch BMW und Honda haben unweit davon ihre Häuser. Das Düsseldorfer Unternehmen Mr. Wash hat zudem 25 Millionen Euro in eine der größten Autowaschanlagen Europas gesteckt.

Lücken gibt es nur noch wenige. Ausnahme ist ein Grundstück direkt am Pragsattel, das Porsche vor vier Jahren gekauft hat. Dort hätte eine Niederlassung der Edelmarke oder ein Verwaltungshochhaus entstehen können. Doch im Sog der Turbulenzen um die VW-Übernahme sind die Pläne in der Schublade verschwunden. Eine Entscheidung ist zurzeit nicht abzusehen. Inzwischen dient das Gelände Audi als vorübergehender Parkplatz für Gebrauchtwagen. Wer weiß, wie lange noch – schließlich hat man in der Heilbronner Straße ja Großes vor.