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Daimler gibt Startschuss für Erweiterung seiner Markenwelt – Porsche verfolgt ähnliche Pläne.

Stuttgart - Daimler will nach mehrjährigem Aussetzen des Projekts jetzt seine Mercedes-Benz-Welt in Bad Cannstatt erweitern. Der Architektenwettbewerb soll bald beginnen. Vorgesehen im Konzept ist auch eine Zukunftswerkstatt für ein breites Publikum - genauso wie bei Porsche nur wenige Schritte entfernt.

Bereits vor knapp drei Jahren hat der Autobauer Daimler für 15,9 Millionen Euro bisherige Sportflächen von der Stadt erworben. Direkt angrenzend an den großen Markenauftritt mit Mercedes-Museum und Niederlassung sollte auf dem Wasen Platz geschaffen werden für eine Erweiterung. Doch angesichts der Wirtschaftskrise verschwanden die Pläne vorübergehend in der Schublade. Jetzt beendet der Konzern die Hängepartie und tritt bei der Umsetzung aufs Gaspedal.

Baubeginn nicht vor Ende 2013

Die Eckpunkte für ein Nutzungskonzept stehen seit Mittwoch fest. Auf dem Areal an der Mercedesstraße soll nicht nur das Classic-Center untergebracht werden. Die Abteilung für historische Fahrzeuge hat bisher in Fellbach ihren Sitz. Wichtiger Bestandteil der Planung ist neben Ausstellungsstücken aus dem Unternehmensarchiv und dem Fuhrpark auch eine Zukunftswerkstatt. Der Konzern spricht von einer "interaktiven und erlebbaren Darstellung von Forschungs- und Zukunftsthemen rund um das Automobil für ein breites, internationales Publikum". Eingebunden wird die Wissensplattform Genius des Unternehmens, die sich an ein junges Publikum richtet.

Man wolle damit das bisherige Angebot des Unternehmens im Neckarpark auch inhaltlich erweitern, sagt Daimler-Chef Dieter Zetsche: "Wir wollen den starken Auftritt der Mercedes-Benz-Welt um weitere Attraktionen ergänzen und dabei auch einen Ausblick auf die automobile Zukunft geben." So könne man auch einen Beitrag zu einer weiteren Attraktivitätssteigerung des Neckarparks leisten.

Bei der Stadt rennt Daimler offenen Türen ein

Zu den Kosten dafür gibt es noch keine Angaben. "Wir rechnen mit einem Baubeginn nicht vor Ende 2013", sagt Sprecher Markus Mainka. Zunächst bereite man die Ausschreibung für einen Architektenwettbewerb vor, bei dem man eng mit der Stadt zusammenarbeiten und die Öffentlichkeit einbeziehen wolle. Die Ausschreibung soll bis spätestens Mitte des Jahres stehen.

Bei der Stadt ist man voll des Lobes über die Pläne. "Ich freue mich, dass an der Mercedes-Benz-Welt ein weiterer Höhepunkt entstehen soll, der auf ein internationales Publikum abzielt", sagt Oberbürgermeister Wolfgang Schuster. Dort entstehe ein "hervorragendes Aushängeschild" für die Stadt. Der Vorstand des Autobauers setze damit ein "schönes und unübersehbares Zeichen der Verbundenheit mit dieser Stadt".

Porsche plant repräsentatives Zentrum

Einige Kilometer weiter dürfte die Entscheidung für mehr Kopfzerbrechen sorgen. Erst vor wenigen Tagen hat die Porsche AG ihrerseits einen Wettbewerb gestartet. Der Sportwagenbauer plant ebenfalls ein Mobilitäts-Erlebniszentrum in Bad Cannstatt, sogar in derselben Straße, nur wenige Schritte vom Daimler-Projekt entfernt. Auf dem Grundstück an der Ecke Mercedesstraße und Veielbrunnenweg direkt bei der Straßenbahnwelt könnte eine Zukunftswerkstatt entstehen, die jährlich 400.000 Besucher anlocken soll. Porsche hat das Projekt quasi von der Stadt übernommen. Der Neubau könnte an die 20 Millionen Euro kosten, für die Innenausstattung sind weitere zehn bis zwölf Millionen Euro vorgesehen.

Drei ausgewählte Büros haben bis 16. April Zeit, ihre Entwürfe für ein repräsentatives Zentrum von "herausragender Qualität" einzureichen. In einem Ideenteil sollen auch Vorstellungen entwickelt werden, wie das Planetarium integriert werden könnte, falls es aus dem Schlossgarten wegziehen sollte. Ob Porsche das Mobilitätszentrum tatsächlich baut, will der Vorstand nach dem Wettbewerb im Mai entscheiden.

Ob die Daimler-Pläne diese Entscheidung beeinflussen, dazu wollte sich Porsche am Mittwoch nicht äußern. "Es ändert sich grundsätzlich nichts an unserer Herangehensweise", sagt Sprecher Dirk Erat. Man überlege derzeit, wie ein solches automobiles Klassenzimmer aussehen könnte, und entscheide danach, ob man die Ideen umsetze. Doch Erat räumt ein: "Falls es so weit kommt, muss man sicherlich über Synergien beider Projekte nachdenken."

Bisher haben beide Autobauer offenbar für sich allein geplant. "Zu Porsche können wir uns nicht äußern. Wir haben jetzt unser Konzept festgezurrt", sagt Daimler-Sprecher Mainka. Bei der Stadt hat man jedenfalls keine Angst vor zu ähnlichen Projekten. "Dieser Prozess ist auch gewollt", sagt Sprecher Markus Vogt, "wir können uns gut vorstellen, dass sich beide Einrichtungen gegenseitig befruchten."