Bunt gemischt sitzen Flüchtlinge und Meißenheimer an den Tischen verteilt. Foto: Lehmann

Großer Andrang im ehemaligen Gasthaus / Bevölkerung sucht Kontakt zu neuen Nachbarn

Sich begegnen, ins Gespräch kommen, Kontakte knüpfen – das sind die Ziele des Riedhof-Cafés. Die erste Ausgabe des Treffs mit Flüchtlingen am Samstag erlebte regen Zulauf.

Meißenheim. Die Bereitschaft und das Interesse der Bevölkerung, Kontakte mit den Bewohnern des Riedhofs zu knüpfen, war da. Das hat Stefanie Kopf, die als Mitarbeiterin der Gemeinden Meißenheim und Neuried für die Flüchtlingsarbeit zuständig ist, aus einigen Gesprächen mit der Bevölkerung bemerkt und sofort die Gelegenheit beim Schopf gepackt. Kurzerhand wurde das Riedhof-Café eröffnet, das alle vier Wochen wechselnd freitags und samstags stattfinden soll. Freitags wird von 16 bis 18 Uhr zum Café eingeladen, samstags von 15 bis 17 Uhr.

Die erste Veranstaltung am Samstag war sofort ein voller Erfolg. Kopf freute sich über die zahlreichen Gäste aus der Gemeinde – es waren viele Ehrenamtliche da, aber auch viele, die einfach so der Einladung gefolgt waren. Schnell war der Nebenraum gefüllt und es herrschte dichtes Treiben, sodass auf den ehemaligen großen Gaststättenraum ausgewichen wurde. Das Buffet umfasste eine Vielfalt an Kuchen. "Ich habe die Bewohnerinnen gefragt, ob sie einen Kuchen backen würden", sagte Kopf. Sechs Zusagen habe sie erhalten, letztlich standen doch zehn Kuchen auf dem Buffet. Hinzu kamen acht Kuchen von ehrenamtlichen Helfern, sodass ein reichhaltiges Buffet zum Auftakt geboten werden konnte. Neben Kaffee gab es auch verschiedene Teesorten.

Ursprünglich war es so gedacht, dass sich jeder selbst bedient. Doch die Riedhofbewohnerinnen hatten es sich zur Aufgabe gemacht, ihre Gäste zu bewirten und zeigten, dass bei ihnen Gastfreundschaft großgeschrieben wird. "Das ist das Schöne daran, wenn wir etwas machen, ist immer jemand von den Bewohnern da, der hilft", erklärte Kopf. Bereits beim Aufbau haben die jungen Männer mit angepackt und auch beim Abbau waren alle tatkräftig mit dabei.

Schnell war das Eis zwischen Riedhofbewohnern und Gästen gebrochen. Insbesondere die Babys, von denen zehn im Riedhof leben, waren der Magnet für die Gäste und so manches Kind machte es sich auf dem Arm eines Café-Gasts gemütlich. Zwar gab es teilweise noch Sprachbarrieren, diese wurden aber so gut es geht überwunden. "Einige der Kinder, die hier zur Schule oder in den Kindergarten gehen, sprechen sogar schon Dialekt", sagte Kopf lachend.

Unter den Gästen waren auch Familien, die bis vor Kurzem noch im Riedhof untergebracht waren, nun aber in eigenen Wohnungen leben. Auch ältere Gäste fanden sich im Riedhof ein und erinnerten sich bei dieser Gelegenheit an ihre eigene Vergangenheit, in der sie selbst Flüchtlinge waren. Die Ängste, die im Dorf zuvor bestanden, wurden widerlegt. "Manchmal haben wir unbegründet vor Neuem Angst – da braucht es einfach seine Zeit, bis man das Neue kennengelernt und die Bedenken überwunden hat", sagte eine Dame, die auch einen Besuch beim nächsten Café nicht ausschloss. Das nächste Riedhof-Café findet am Freitag, 10. März, von 16 bis 18 Uhr statt.