Die Himbeeren brauchen eine Rankhilfe – am besten zwei bis drei gespannte Drahtseile. Foto: StN

In der Serie „Mein Garten“ begleitet die Expertin Iris Faller uns in unserem ersten eigenen Garten durch die Saison und gibt Tipps und Anregungen rund um die Pflanzen und deren Pflege.

Stuttgart - Geduld ist eine Tugend des Gärtners – Verzicht allerdings weniger. Deshalb auch wollen wir dem Schriftsteller Theodor Fontane ausdrücklich widersprechen, wenn dieser behauptet: „Wenn man älter wird, so lernt man eben einsehen, dass man von einem Menschen nicht alles verlangen kann und dass man zufrieden sein muss, wenn ein Weinstock Trauben trägt. In jüngeren Jahren verlangt man auch noch Erd- und Himbeeren dazu“.

Warum aber sollte man sich begnügen, wenn man sich auch kann vergnügen? Schließlich ist der Garten eines der letzten Paradiese! Und so wachsen in unserem Garten in Fellbach, den wir seit dieser Saison unser eigen nennen, sowohl Weinreben als auch Erd- und Himbeeren.

Himbeersträucher sind Spreizklimmer

Die Erdbeeren wachsen inmitten der Pfefferminze, die drei Himbeersträucher kämpfen gegen den Giersch, der schneller wächst als sie. „Die brauchen dringend eine Kletterhilfe“, sagt die Gartenexpertin Iris Faller. Denn Himbeeren sind Spreizklimmer und benötigen – wie auch die Brombeeren – Hilfe beim Klettern.

Wir beschließen, gleich noch drei weitere Sträucher zu pflanzen, bevor wir uns an den Gerüstbau machen – schließlich soll es sich ja lohnen. Wir entscheiden uns für Herbst-Himbeeren, da diese pflegeleichter als Sommerhimbeeren sind, gut schmecken und nicht von Würmern gefressen werden.

Bei Herbst-Himbeeren reicht ein einfaches Spalier aus Holzpfählen mit zwei bis drei Spanndrähten völlig aus. Die Spanndrähte sollten in etwa 40, 80 und 120 Zentimetern Höhe angebracht werden. Die Ruten werden dann mit einem Stück Schnur – keinem Draht, denn der schneidet in die Pflanze ein – an die gespannten Drähte angebunden.

Iris Faller hat eine andere Methode gewählt: „Eigentlich sollte meine Himbeere der Sorte Aromaqueen alleine stehe, aber ich habe zwei Drähte so gespannt, dass der Himbeerstrauch dazwischen stehen kann – aber manche Ruten binde ich dann trotzdem an."

Ein ähnliches Gerüst bauen wir für die Weinreben, nur wählen wir dafür dickere Pfähle und einen dickeren Draht aus – Trauben können schließlich schwer sein. Weinreben brauchen ein Gerüst.

Auch viele andere Pflanzen brauchen eine Stütze oder ein Gerüst, da sie nicht ohne Halt stehen. Dazu zählen etwa die Tomaten, „für die die erfindungsreichen Menschen sich diese Spiralstäbe ausgedacht haben“, wie Faller sagt. Diese ersparen dem Gärtner das Anbinden, weil man die Tomate einfach drum herum schlingt.

Gurken und Kürbisse wachsen am Boden

Gurken oder Kürbisse können natürlich am Boden wachsen – auf den Feldern ist es auch so –, viele Gärtner lassen sie aber auch an Rankgittern wachsen, damit sie nicht auf der Erde liegen, wo sie leicht ein Opfer der Schnecken werden. „Da habe ich schon nette Sachen gesehen: Einige Gärtner in unserer Anlage haben ihre alten Weihnachtsbäume ein bisschen zurecht geschnitten und lassen jetzt daran die Gurken hochranken“, sagt Faller. Im vergangenen Sommer habe sie im Botanischen Garten im schottischen Edinburg ein Beet gesehen, auf dem riesige Sonnenblumen als Rankstütze für Kürbisse dienten. „Das sah toll aus, das würde ich auch gerne machen, aber bisher hatte ich mit Sonnenblumen noch kein großes Glück – wegen der Schnecken“, sagt Faller.

Dann sind da natürlich noch die Stangenbohnen. Eigentlich, so Faller, sei es am Besten, die Stangen gerade aufzustellen – dann komme das meiste Licht an die Pflanzen. Wer aber Wert auf Ästhetik legt, stellt die Stangen gerne wie ein Zelt oder Tipi auf. „Bohnen und Erbsen können sich selbst am Gerüst oder Rankgitter festhalten, aber man muss ihnen doch gelegentlich den Weg weisen“, sagt Faller.

Das gilt auch für die Clematis, die Iris Faller immer wieder hochbindet, damit sie in die gewünschte Richtung wächst. Denn auch im Ziergarten wollen viele Pflanzen gestützt werden, viele Stauden würden ohne Stütze auseinander fallen. Daher hat Faller für die Pfingstrosen Metallringe, für viele der anderen Stauden und die Dahlien halbmondförmige Metallstützen.

Sehr gut gefallen ihr auch, wie in englischen Gärten die ganzen Stauden durch Reisig gestützt wurden: Die Zweige mit vielen Verästelungen wurden zwischen die noch jungen Stauden gesteckt und dann mehr und mehr überwuchert. So standen die Stauden in den Beeten sehr schön und konnten nicht durch den Regen platt gedrückt werden. „Leider habe ich nicht die entsprechenden Hecken, von denen ich die benötigten Zweige abschneiden könnte“, sagt Faller.

Und nicht zuletzt gibt es für die Rosen alle möglichen Stützen, Obelisken, Bögen – so dass der Garten durch vertikale Elemente strukturiert werden kann. Ja, lasst die Pflanzen wachsen: Hoch, höher am höchsten!