Roboterhand greift Schuh: Die Sportartikelfertigung bei Adidas soll flexibler und schneller werden Foto: Adidas

Der High-Tech-Maschinenbauer Manz nimmt einen Zukunftsmarkt ins Visier. Zusammen mit Adidas will man komplett individualisierte Bekleidungsstücke und Schuhe fertigen.

Reutlingen/Herzogenaurach - Der Maschinenbauer Manz hat sich den weltweit zweitgrößten Sportartikelhersteller Adidas als Vertragspartner geangelt. Wie das Reutlinger Unternehmen am Dienstag mitteilte, habe man mit dem Herzogenauracher Konzern einen Kooperationsvertrag zum Aufbau sogenannter Speedfactories unterzeichnet.

In den Werken sollen mit neuen Fertigungsmethoden komplett den Kundenwünschen angepasste Sportartikel und Bekleidungsstücke gefertigt werden. Adidas will entsprechende Fabriken zuerst in Deutschland und den USA aufbauen. Später sollen Speedfactory-Produktionsstätten weltweit entstehen. Ziel ist es, die Produkte besser auf die Kundenwünsche in den einzelnen Märkten abzustimmen. Um dies zu erreichen, will sich Adidas teilweise von der speziell in der Sportartikel- und Bekleidungsbranche üblichen Asienproduktion lösen und die Fertigung wieder lokal verankern. Wie viele Speedfactories in den kommenden Jahren entstehen sollen ist noch nicht klar.

Manz werde für die Produktionsstätten die „wesentliche Maschinentechnologie“ zuliefern, sagte ein Sprecher unserer Zeitung. Zum Auftragsvolumen beziehungsweise zur Höhe von Investitionen in dem Bereich wollte sich das Unternehmen nicht äußern. Allerdings werde das Geschäft ab dem kommenden Geschäftsjahr „relevante Effekte auf die Umsatz- und Ertragslage der Manz AG“ entfalten, hieß es. Erich Liedtke, Markenvorstand von Adidas, sagte, die Zusammenarbeit mit Manz werde Adidas helfen, „die Produktion unserer Produkte näher an unseren Konsumenten zu bringen“.

Das Solargeschäft von Manz ist stark geschrumpft

Das 1987 gegründete Unternehmen Manz macht sein Geschäft eigentlich mit Maschinen zur Herstellung von Displays und Leiterplatten und liefert dabei auch Großunternehmen wie dem US-Smartphonebauer Apple zu. Außerdem liefert Manz Produktionssysteme für die Batteriefertigung. Daneben ist das Reutlinger Unternehmen einer der Pioniere im Fotovoltaik-Maschinenbau. 2012 kaufte man dem Schraubenhersteller Würth dessen Solarzellenfabrik in Schwäbisch Hall ab.

Durch die Krise in der Fotovoltaikbranche ist der Stellenwert des Solargeschäfts bei Manz in den vergangenen Jahren aber stark zurückgegangen. Aktuell machen die Reutlinger nur noch knapp neun Prozent ihrer Umsätze mit Maschinen zur Zellproduktion. Die Elektronik- und Batteriesparte erwirtschaften dagegen rund 75 Prozent der Erlöse.

Durch die Kooperation mit Adidas wagt sich der Maschinenbauer nun in ein neues Feld vor. Die Zusammenarbeit unterstreiche die Fähigkeit der Manz AG „innovative Lösungen für anspruchsvolle Kunden“ zu finden, sagte Dieter Manz, Vorstands-Chef und Gründer der gleichnamigen Firma.

Neue Leichtbau-Technologie für Sportartikel

Die Technologie, mit der Manz die Sportartikel-Fertigung bei Adidas noch individueller, kostensparender und flexibler machen will, ist indes nicht ganz neu. Unter dem Namen Fibre-Patch-Placement (FPP) ist sie seit einiger Zeit besonders für Leichbauanwendungen im Einsatz. FPP-Maschinen schneiden kleine Stücke (Patches) aus Carbonfasermatten aus und fügen sie zu dreidimensionalen Werkstücken zusammen. Durch einen anschließenden Brennvorgang entstehen feste Strukturen, wie sie bei Adidas mittlerweile etwa im Bereich von Laufschuhsohlen zum Einsatz kommen. Manz ist einer der Hersteller dieser FPP-Roboter.

Die Bekanntgabe der Kooperation beflügelte die Fantasie der Anleger an den Aktienmärkten. In der Spitze legten Manz-Papiere um gut neun Prozent auf 62,40 Euro zu, gaben zu Handelsschluss allerdings wieder leicht nach. Wegen Auftragsverzögerungen und – stornierungen schrieb Manz im ersten Halbjahr 2015 rote Zahlen. Unter dem Strich stand ein Verlust von 15 Millionen Euro. Der Umsatz sackte auf 122 Millionen Euro ab. Für das Gesamtjahr rechnet Manz ebenfalls noch mit roten Zahlen. Der Umsatz soll bei 305,9 Millionen Euro liegen.