Ein US-Soldat bewacht die Kaserne Campbell Barracks in Heidelberg. Foto: dpa

Studenten wollen die durch den Abzug der US-Army frei werdenden Wohnungen als Wohnheime nutzen.

Mannheim/Heidelberg - In deutschen Studentenstädten ist Wohnraum seit je her umkämpft. Studenten in Mannheim haben nun vorgeschlagen, die durch den Abzug der US Army frei werdenden Wohnungen als Wohnheime zu benutzen. "Es besteht eindeutig Bedarf nach mehr studentischem Wohnraum", sagt der Sprecher des linken Sozialistisch-Demokratischen Studentenverbands (SDS) Mannheim, Julien Ferrat. Es könnten auf einen Schlag 5000 neue Wohnheimplätze geschaffen werden, diese Chance dürfe nicht verspielt werden.

Direkt auf die Stadt Mannheim zugegangen ist der SDS nicht: "Ich habe davon noch nichts gehört", sagt Peter Liebe, ein Sprecher der Stadt. Was mit der 510 Hektar großen Fläche geschehen soll, ist noch unklar. Laut Liebe sollen die ersten Soldaten Mannheim im Laufe des kommenden Jahres verlassen; bis Jahresende 2015 soll der Abzug vollzogen sein. "Es wird ein Bürgerbeteiligungsverfahren geben, wir wollen uns gemeinsam Gedanken über die Nutzung machen." Grundsätzlich könne er sich eine Nutzung als Studentenwohnheim vorstellen. Allerdings steht noch nicht einmal fest, wem das Gelände nach dem Abzug gehören wird. Momentaner Eigentümer ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA), die bundesweit US-Flächen verwaltet. Noch gab es keine Verhandlungen mit der Stadt Mannheim, doch Liebe ließ verlauten, dass diese schon bald beginnen könnten.

"Es gab wenig zu renovieren"

Einen Schritt weiter ist man bereits in Heidelberg. Hier ist die amerikanische Armee ebenfalls stationiert. Zwar werden die Soldaten dort erst bis Ende des Jahres 2015 abgezogen sein, doch einen bereits frei gewordenen Teil der Fläche hat das Studentenwerk Heidelberg für die kommenden zehn Jahre angemietet. Für das noch frei werdende Gelände gibt es bisher keine konkreten Pläne. Diana Scharl von der Stadt Heidelberg: "Die BIMA hat nur angedeutet, dass die Fläche wirtschaftlich verwendet oder verkauft werden soll." Neben Studentenwohnungen will die Stadt hauptsächlich allgemeinen Wohnraum schaffen. Momentan sei es jedoch schwierig, sich vom Zustand der frei werdenden Flächen ein Bild zu machen, da ein Zutritt derzeit nur mit Sondergenehmigung möglich sei.

Über den Zustand der bereits seit 1. Oktober bezogenen Wohnungen war Cornelia Gräf positiv überrascht. "Es gab wenig zu renovieren, die sanitären Anlagen waren gut in Schuss", erzählt die Sprecherin des Studentenwerks. Daher verging wenig Zeit von der Vertragsunterschrift bis zum Einzug der ersten Studenten: Erst am 10. Juni dieses Jahres wurde unterzeichnet. Zusätzlich zu den bisherigen 3600 Schlafplätzen gibt es im neuen Wohnheim 192 neue Wohnungen, die als Dreier- oder Vierer-WGs ausgeschrieben waren. Die Kosten finanziert das Studentenwerk durch Beiträge und Wohnungsmieten komplett selbst. "Das war ein wichtiger Schritt in Bezug auf den doppelten Abiturjahrgang nächstes Jahr. Wir hatten einen Anmeldeanstieg von 30 Prozent", sagt Gräf. Eine Verlängerung der zehnjährigen Mietzeit ist nicht geplant: "Wegen der Geburtenentwicklung in Deutschland ist bis dorthin mit einem Rückgang der Studierenden zu rechnen", erklärt sie. Im vergangenen Jahr konnten lediglich 40 Prozent der Bewerber eine Wohnung ergattern. Nun sei das Ziel, die Quote in etwa zu halten.