Einen Maibaum mit Kritik am Bürgermeister gab es in Eutingen. Foto: Feinler

Scherz und Schaden liegen in der ersten Mainacht für gewöhnlich eng beieinander – so auch dieses Jahr in Horb und Umgebung. Unsere Redaktion hat von umgesägten Maibäumen über verschmierte Geschwindkeitskontrolltafeln alles gesehen.

Horb/Region - Immerhin: Für die Einsatzkräfte des Polizeipräsidiums Reutlingen verlief die Nacht zum 1. Mai ruhig. "Es gab keine besonderen Vorkommnisse", berichtet Michael Schaal, Pressesprecher der Behörde, für die Region um Rottenburg auf Anfrage unserer Redaktion. Eine erste Bilanz der Beamten im Kreis Tübingen ergab: Die Walpurgisnacht verlief friedlicher und ruhiger im Vergleich zu den vergangenen Jahren. Insgesamt sieben Einsätze seien im Kreis in der Nacht gefahren worden, am Sonntag wurde das Polizeipräsidium Reutlingen dann noch mit vereinzelten Anzeigen konfrontiert.

Ruhestörungen und Co.

Das Ende der Corona-Maßnahmen, die in den vergangenen beiden Jahren Veranstaltungen am ersten Maiwochenende unmöglich machten, sei spürbar gewesen. "Die Tanz-Events waren gut besucht. Die Folge waren Meldungen von Ruhestörungen", erklärt Schaal. Auch kleinere Sachbeschädigungen und das nicht typische Verstecken von Gegenständen wurden von der Reutlinger Behörde registriert. Aber: "Es sind keine Maischerze aus dem Ruder gelaufen", zeigt sich Schaal zufrieden.

Einen ganz ähnlichen Tenor schlägt Frank Weber vom Polizeipräsidium Pforzheim an. In der Region rund um Horb sei wenig los gewesen. "Es gab natürlich ein paar mainachtspezifische Einsätze, aber keine schwerwiegenden Ereignisse und Vorfälle in diesem Zusammenhang."

Waldachtal und Rottenburg: Abgesägte Maibäume

Kein Kavaliersdelikt und besonders ärgerlich für die geleistete Arbeit beim Aufstellen und Schmücken sind aber abgesägte Maibäume – so vorgekommen in Weiler, Frommenhausen und Dettingen bei Rottenburg sowie Salzstetten bei Waldachtal. Für die Polizei eher eine Randnotiz, für die Maibaumsteller dafür ein umso größeres Ärgernis.

Gegen 6.30 Uhr musste ein Salzstetter Einwohner nämlich mit Bedauern feststellen, dass der Maibaum in der Nacht umgesägt wurde. Die Nachricht verbreitete sich in der Gemeinde Waldachtal wie ein Lauffeuer, sodass auch Bürgermeisterin Annick Grassi ihre Wut und Enttäuschung in den sozialen Medien zum Ausdruck brachte. "Leider haben heute Nacht Idioten – man kann es nicht anders sagen – den Maibaum in Salzstetten umgesägt. So viel Respektlosigkeit denjenigen gegenüber, die den Baum geschmückt und aufgestellt haben, ist unerträglich", ärgerte sich Grassi.

Wut und Zusammenhalt in Salzstetten

Wütend gab sich auch der Vorsitzende des örtlichen Musikvereins Manuel Kreidler: "Eine solche Aktion ist nach den letzten zwei Jahren einfach nur respektlos." Bei Ortsvorsteher Friedrich Hassel hingegen überwog am Sonntag letztlich die Freude darüber, dass sich am Folgetag rasch eine Anzahl von 30 Personen beim Dorfplatz einfand, um den Baum anzupassen und erneut aufzustellen. "Der Zusammenhalt ist grandios", konstatierte Hassel.

Verschmierte Geschwindigkeitskontrolltafeln hingegen wurden am Sonntagmorgen in Empfingen gesichtet. Ob da nicht ein frustrierter Autofahrer, der das weinende Gesicht beim Passieren der Stelle in der Weillindestraße nicht mehr ertragen wollte, am Werk war?

Eutingen: Kritik an der Verwaltung

Dampf abgelassen haben die Eutinger Maibaumsteller. Denn: Der Unmut in Eutingen ist groß, dass der traditionell am Lindeneck aufgestellte Maibaum dieses Jahr nicht errichtet werden durfte. Unterschiedliche Gründe für dieses Ärgernis kursieren im Ort: Die Jahrgänger hätten alle Anwohner fragen müssen, ist eine Annahme. Andere berichten, dass aufgrund der Verkehrsumleitung wegen des Baus der Hochbrücke die Bundesstraße 28 Umleitungsstrecke sei. Somit sei ein Aufstellen an der B 28 nicht möglich. Der wahre Grund ist unbekannt.

Die Folge: Seit Samstag steht vor dem Eutinger Rathaus ein Maibaum, geschmückt mit leeren Bierdosen und einem Transparent, dass die Verwaltung der Gemeinde kritisiert. Darauf steht: "Wenn der Schultes mal wieder pennt, nach 30 Jahr die Tradition nicht kennt, dann steht kein Maibaum, ist der 20er-Traum zunichte, obwohl schon gesucht wurden Tanne und Fichte. Eutinger Blamage, das muss ja nicht sein, drum stellen wir einen Mini-Maibaum klein, aber fein, möge er hochhalten die Fahne unserer Tradition, uns bewahren vor der Nachbarn Spott und Hohn". Besonders ärgerlich: In Weitingen, Rohrdorf und Göttelfingen wurde das Maibaumstellen erlaubt – ein Nackenschlag für die Eutinger.

Weitingen: Hilfe für illegale Abkürzer

Zwei originelle Maischerze gab es in Weitingen. Einerseits gab es die Anregung, das "Florianstüble" der Feuerwehr im Erdgeschoss des Rathauses nach der Fertigstellung des neuen Feuerwehranbaus an die Sporthalle in das "Café Flori" umzubenennen – was auf einem großen Plakat auch gezeigt wurde. Dazu wurde das Ärgernis der Anwohner der Friedhofsstraße mit illegalen Abkürzern über die Parkplätze "Hinterhaus" und "Neckarblick" zur Autobahn thematisiert. Gleich hinter dem Friedhof wurden zwei blaue Autobahnschilder für orientierungslose Verkehrssünder angebracht. Der erste Mai kann eben auch Scherz statt Schaden bedeuten.