Akrobatik zu Lande, zu Wasser und in der Luft: Szene aus der Cirque-du-Soleil-Show „Luzia“ Foto: Cirque du Soleil/Matt Beard Photography

Mit in leuchtende Farben getunkter Artistik bringt der Cirque du Soleil in Frankfurt das Publikum in der mexikanischen Fantasie „Luzia“ zum Staunen.

Vergessen Sie Helene Fischer! Vergessen Sie die Turnübungen, die sie bei ihrer aktuellen Tour unter einem Wasserfall macht! Wenn Sie „Luzia“ gesehen haben, wird Ihnen das alles gar nicht mehr so spektakulär vorkommen. Die Show hat jetzt in Frankfurt Deutschlandpremiere gefeiert und gastiert dort noch bis Ende Juli. Danach wird sie weiter nach Australien reisen und nie mehr in Europa zu sehen sein. Und nicht nur in Sachen wasserfester Akrobatik ist das Spektakel des Cirque du Soleil ein Ereignis.

Wassertropfen verwandeln sich in Tiere, Pflanzen und Herzen

Die Show hatte in Montreal schon im Jahr 2016 ihre Weltpremiere – und der riesige Regenvorhang, der in „Luzia“ immer wieder eine große Rolle spielt, war tatsächlich das Vorbild für die Wasserfallakrobatik, die bei der aktuellen, ebenfalls vom Cirque du Soleil mitkonzipierten Helene-Fischer-Show viel Aufsehen erregt hat.

In „Luzia“ ist der computergesteuerte Regenvorhang nicht nur in artistischen Einlagen wie der Hochtrapeznummer „Flores en el Desierto“ zentraler Bestandteil der Show, sondern entwickelt auch eine eigene poetische Sprache – etwa wenn er in der Szene „Cierra los Ojos“ dem Clown Eric Koller erst fiese Streiche spielt und dann die herunterfallenden Tropfen plötzliche Formen annehmen, sich das Wasser in Tiere, Pflanzen und Herzen verwandelt.

Ein imaginäres Mexiko

Koller erkundet stellvertretend für das Publikum die bizarre Welt von „Luzia“, stürzt sich zu Beginn mit einem Regenschirm als Fallschirm hinein in diese Traumwelt. Die Reise des Clowns, der auch als pfeifender Pantomime grandios ist, erweist sich als eine Verneigung vor der facettenreichen Kultur Mexikos und vor der langen Geschichte dieses geheimnisvollen, schönen Landes. Zwar kennt man viele Elemente der Show aus früheren Cirque-du-Soleil-Poduktionen (Jonglage, Kontorsion, Schaukel- und Luftartistik), doch all diese Programmpunkte leuchten in „Luzia“ in einem neuen Licht.

Die Show wird als Ausflug in ein imaginäres Mexiko beworben. Das hat vielleicht nicht nur damit zu tun, dass hier eine surreale Welt entworfen wird, sondern auch damit, dass man sich nicht dem Vorwurf der kulturellen Aneignung aussetzen wollte. Ein Markenzeichen dieser etwas anderen Zirkustruppe ist schließlich, dass hier Menschen der unterschiedlichsten Nationen aufeinandertreffen. Natürlich stammen nicht alle, die auf der Bühne stehen, aus Mexiko.

Annäherung an die mexikanische Kultur ohne Sombrero

Die Annäherung des Cirque du Soleil an die reiche Kultur Mexikos findet aber eben auch nicht dadurch statt, dass man Artisten Sombreros aufsetzt, sondern dadurch, dass man die Show in Rot- und Orangetöne tunkt, dass sich die Macher beim Bühnenbild, bei der Lichtregie und bei den Kostümen behutsam dieser Kultur nähern und Klischees vermeiden. Die Musik nimmt in „Luzia“ deshalb einen sehr großen Raum ein. Eine Mariachi-Kapelle und die mexikanische Sängerin Majo Cornejo stehlen den Akrobatinnen und Akrobaten immer wieder mal die Show.

Und während „Crystal“ zuletzt eine riesige Eisfläche für sich in Anspruch nahm, spielt „Luzia“ auf einer vergleichsweise kleinen runden Bühne mitten im Zirkuszelt. Das macht die Show für das Publikum intimer, direkter, emotionaler.

Luzia. Die Show gastiert bis zum 23. Juli in Frankfurt (Festplatz am Ratsweg).