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Telefonwerbung, Mahnschreiben, Drohanrufe: Opfer werden zu Beitrag genötigt.

Esslingen/Ludwigsburg - Die Hintermänner der angeblichen Lottospielgemeinschaft Lotto 3000 stehen wegen Betrugsverdachts im Visier der Staatsanwaltschaft. Die Welle von Telefonanrufen und Mahnschreiben hat das bisher nicht stoppen können.

Die jüngste Warnmeldung kommt am Mittwoch von der Polizeidirektion Esslingen. In mindestens sieben Fällen sind bevorzugt ältere Opfer per Rechnung oder anwaltlicher Mahnung aufgefordert worden, einen Teilnahmebeitrag für ein Gewinnspiel zu bezahlen. Das sei bei einem mündlichen Vertrag per Telefon vorher so vereinbart worden. Dabei geht es um Beträge zwischen 69 und 148 Euro. Wer ungläubig reagiert, bekommt noch mitgeteilt: "Das Telefongespräch wurde aufgezeichnet." Es könne unter einer kostenpflichtigen Hotline abgehört werden.

Die Opfer im Landkreis sind zwischen 61 und 87 Jahre alt, wohnen in Esslingen, Wendlingen, Neuhausen, Leinfelden-Echterdingen und Frickenhausen. "Ein Betroffener beispielsweise hat ein Mahnschreiben mit Frist bis 22. November erhalten", sagt die Esslinger Polizeisprecherin Christine Menyhart, "und schon tags darauf gab es einen Telefonanruf mit Bandansage." Dabei wurde dem Angerufenen massiv nahegelegt, das Geld endlich zu zahlen.

Lotto 3000: Erfundene Mahnschreiben

Damit hat die Esslinger eine Welle erreicht, die auch schon im Kreis Ludwigsburg bekanntwurde. Ein 44-Jähriger aus Vaihingen/Enz wurde über Wochen massiv aufgefordert, 74 Euro an eine angebliche Lottogesellschaft zu überweisen. Betroffen war auch ein 70-Jähriger aus Oberriexingen, der ebenso 74 Euro zahlen sollte.

Freilich: Nicht nur Lotto 3000 ist ein zweifelhaftes Unternehmen - auch die bei den Mahnschreiben genannten Firmen sind offenbar frei erfunden. Zwei Adressen in Heidelberg und Ludwigshafen erwiesen sich als Schein- oder Briefkastenadressen.

Die Adresse eines Heidelberger Anwaltsbüros ist dagegen echt. Die Kanzlei wirbt mit einem "straff organisierten Mahnwesen unter Einbeziehung anwaltlicher Maßnahmen" und lobt "exzellente Kontakte zu Factoring-Unternehmen, die einen Teil der offenen Rechnungen vorfinanzieren können". Sie betont, "auf der Basis der uns von unserer Mandantin zur Verfügung gestellten Informationen und Unterlagen" gehandelt zu haben.

Verbraucherzentralen warnen davor, an Lotto 3000 zu zahlen

Die Region Stuttgart ist dabei längst nicht der Schwerpunkt der Lotto-Masche. Die Fälle reichen bis in den hohen Norden, wo die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein ausgiebig davor warnt, die geforderten Beträge zu begleichen. "Es wurde kein wirksamer Vertrag geschlossen", heißt es. Im Zweifel kann auf der Internetseite der Verbraucherschützer ein Musterbrief heruntergeladen werden, in dem der Nachweis eines Vertragsabschlusses gefordert und eine Anfechtung wegen arglistiger Täuschung erklärt wird.

Während die Esslinger mit ihren Ermittlungen noch am Anfang stehen, ist die Staatsanwaltschaft Heidelberg schon einen Schritt weiter. Angesichts Hunderter Fälle hat sie ein Verfahren gegen die mutmaßlichen Hintermänner eingeleitet. "Es gab auch schon Durchsuchungsmaßnahmen", sagt Staatsanwaltssprecherin Dorothee Acker-Skodinis. Ermittelt werde wegen des Verdachts des Betrugs. Dazu gehören seit Montag auch die Ludwigsburger Fälle.

Im Visier steht offenbar ein 61-Jähriger, der in diesem Jahr zwei GmbHs mit neuer Geschäftsanschrift in Heidelberg im Handelsregister eintragen lassen hat. Bei einer geht es um Telekommunikationsdienstleistungen, bei der anderen um Paymentdienstleistungen, Computer und Präsentationen.

Immerhin: Der Abmahnanwalt ist inzwischen von Lotto 3000 abgerückt. "Aufgrund der ohne Absprache mit uns durchgeführten Mahntelefonate, von denen wir uns ausdrücklich distanzieren und von welchen wir keine Kenntnis hatten", heißt es in einer Erklärung, "haben wir das Mandat mit sofortiger Wirkung beendet." Wie viele Mahnungsbriefe aber derzeit noch im Umlauf sind und wie viele Opfer noch immer überlegen, ob sie nicht doch zahlen sollen, ist unbekannt.