Schulsozialarbeiter Peter Krause hat ein Steigbüdelmodell entwickelt.Archiv- Foto: Frank

Bildung: Abschlussschüler der GMS helfen den Erstklässlern der Grundschule durch die ersten 100 Tage

Die erste Zeit in der Schule ist neu und ungewohnt – und selten einfach. Schulsozialarbeiter Peter Krause hat sich etwas einfallen lassen, um den Erstklässlern den Einstieg zu erleichtern. Dafür nimmt er auch die ältesten Schüler in die Verantwortung.

Loßburg. Krause hat schon lange ein Ziel vor Augen: Nämlich die Grundschule mit der Gemeinschaftsschule Loßburg zu vernetzen. Das versucht er ab diesem Schuljahr mit seinem Steigbügel-Projekt.

Der Anfang an den Loßburger Schulen war jedenfalls gut. Etwa 15 Schüler der Gemeinschaftsschule im Abschlussjahr sollen die Erstklässler der Grundschule durch die ersten 100 Tage begleiten. Das soll diesen den Start leichter machen.

"An der Grundschule hat man festgestellt, dass es für die Erstklässler gut ist, wenn sie Unterstützung von verschiedenen Seiten bekommen", erklärt der Sozialarbeiter. "Und wenn Informationen von Jugendlichen an Kinder weitergegeben werden, dann nehmen die Kinder sie erwiesenermaßen ganz anders auf."

Näher an den "Patenkindern"

Die Jugendlichen seien zwar älter und erfahrener als die Grundschüler, aber auch noch nicht erwachsen und damit näher bei ihnen. "Da steckt der Vernetzungsgedanke dahinter." Seit sechs Jahren sei er nun Schulsozialarbeiter, erklärt Krause. Und die meisten Schüler der Gemeinschaftsschule haben ihre Starthilfe damals von ihm bekommen. "Die jetzigen 15- oder 16-Jährigen sind nun an dem Punkt, an dem sie dieses Wissen weitergeben können", sagt Krause.

Und da habe er großes Vertrauen in die Erstklässler-Paten. "Ich habe lange nach den Schülern gesucht, die für eine Patenschaft in Frage kommen", so Krause. "Nicht alle Abschlussschüler kann man auf die Kleinen loslassen." Aber diejenigen, für die er sich entschieden habe, seien gewissenhaft und der Aufgabe gewachsen. Er habe den Schülern gesagt: "Was ihr mit den Kleinen besprecht, müsst ihr mir nicht unbedingt erzählen. Es dürfen auch Themen sein, die der Erwachsenenwelt verborgen bleiben sollen."

Beeindruckt von Zuspruch der Eltern

In vielerlei Hinsicht haben die 16-Jährigen nämlich einen Vorteil. "Zum Beispiel, wenn es um Mobbing geht", so der Sozialarbeiter. "Sie sind nämlich gereift und schon alt genug, um einem 13-Jährigen auf dem Schulhof sagen zu können: ›Hey, lass die Kinder in Ruhe‹." So lassen sich Probleme lösen, ohne dass die Erwachsenen eingeschaltet werden und die Situation dramatischer regeln.

Außerdem glaube er, dass sich die Kinder den Jugendlichen zum Teil eher anvertrauen, als den Erwachsenen. Sogar er mache die Erfahrung, dass sich manche Schüler im Alltag nicht zu ihm trauen. "Der Sozialarbeiter hat das Image von dem Allwissenden, der den Menschen gläsern macht und ihn durchschaut", verdeutlicht Krause. So sei das natürlich nicht. Dennoch haben jüngere Schüler teils Hemmungen, die sie gegenüber älteren Schülern nicht haben.

Beeindruckt war Krause nicht nur vom Zuspruch der Eltern, die von dem Projekt begeistert waren, sondern auch vom ersten Zusammentreffen der Erstklässler mit den Abschlussschülern. "Die Erstklässler sind regelrecht auf die Jugendlichen abgefahren", freut sich der Sozialarbeiter.

Als zum Beispiel ein Jugendlicher verraten habe, dass er schon einmal eine Karategruppe geleitet habe, haben sich sofort fünf Kleine gemeldet, die ihn als Paten wollten. Eigentlich hieß es: Drei Erstklässler pro Pate, doch der Jugendliche habe gesagt: "Das passt schon, ich nehme alle fünf."

Schwieriger sei es mit den sehr schüchternen Erstklässlern. Da hat Krause Unsicherheiten bei den Jugendlichen beobachtet, die nicht wussten, wie sie mit den Patenkindern umgehen sollen. "Ich habe den Jugendlichen gesagt: Ihr müsst nichts spezielles können. Wichtig ist einfach nur, dass ihr da seid."

Das, so Krause, helfe am meisten. Die Abschlussschüler bieten den Kleinen nun regelmäßig Gespräche an, in denen es zum Beispiel darum gehen könne, was für die Erstklässler gut laufe, was nicht, mit welchen Fächern und Lehrern sie schlechter zurecht kommen und wo sie Hilfe brauchen. "Die Paten haben auch Schulungen von mir bekommen, damit sie auch mal ernsthafte Gespräche mit Eltern führen können, wenn die fragen, wie es mit ihrem Kind laufe."

Das Wort "Projekt" passe eigentlich nicht. Krause bevorzugt "Steigbügel-Modell". Das solle nämlich nichts einmaliges bleiben. Wenn es in Loßburg damit weiterhin gut läuft, will er das Modell auch an anderen Schulen umsetzen. Der erste Testlauf geht nun fast bis Weihnachten. Bis dahin sollten die Erstklässler mit Unterstützung gut im Schulalltag angekommen sein.