Filmemacher Sebastian Heinzel (rechts) reiste an jene Orte, an denen sein Großvater im Krieg stationiert war. Dabei stieß er auf ungeahnte Verbindungen zu seinem Leben, die er anschließend in Film und Buch zeigte. Foto: ZOOM Medienfabrik Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Film des Schömberger Regisseurs und Autors Sebastian Heinzel in der ZDF-Mediathek

Nach sechs Jahren Vorarbeit startete der Dokumentarfilm "Der Krieg in mir" von Sebastian Heinzel aus Loßburg am 5. März 2020 bundesweit in den Kinos. Seit gut einer Woche präsentiert das ZDF den Film nun auch in seiner Mediathek.

Loßburg. Die Premierenveranstaltungen im vergangenen Jahr waren ausverkauft. In den Kinosälen entwickelten sich berührende Publikumsgespräche mit den Zuschauern. Parallel erschien das gleichnamige Buch zum Film auf dem Markt – dann kam die Corona-Pandemie und verbannte den Dokumentarfilm von der Leinwand. Jetzt präsentiert das ZDF die persönliche Spurensuche von Regisseur, Produzent und Autor Sebastian Heinzel neuerdings in der ZDF-Mediathek.

Können Erinnerungen das Erbgut verändern?

Bevor der Film und das Buch entstanden sind, stellte Heinzel viele Nachforschungen an und leistete einiges an Recherchearbeit in seinem Büro – einem roten Bauwagen im idyllischen Loßburger Ortsteil Schömberg. Er ging Fragen wie "Welche Spuren hat die Kriegsgeneration in uns hinterlassen?" und "Wie prägen sie uns bis heute?" auf den Grund.

"Wie viel Soldat steckt noch in mir?", fragte sich Sebastian Heinzel, als er erfuhr, dass sein Opa im Zweiten Weltkrieg in Russland gekämpft hat. Großvater Hans erwähnte diesen Einsatz bis zu seinem Tod mit keinem Wort. Laut einer Mitteilung von Heintels Agentur reiste der Filmemacher an jene Orte, an denen sein Großvater stationiert war. Dabei stieß er auf ungeahnte Verbindungen zu seinem Leben und seinen Kriegsträumen, die ihn seit Jahrzehnten verfolgen. Er bezog seinen Vater in seine Auseinandersetzung ein, die beide einander näherbrachten und das Schweigen brachen, das auch seinen Vater prägte.

Der Film zeigt, so die Mittelung weiter, wie sich Knoten in der eigenen Familiengeschichte lösen lassen und Raum für Veränderungen geben können. Mithilfe von Wissenschaftlern, Therapeuten und Autoren erforscht der Regisseur, auf welche Weise einschneidende kollektive Ereignisse wie Krieg, Flucht, Vertreibung und Völkermord bis in die zweite und dritte Generation hineinreichen.

Neue Forschungen aus der Epigenetik geben Hinweise darauf, dass enorme Stresserfahrungen das Erbgut verändern. Es sind bahnbrechende Erkenntnisse, die deutlich machen, welches Erbe die Nachfahren auf ihren Schultern tragen – oftmals ohne sich dessen bewusst zu sein. Der Film erzählt von den langfristigen Folgen des Krieges und der Bedeutung, sich mit ihnen zu beschäftigen, damit die Weitergabe durchbrochen und Heilung und Versöhnung möglich werden können. Viele Menschen aus den Generationen der Kriegsenkel und der Kriegskinder gehen in den letzten Jahren intensiv diesen Fragen nach, bilden Netzwerke und haben Bestseller auf dem Buchmarkt hervorgebracht. Sie belegen das große öffentliche Interesse an diesem Thema, so der Regisseur.