Seine Jungs wird George vermissen. In der Wohngruppe von Jamal, Pavel, Johannes, Marley und Elias hat der 24-Jährige Kenianer sein freiwilliges soziales Jahr verbracht. Foto: Eberhardt

Junger Kenianer absolviert freiwilliges soziales Jahr im Kinderheim Rodt. Positive Erfahrungen auf beiden Seiten.

Loßburg - Die Kälte wird er gerne zurücklassen, schmunzelt George Munyua Ndungu angesichts des Schnees. Doch der junge Kenianer nahm viele neue Eindrücke mit nach Hause – und ist ein Stück weit auch ein anderer Mensch.

Der 24-Jährige war vor etwas mehr als zwei Jahren als Au Pair nach Freudenstadt gekommen. Als die Aufenthaltszeit um war, hatte George an Deutschland Gefallen gefunden, und das Thema Kinder war ihm schon lange eine Herzensangelegenheit. So ging der junge Afrikaner im Anschluss für ein freiwilliges soziales Jahr (FSJ) ins Kinderheim nach Loßburg-Rodt.

Dort tat sich nicht nur für George eine neue Welt auf. "Er ist der erste ausländische FSJ-Absolvent, den wir im Kinderheim hatten", blickt Heimleiter Edwin Benner mit großer Wertschätzung auf die Zeit mit seinem Mitarbeiter zurück. "Und ich würde es auf jeden Fall wieder tun, es war eine totale Bereicherung."

Dabei war die Eingewöhnungsphase durchaus mit Herausforderungen verbunden. Sprachbarrieren machten die Kommunikation anfangs schwer, denn George hatte bei seiner Au-Pair-Familie überwiegend Englisch gesprochen. Hinzu kam bei den Teamkollegen die Unsicherheit im Umgang mit einer fremden Kultur. Doch nach einigen Wochen waren die Hürden überwunden, auch die Kinder hatten ihn ins Herz geschlossen, und George kann zu seinem Jahr im Kinderheim rückblickend nur eines sagen: "Es war super!" Die Zeit in Deutschland war prägend. Besonders die beherzte Art des Hausmeisters, der seinen neuen Mitarbeiter ohne langes Federlesen in den Alltag einspannte, wird George gerne in Erinnerung behalten. "Die Arbeitserfahrung hat mir sehr gefallen. Zu lernen, dass es immer was zu tun gibt und man vieles selbst machen kann." Auch im Umgang mit Kindern nimmt er neue Eindrücke mit. "In Deutschland beschäftigen sich die Eltern intensiver mit ihren Kindern", bilanziert George Munyua Ndungu. "In Afrika haben die Kinder hingegen mehr Zeit zum Spielen, die Schule ist nicht so ernst." Eine Balance zwischen deutscher und afrikanischer Herangehensweise, das wäre in seinen Augen ideal.

Gereist ist George während seiner Zeit in Deutschland kaum. In Loßburg und Freudenstadt hat sich der Afrikaner rundum wohl gefühlt. Mit seiner Au-Pair-Familie blieb er eng verbunden, und beim Sportverein Loßburg war er Verteidiger in der ersten Fußballmannschaft der Kreisliga A – mit Spielerpass des württembergischen Fußballverbands.

Wichtiger war dem jungen Mann, in der Freizeit zu jobben und Geld für seine Zukunftspläne zu sparen. Denn aus Deutschland nimmt er auch einen Traum mit nach Hause: Irgendwann, erklärt George, möchte er in Kenia ebenfalls ein Kinderheim eröffnen. Die ersten Kontakte hat er bereits geknüpft, und die Freunde in Deutschland haben ebenfalls schon Rat zugesagt.

Der Rückreise nach Afrika sah George mit gemischten Gefühlen entgegen. Vor allem die Kinder seiner Wohngruppe wird er vermissen, aber auch die Kollegen. "Es ist wie eine Trauerphase", beschrieb er die Stimmung seiner letzten Tage hier. "Ich weiß, dass ich viele Leute nie wieder sehen werde." Nach Hause ging er aber zufriedenen Gefühls. "Afrika wird oft negativ dargestellt", bedauert George. "Aber es gibt so viel Positives dort, sonst würde ich nicht zurückgehen." Über Facebook wollen er und Edwin Benner in Kontakt bleiben. Auch dieser nimmt nachhaltige Erinnerungen mit.

"George hat mich als Mensch mit seiner positiven Art beeindruckt, und für die Kinder war der Kontakt mit einer anderen Kultur ein gutes Lernfeld", blickt Benner zurück. Und auf Urlaub will George auf jeden Fall wieder kommen. "Wir haben ihm schon unsere Einliegerwohnung angeboten", schmunzelt Benner.