Loßburg - Große Pläne gehören der Vergangenheit an: Die Gemeinde Loßburg will nicht länger auf einen Investor warten, der ihr das gesamte Areal der früheren LVA-Klinik Hohenrodt abkauft und den Gebäudekomplex einer neuen Nutzung zuführt.Der Gemeinderat hat in nicht öffentlicher Sitzung beschlossen, das zehn Hektar große Gelände Teil für Teil zu veräußern: Das Klinikgebäude das Hofgut und das Waldgrundstück sollen jeweils separat verkauft werden.

Den neuen Weg bei der Vermarktung des einstigen architektonischen Schmuckstücks in Rodt geht die Gemeinde nicht zuletzt, weil sie finanziell in der Klemme steckt und Geld braucht. Das 3,9 Hektar große Waldgrundstück wurde, wie Bürgermeister Thilo Schreiber gestern bei einem Gespräch im Beisein der Fraktionsvorsitzenden des Gemeinderats betonte, bereits an einen einheimischen Bewerber verkauft. Das Mindestgebot lag bei 120 000 Euro und wurde, so teilte Bürgermeister Thilo Schreiber gestern weiter mit, auch erreicht.

Klinikgebäude nicht unter Denkmalschutz

Für das 5,6 Hektar große Klinik-Areal verlangt die Gemeinde nur noch den Grundstückspreis. Das Gebäude, dessen Bausubstanz angegriffen ist, wird wohl abgerissen. Bei einem angesetzten Quadratmeterpreis von 25 Euro ergibt sich ein Kaufpreis von 1,4 Millionen Euro. Der Abriss des imposanten Bauwerks kostet nach Schätzung Schreibers 200 000 bis 250 000 Euro. Das alte Klinikgebäude steht nicht unter Denkmalschutz, es wird vom Denkmalamt lediglich als "erhaltungswürdig" eingestuft. Schreiber könnte sich vorstellen, dass auf dem Klinik-Areal einige exklusive Villenbauplätze entstehen. Die Gemeinde wolle allerdings kein Baugebiet auswiesen.

Für das noch relativ gut erhaltene Hofgut samt einem halben Hektar Grundstücksfläche wird ein Kaufpreis von 450 000 Euro angesetzt. Würden neben dem Wald auch die beiden weiteren Teilstücke des Areals zu den Preisvorstellungen der Gemeinde verkauft, ergäben sich Einnahmen von insgesamt knapp zwei Millionen Euro. Gekauft hat die Gemeinde das gesamte Anwesen einst für 2,5 Millionen Euro.

Bisherige Projekte scheiterten meist ander Finanzierung

Als die Landesversicherungsanstalt die Klinik vor zwölf Jahren veräußerte, griff die Gemeinde Loßburg zu, um die künftige Nutzung mitbestimmen zu können. Dass sich für das bauliche Filetstück in bester Lage Investoren und Betreiber nach eigener Wahl finden würden, stand damals außer Frage.

Aber es kam anders. Insgesamt fünf Vorhaben mit dem fast 100 Jahre alten Gebäude am Waldrand scheiterten in den vergangenen zwölf Jahren – zumeist an der Finanzierung: Es floss schlicht kein Geld. Zunächst sollte eine Drogenklinik eingerichtet werden. Dies wollte der Gemeinderat jedoch nicht. Sehr weit gediehen daraufhin die Pläne, mit einem Investitionsvolumen von 25 bis 35 Millionen Euro ein Kempinski-Hotel zu bauen. Letztlich verabschiedete sich die Hotelgruppe allerdings wieder von dem Projekt. Daraufhin sollte eine Business-Hochschule entstehen. "Wir waren schon beim Notar, alles war verkauft", sagt Schreiber, "nur das Geld kam nie." Dies war kurz vor Beginn der Finanzkrise im September 2008. Zerschlagen haben sich danach auch die Pläne für zwei weitere Vorhaben, eine Krebsklinik und ein Vier-Sterne-Hotel.

Nach diesen enttäuschenden Erfahrungen entschloss sich der Gemeinderat nun, sich Stück für Stück von dem toten Kapital zu trennen. Zumal trotz des Leerstands laufend Kosten anfielen – beispielsweise für Versicherungen, Kontrollgänge in den Gebäuden, das Mähen und das Heizen. Für das Hofgut wurden, so bilanziert Kämmerer Günter Muth, jährlich 15 000 Liter Heizöl gebraucht. Das Klinikgebäude wurde zuletzt nicht mehr geheizt.