Werke aus Barock und Romantik präsentierte Jens Wollenschläger an der Orgel in der Johanniskirche. Foto: Bürkle Foto: Schwarzwälder Bote

Musik: Jens Wollenschläger gibt Konzert zum 20-jährigen Bestehen der Orgel in der Lombacher Johanniskirche

Ein eindrucksvolles Konzert mit Werken aus Barock und Romantik gab Jens Wollenschläger an der Orgel in der Johanneskirche in Lombach. Anlass war das 20-jährige Bestehen dieser "Königin der Instrumente".

Loßburg-Lombach. Bei hochsommerlichen Temperaturen war die Lombacher Kirche bei dem Orgelkonzert mit Jens Wollenschläger gut besetzt. Das lag aber nicht an der angenehmen Kühle in der Kirche, sondern am ausgezeichneten Konzertprogramm.

Jens Wollenschläger ist Professor für Orgel an der evangelischen Hochschule für Kirchenmusik in Tübingen und erster Organist an der Stiftskirche Tübingen.

Pfarrerin Regina Stierlen begrüßte die Zuhörer mit dem Psalm "Alles was Atem hat, lobe den Herrn". Sie meinte: "Es ist ein Geschenk, dass wir die Musik haben, ein Geschenk von Gott, dass wir die Kirchenmusik haben."

Zunächst erläuterte Wollenschläger, wie das Konzertprogramm mit barocker und romantischer Musik entstanden war. Die Komponisten der Werke des Abends standen alle in einer Verbindung zueinander – die meisten in einer Schüler-Lehrerverbindung: Johann Ludwig Krebs war Johann Sebastian Bachs bekanntester Schüler und mit der Zeit auch sein Lieblingsschüler an der Orgel. Dieterich Buxtehude war der Lehrer von Johann Sebastian Bach.

Wollenschläger verwies auf die Pilgerfahrt nach Lübeck, als sich der junge Bach zu Fuß zu seinem großen Idol Dieterich Buxtehude nach Lübeck auf den Weg machte. Die Gemeinsamkeit von Georg Muffat und Wolfgang Amadeus Mozart war zum einen Salzburg, zum anderen waren beide weit gereiste Personen. August Wilhelm Bach – nicht verwandt mit Johann Sebastian Bach – war Organist der Berliner Marienkirche und hatte 1822 einen Orgelschüler namens Felix Mendelssohn Bartholdy. Johannes Brahms war der Lehrer von Gustav Jenner. Jenner kam aus Sylt und war einziger Kompositionsschüler von Brahms in Wien gewesen.

"Es ist toll, in so einer kleiner Kirche zu sein: Wenn hier 50 Leute sitzen, ist sie fast voll. Wenn in Tübingen in der Stiftskirche 50 Leute sitzen, ist die Kirche leer. Das schätze ich sehr an diesen kleinen Kirchen", so der Organist. Das Konzert fand mit dem Praeludium und Fuge in c-Moll von Johann Sebastian Bach einen grandiosen Auftakt. Es folgte "Allein Gott in der Höh sei Ehr".

Zuhörer singen drei Strophen eines Abendlieds mit

Weiter ging es im galanten Stil mit dem Praeambulum und Choral von Johann Ludwig Krebs. Auf die Toccata undecima von Georg Muffat folgte Mozarts "Ein Andante für eine Walze in eine kleine Orgel". Virtuos spielte der Organist die Toccata und Fuge in c-Moll von August Wilhelm Bach. Im romantischen Stil ging es mit dem Praeludium in d-Moll opus 37 Nr. 3 von Mendelssohn Bartholdy weiter. Nach "Herzlich tut mich erfreuen die liebe Sommerzeit" von Brahms folgten "Was Gott tut, das ist wohlgetan" und "Jesu, meine Freude – Gute Nacht, o Wesen, das die Welt erlesen" von Gustav Jenner.

Bei dem Abendlied "Mit meinem Gott geh’ ich zur Ruh" waren alle eingeladen, die drei Strophen mitzusingen. Mit Magnificat primi toni, einem abendlichen Stundengebet von Dieterich Buxtehude, stellte Wollenschläger nochmals seine Virtuosität unter Beweis. Das Publikum honorierte seine Darbietungen mit langem Applaus.

Pfarrerin Stierlen dankte Jens Wollenschläger mit Blumen und einer Lombacher Kirchentasche. "Faszinierend, wie Sie mit höchster Konzentration spielen. Diese große Konzentration ist verbunden mit einer ansteckenden Begeisterung, sodass einfach der Funke auf uns als Zuhörende überspringt", so Stierlen.

Im Anschluss lud Jens Wollenschläger die Konzertbesucher nach Tübingen in die Stiftskirche ein. Dort findet jeden Samstag ab 20 Uhr eine Motette mit Chormusik, Kammermusik, alter Musik oder Orgel- und Klaviermusik statt. Zudem stellte er den Tübinger Orgelsommer vor, der vom 28. Juli bis 8. September stattfindet.

Vor dem Segen verlas Regina Stierlen Worte von Jörg Zink: "Wenn es etwas Heilendes gibt, dann ist es der dankbare Lobgesang, der hier auf dieser Erde beginnt, wo immer einem Menschen ein Klang himmlischer Musik gelungen ist, ein Ton der Liebe, der Geduld, der Hoffnung oder der Güte."