Buchautor und Filmemacher Sebastian Heinzel setzt bei der Bewerbung seines aktuellen Films und Buchs notgedrungen vorübergehend auf digitale Formate. Foto: Stöhr Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: "Der Krieg in mir" beschäftigt sich mit Aufarbeitung von Traumata / Jüngstes Werk online verfügbar

Um sein jüngstes Filmprojekt zu bewerben, nutzt der Schömberger Filmemacher Sebastian Heinzel auch digitale Formate.

Loßburg-Schömberg. Die Öffentlichkeitsarbeit war bereits in vollem Gange. Am 13. März war die Schwarzwaldpremiere des neuen Films "Der Krieg in mir" im Subiaco-Kino in Freudenstadt. Dann – Stichwort Corona – ging nicht mehr viel.

Der Film und das gleichnamige Buch von Regisseur und Autor Sebastian Heinzel beschäftigen sich mit Fragen wie "Welche Spuren hat die Kriegsgeneration in uns hinterlassen?" und "Wie prägen sie uns bis heute?". Ausschlaggebend waren eigene Erfahrungen des Autors, der seit vielen Jahren vom Krieg träumt. In diesen Alpträumen befindet er sich als Soldat im Zweiten Weltkrieg. "Warum träume ich vom Krieg?", fragt er zu Beginn des Films. Es sei sein bisher persönlichstes Projekt, erzählt der Filmemacher beim Gespräch in seinem Büro – einem roten Bauwagen im idyllischen Loßburger Ortsteil Schömberg.

Durch Nachforschungen im Wehrmachtsarchiv erfährt Heinzel, dass sein Großvater Hans in Russland gekämpft hat. Bis zu seinem Tod, als sein Enkel zehn Jahre alt war, schwieg der Kriegsrückkehrer über den dortigen Einsatz. Heinzel unternimmt Reisen an die Orte, wo der Großvater als Soldat stationiert war, und macht dort Bekanntschaft mit Einheimischen, die zum Teil traumatische Kriegserlebnisse durchleben mussten. Ob sein Opa zu den Guten oder den Bösen gehörte, erfährt er dort nicht.

Kinotour unterbrochen

Die Auseinandersetzung mit der (eigenen) Vergangenheit birgt dennoch Potenzial, ist sich der Filmemacher sicher. Es gebe eine Beziehung zum Hier und Jetzt. Die Aufgabe der heutigen Generation sei es, die seelischen Traumata aufzuräumen und diese nicht an die nächste Generation weiterzugeben, sagt der zweifache Vater. Denn "wir leben in einer traumatisierten Gesellschaft". Die persönliche Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte könne heilsam sein.

Im Film kommen auch Wissenschaftler und Psychologen, wie der amerikanische Traumaexperte Peter Levine, zu Wort. Dieser erklärt unter anderem, dass jeder Mensch unter Traumata leidet.

Durch die aktuelle Corona-Situation und die damit verbundene Schließung von Kinos und Buchhandlungen musste sowohl die geplante Kinotournee als auch die Lesereise unterbrochen werden. "Doch eigentlich haben wir noch Glück gehabt", sagt Heinzel. Die Vorstellung im Freudenstädter Subiaco-Kino sei eine der letzten Veranstaltungen vor dem "Shutdown" gewesen. Die Resonanz sei sehr gut gewesen, und die Besucher hätten sich bedankt für diese vorerst letzte Gelegenheit zur Normalität, bevor das öffentliche Leben heruntergefahren wurde.

Nachholtermin in Horb

Was die Verbreitung des Films angeht, so hat der Regisseur schon gut vorgesorgt. Aktuell kann man den Dokumentarfilm "Der Krieg in mir" über die Plattform "Video-on-Demand" anschauen. Ende April soll außerdem die DVD zum Film erscheinen. Dafür habe man sich noch einmal ordentlich ins Zeug gelegt und 90 Minuten Bonusmaterial gesammelt, so Heinzel.

Neben dem Buch, das noch tiefere Einblicke in die Geschichte biete, gibt es eine Reihe von Podcasts, die über die Webseite des Films (www.derkrieginmir.de/podcast) abrufbar ist. Dabei führt der Filmemacher Interviews mit verschiedenen Persönlichkeiten und spricht über Themen wie Traumabewältigung. Die Podcast-Gesprächsreihe läuft unter dem Titel "Wie finde ich Frieden in mir? Stärkende Gespräche in Zeiten des Wandels" und wird begleitend zur Online-Premiere des Dokumentarfilms veröffentlicht.

Was die abgebrochene Kinotour angeht, so hofft Heinzel, dass diese im Laufe des Jahres fortgesetzt werden kann. Für den Termin im Horber Kloster gebe es schon einen Nachholtermin.

Der Autor, Regisseur und Filmproduzent Sebastian Heinzel wurde 1979 in Kassel geboren. 2010 gründete er seine eigene Filmproduktionsfirma (Heinzelfilm GmbH). Das Buch zum Film "Der Krieg in mir" ist 2020 im Verlag Kamphausen.Media erschienen und hat 192 Seiten. Erhältlich sind Film und Buch unter www.heinzelfilmshop.de