Bildung: Gemeinschaftsschule wünscht sich einheitliche Endgeräte / Hoffnung auf Gelder von Landesebene in etwa halbem Jahr

Sie schafft Kontakt in Zeiten, in denen dieser verboten ist – nie war die Digitalisierung wichtiger. Viele Menschen setzen sich nun verstärkt damit auseinander. Schulleiter Thomas Gisonni von der Gemeinschaftsschule Loßburg versucht der Krise damit etwas Positives abzugewinnen. Er sieht jedoch auch Nachholbedarf.

Loßburg. Am Anfang kam der Absturz. Die Gemeinschaftsschule Loßburg hat die digitale Kommunikations- und Lern-Plattform Moodle schon lange, aber als die Schulen mit der Corona-Krise geschlossen wurden, meldeten sich schlagartig auch viele andere Einrichtungen in Baden-Württemberg dort an. Das System laufe über einen gemeinsamen Server für das ganze Bundesland, erklärt Gisonni. Und der sei überfordert gewesen. "Es wurde ein weiterer Server zugeschaltet und dann hat es recht schnell wieder funktioniert", sagt der Schulleiter. Gut so, denn anders hätte sich der Unterricht auf Distanz nicht organisieren lassen.

Die Gemeinschaftsschule hat mit Moodle einen einheitlichen Weg gewählt, über den die Lernmaterialien zu den Schüler gelangen. Das sei jedoch längst nicht überall so, erklärt Gisonni. In anderen Schulen komme teils Material per Mail, Telefon und über diverse digitale Kanäle. Da gebe es schnell Verwirrung.

"Vor etwa zwei Jahren wurde an einer anderen einheitlichen Bildungsplattform für Lehrer und Schüler geforscht", erinnert sich Gisonni. "Da wollte Baden-Württemberg sein eigenes Ding machen. Vielleicht war das der Fehler." Das Projekt sei kläglich gescheitert und viel Geld in den Sand gesetzt worden. "Schade eigentlich", findet Gisonni. "Das hätte uns die Arbeit massiv erleichtert."

Insgesamt sei die Gemeinschaftsschule recht gut ausgestattet, sowohl mit digitalen Geräten als auch mit einem großen Lehrerkollegium, in dem sich die Mitglieder gegenseitig schulen. Dennoch sei das Ende der Fahnenstange noch längst nicht erreicht. "Mein Wunsch wäre es, alle Schüler mit den gleichen Endgeräten auszustatten", erklärt er. Auch Leasinggeräte für Schüler wären wünschenswert. Einen Computer habe so gut wie jede Familie daheim. Auch sei es über das Kreismedienzentrum inzwischen möglich, Endgeräte zu bekommen. Es bleibe jedoch das Problem, dass unterschiedliche Computer unterschiedlich funktionieren. "Es ergeben sich spezielle Probleme oder die Geräte sind zum Teil nicht kompatibel." Eine Vereinheitlichung halte er da für zwingend notwendig.

Da bleibt nur noch die Frage nach der Finanzierung. "Dafür gibt es zum Glück den Digitalpakt, mit dem Bund und Länder für eine bessere Ausstattung der Schulen mit digitaler Technik sorgen wollen", erklärt der Schulleiter. "Aber bis man an die Fördermittel kommt, ist es ein langer Weg", weiß er aus Erfahrung. Ein Berg an Bürokratie werde einem in den Weg gelegt. "Das ist sehr mühsam." Der Antrag der Gemeinschaftsschule ist längst gestellt, es könne jedoch noch ein gutes halbes Jahr dauern, bis die Gelder auch zur Verfügung stehen. "Wir würden uns da ehrlich gesagt mehr Unterstützung wünschen", bemängelt Gisonni.

Jede Schule kocht bislang noch ihr eigenes Süppchen

Die Ausstattung sei jedoch längst nicht alles, meint er. Auch was die Aneignung des nötigen Wissens angeht, das an die Schüler vermittelt wird, koche jede Schule in Sachen Digitalisierung momentan noch ihr eigenes Süppchen. Man tausche sich zwar mit anderen Schulen aus, aber es fehle die Unterstützung von außen. "Die Lehrer werden ins kalte Wasser geschmissen." Auch da appelliert er an die Politik. "Ein paar Fortbildungen hat es schon gegeben, aber längst nicht genug."

Fatal sei es, wenn die Schüler sich mit digitalen Geräten besser auskennen als ihre Lehrer. "Die Kinder kommen damit in Kontakt, weil sie die Geräte auch zu Hause haben", weiß der Schulleiter. "Nur machen sie dort selten etwas Sinnvolles damit", sagt er und lacht. "Da wären wir beim Thema Medienkompetenz. Inhalte bewerten und kritisch betrachten. Verstehen lernen, welchen Inhalten man glauben kann." Das müsse eigentlich wöchentlich mit den Schülern besprochen werden, weil es so wichtig sei. "Und das steht auch auf dem Lehrplan, aber meiner Meinung nach noch nicht in ausreichendem Umfang." Da müsse bereits bei den Grundschülern angefangen werden. "Und das bedeutet nicht, dass denen einfach ein iPad in die Hand gedrückt werden soll. Wir müssen uns gute Konzepte überlegen, in deren Rahmen die Anwendung sinnvoll ist." Ihm sei eine andere Grundschule bekannt, die Schiefertafeln und Tablets gleichzeitig anschaffte, damit die alte Art des Lernens nicht verloren geht. "Ein interessantes Konzept", findet Gisonni.

Er jedenfalls hofft darauf, dass die Fördergelder bald bewilligt werden und die Gemeinschaftsschule digital weiter durchstarten kann. Auch über die Corona-Krise hinaus. "Wenn man der jetzigen Situation noch etwas Positives abgewinnen kann, dann dass sie die Digitalisierung, vor allem in Schulen, voranbringt", sagt Gisonni. "Egal wie lange die Ausnahmesituation noch dauert, ich hoffe, dass die Gesellschaft daraus etwas lernt. "In Sachen Digitales sind wir jedenfalls dabei."