Mode von JW Anderson Foto: EPA

Designerin Vivienne Westwood war der große Star beim Auftakt der Londoner Fashion Week.

London  - Die Wirtschaftskrise ist kaum verdaut, da statten die Londoner Modemacher den Kleiderschrank schon wieder mit mehr Luxus aus. Im kommenden Herbst und Winter ist alles angesagt, was glänzt, funkelt und blitzt. Mit viel „Bling, Bling“, mit Gold, Silber und Glitzersteinen wollen die Designer auf ironische Weise das Ende der wirtschaftlich schlechten Zeiten einläuten und wieder die Korken knallen lassen. Die dominierende Farbe der nächsten kalten Saison ist dennoch Schwarz - mit bunten Akzenten in Orange, Pink oder Grün.

Die Modeschöpfer folgten auf der Londoner Fashion Week häufiger dem Leitmotiv „Kleider machen Leute“. Emilio de la Morena schickt die „Nomadin“ mit buschigem Fellumwurf und Lendenschutz auf Welterkundung. Jasper Conran verführt mit „Eva“: Ein rotes Latexband schlängelt sich oberhalb der Brust vom cremefarbenen Satinkleid zum Hals herauf. Matthew Williamson lässt „Aphrodite“ aufleben: Geraffte, geschwungene und gefächerte Satin- und Paillettenkleider betonen weibliche Kurven. Für Betty Jackson sind Kleopatra-, Gefängniswärter- und Landfrauen-Outfits kein Widerspruch.

Mischung aus Safari und Spielkasino

Eine Mischung aus Safari und Spielkasino durchzieht die Kollektionen. Zur Tarnung wird die Parkerjacke in Fledermaus-Form empfohlen, für wärmere Tage gibt es luftige Kurzmäntel im Schnitt eines Pinguinfracks. Schlangen- und Leopardendrucke stecken bei Basso & Broke in kunterbunten exotischen Seidenkleidern mit Fellkrause und Puffärmeln. Das Modehaus Osman lässt unter dem Nerzmantel prollige Klunker blinken, die diebstahlsicher in die Kleidung eingearbeitet sind. Angeberisch können auch viele Goldkettchen um den Hals oder ein Goldkelch als Handtasche wirken.

Auch wegen des Selbstmords des englischen Designers Alexander McQueen bekam die Fashion Week noch mehr Aufmerksamkeit als sonst. Etliche Gedenkveranstaltungen und Würdigungen wurden dem „talentierten Genie“ zuteil.

Freche, bodenständige und kreative Modemesse

Ein kräftiges Blitzlichtgewitter schlug auch auf „Moderichterin“ Vivienne Westwood ein, die ihre Kollektion „Red Label“ in den Königlichen Gerichtshöfen zeigte. Nachwuchsdesigner Mark Fast provozierte mit molligen Models. Doch immer noch sind Magermodels auf dem Londoner Laufsteg weit in der Überzahl.

Die Londoner Fashion Week hat zu ihrer alten Stärke als freche, bodenständige und kreative Modemesse zurückgefunden. Vor zwei Jahren war noch unklar, ob sich die Briten im dichten Modekalender neben New York, Paris und Mailand überhaupt behaupten können. Neben 120 Designern auf dem Laufsteg haben auch 324 junge Modefirmen ihre Kleider vorgestellt. Die Schar der Skandinavier wird dabei immer größer. Solides Handwerk und Innovationen zählen in der britischen Metropole genauso wie selbstkritische Initiativen.