Mareike Kiefer (links) hat Maschinenbau studiert, ihre Schwester Judith Grossmann Betriebswirtschaft. Beide arbeiten heute in der elterlichen Firma Kiefer Schweißtechnik. In einiger Zeit werden sie den Betrieb übernehmen. Foto: Würth Foto: Schwarzwälder-Bote

Internationaler Frauentag: Mareike Kiefer und Judith Grossmann arbeiten in Meißenheim in einer Männerbranche

Von Florian Würth

Meißenheim. In Familienbetrieben ist die Übergabe an die jüngere Generation bisweilen eine schwierige Angelegenheit. Nicht so bei Kiefer Schweißtechnik in Meißenheim: Dort werden die beiden Töchter in einiger Zeit das Ruder übernehmen.

Das Meißenheimer Unternehmen, das 41 Mitarbeiter beschäftigt, wurde 1991 von Margrit und Gottfried Kiefer gegründet. "Wir schaffen Verbindungen" lautet sein Slogan. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Firma ist auf die Verbindung von Bahngleisen per Schweißtechnik spezialisiert.

Für die meisten Mitarbeiter ist es ein "heißer" Job. Die Schweißer und Schweißmeister arbeiten in ganz Süddeutschland. Kunden sind die Deutsche Bahn und viele andere Verkehrsbetriebe. Die Gleise werden vor allem nachts und an Wochenenden verlegt.

Die Arbeit auf Baustellen – eigentlich eine Männerdomäne. Genauso wie das Maschinenbau-Studium, für das sich Mareike Kiefer (28) vor einigen Jahren entschied. In ihrem Studiengang in Karlsruhe kamen auf 90 Männer gerade einmal drei Frauen. "Da stand man natürlich unter besonderer Beobachtung", erinnert sich Mareike Kiefer. "Aber das hat mich auch besonders motiviert." Mit der Abschlussnote 1,4 war sie eine der Besten des Jahrgangs. Heute macht sie Kalkulationen, erstellt Abrechnungen und betreut Baustellen. "In unserer Branche falle ich natürlich auf, das zeigt sich vor allem, wenn wir auf Messen vertreten sind", erzählt sie.

Auch die ältere Schwester Judith Grossmann (35) erfüllt mit ihrer Berufswahl keine Frauenklischees. Der Umgang mit Zahlen hat ihr schon immer Spaß gemacht. Sie arbeitet in der kaufmännischen Geschäftsführung des Familienbetriebs und kümmert sich vor allem um Personalwesen und Finanzbuchhaltung.

Zwei Frauen in einer Männerbranche, die eine in der Geschäftsführung, die andere ganz nah dran am Handwerklichen: "Damit sind die verschiedenen Gebiete optimal besetzt", findet Judith Grossmann, und ihre Schwester stimmt ihr zu. Dass die beiden einmal die elterliche Firma übernehmen werden, habe sich früh abgezeichnet. "Wir waren schon als Kinder immer dabei und haben den Aufbau der Firma miterlebt", berichtet Mareike Kiefer. Unter Zwang hätten sie nie gestanden, sagt Judith Grossmann. "Ob wir einmal übernehmen, das war uns immer freigestellt."

Noch ist es aber nicht so weit. Das Gründerpaar und seine Töchter arbeiten zurzeit eng zusammen. "Wir greifen gerne auf die Erfahrung unserer Eltern zurück, und gleichzeitig lassen sie uns Raum für die ›jugendliche Dynamik‹", sagt Judith Grossmann. Als ein Beispiel für den frischen Schwung sehen die Geschwister das zunehmend grenzüberschreitend ausgerichtete Geschäft im Dreiländereck.

Kiefer Schweißtechnik hat sich für die Zukunft gerüstet. Der neue Hauptsitz im Meißenheimer Binzenweg, Ende 2011 errichtet, ist ein weißer, futuristisch anmutender Bau, mit genug Platz zur Expansion. Und auch die Übergabe an die nächste Generation ist dank der Töchter auf einem guten Weg. Darauf können die Eltern stolz sein, oder? Mareike Kiefer und Judith Grossmann nicken: "Das sind sie auf jeden Fall."