Sie sprechen über die 1200-Jahrfeier: Friedenweilers Bürgermeister Josef Matt (von links), Silvia Bächle und Alt-Bürgermeister Clemens Hensler. Foto: Bächle Foto: Schwarzwälder Bote

Interview: Rötenbach befindet sich im Jubiläumsjahr / Vortragsreihe über altes Handwerk / Musical über Eisenbahnbau

Rötenbach. Bürgermeister Josef Matt und Alt-Bürgermeister Clemens Hensler erklären, wie das Programm zur Feier der urkundlichen Erst-Erwähnung Rötenbachs aussehen wird.

Rötenbach kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Wie feiert der Ort die urkundliche Ersterwähnung?

Josef Matt: Das Jahresprogramm ist sehr vielschichtig und zeigt die wechselvolle Geschichte von Rötenbach mit Blick über den Ortsrand hinaus, denn Rötenbach ist in die Geschichte der Raumschaft eingebettet. Trotzdem kann Rötenbach einige Besonderheiten aufweisen, und diese möchten wir hervorheben. Ich bin stolz auf unsere Gemeinde. Ein alter Ort, der jung geblieben ist.

Clemens Hensler: Rötenbach wurde durch seine Handwerksberufe bekannt, die zum Teil künstlerischen Ansprüchen gerecht wurden. Angefangen von der Hafnerei, Ziegelei, später Geigenbau, Uhrmacherei und Hinterglasmalerei. Diese werden in der Vortragsreihe entsprechend gewürdigt.  

Was hat es mit dieser Vortragsreihe auf sich?

Matt: Dies war eine großartige Idee von Clemens Hensler, der eine interessante Serie von Vorträgen im Herbst zusammengestellt hat. Von September bis November wird es elf hoch spannende Vorträge geben; immer freitags um 19 Uhr im Spiegelsaal im Schulgebäude. Die anerkannte Hinterglasmalerei-Expertin Gudrun Hahner wird nicht nur über die Rötenbacher Hinterglasmalerei berichten, sondern auch Seminare anbieten.

Hensler: Auch dem Geigenbau wird ein großer Teil gewidmet. Beim Konzert mit der Jugendmusikschule werden drei historische Geigen der Gemeinde zu hören sein. Die ursprünglich aus Friedenweiler und Rudenberg kommende Geigenbauerdynastie Straub wirkte rund 100 Jahre in Rötenbach.

Interessant wird mit Sicherheit auch der Vortrag der Töchter und des Bruders des 1960 verstorbenen letzten Geigenbauers Josef Bier sein. Durch unsere beiden Geigenbauer Straub und Bier ist unsere Gemeinde in Fachkreisen als Geigenbaugemeinde anerkannt.

Das Musical "Zug der Zeit" ist sicherlich der Jahreshöhepunkt.

Matt: Auf jeden Fall. Eine Zeitgeschichte, bei der über 100 Personen aus Rötenbach, Friedenweiler und auch der Region auf und hinter der Bühne stehen. Allein 65 Musiker sorgen für einen wirkungsvollen Klang. Das Libretto stammt aus der Feder von Wulf Schmidt, die Musik hat Tobias Schwab komponiert und arrangiert, der Förderverein für Kultur, Sport, Bildung und Erziehung ist der Veranstalter.

Hensler: Die Geschichte des Musicals führt in die Jahre 1898 bis 1901 zurück, als in Rötenbach die Eisenbahnlinie zwischen Neustadt und Donaueschingen gebaut wurde. Nicht nur ein Ereignis für Rötenbach, dieser Bau hatte eine überregionale Bedeutung. Premiere ist am Freitag, 5. April, mit vier Wiederholungen.

Blättert man durch das Jahresprogramm, sind daneben Konzerte und weitere Feste zu finden. Wurden hier auch die Vereine mit einbezogen?

Matt: Ja, die Vereine sind eine wichtige Stütze der Gemeinde. So feiert der TUS seinen 100. Geburtstag. Ein Fest, welches drei Tage sportlich, kulturell und mit Spaß im Juli gefeiert wird. Im August steht das Jubiläums-Bachfest an. Auch der Landeswandertag des Badischen Turnerbundes wird weit über die Grenzen unserer Gemeinde hinaus für Aufmerksamkeit sorgen.

Hensler: Nicht außer Acht lassen möchte ich das Patrozinium, zu dem sogar Erzbischof Stephan Burger sein Kommen zugesagt hat. Aber auch das Konzert des Kammerorchesters Arcata aus Stuttgart und vieles mehr.

Wie groß ist das Interesse in der Bevölkerung?

Matt: Die Begeisterung und das Engagement in der Bevölkerung sind überwältigend. Ob bei der Vorbereitung oder auch bei der Durchführung: die Menschen stehen hinter ihrem Rötenbach.

Wie werden die Großveranstaltungen finanziert?

Hensler: Wir haben ein sehr gutes Sponsorenkonzept, vor allem, damit die Vereine nicht auf ihren Kosten sitzen bleiben. Solche Großveranstaltungen sind eine enorme Herausforderung, zumal sie kaum Einnahmen, dafür aber viele Ausgaben haben.

Matt: Es gab zwei Sponsorenpakete, um das Jubiläum zu finanzieren. Glücklicherweise gab es 40 Sponsoren und zwölf Hauptsponsoren. Das Geld kommt je zur Hälfte dem Musical und dem TUS zu Gute. Das restliche Programm wird über die Gemeindekasse finanziert.

Die Fragen stellte Silvia Bächle.