Seit ein paar Wochen ist Johannes Linnemann Vorsitzender des Tierschutzvereins Löffingen. Gemeinsam mit der langjährigen Vorsitzenden Carola Hannes bildet er zunächst ein Team. Foto: Bächle Foto: Schwarzwälder Bote

Interview: Neuer Vorsitzender des Tierschutzvereins Löffingen blickt auf einen guten Start

Löffingen. Johannes Linnemann ist der neue Vorsitzende des Tierschutzvereins Löffingen. Er will will weiterhin auch die Katzenkastration anbieten, wie er im Interview verrät.

Herr Linnemann, Sie sind seit wenigen Tagen nun im Amt. Konnten Sie sich schon ein detailliertes Bild vom Löffinger Tierschutzverein machen ?

Der erste Eindruck ist außerordentlich positiv. Natürlich kenne ich noch nicht alle Facetten des Tierschutzvereins Löffingen, aber die bisherigen Gespräche und Arbeiten stimmen mich sehr optimistisch für die zukünftige Entwicklung. Es gilt einerseits, das Lebenswerk von Frau Hannes fortzuführen, anderseits gewisse Veränderungen und Modernisierungen umzusetzen. So beabsichtige ich eine stärkere Trennung der einzelnen Stationen im Tierheim sowie eine einheitliche und systematische Durchführung der Katzenkastrationen auf landwirtschaftlichen Betrieben.

Sie haben verschiedene Kooperationen geplant. Wie sieht es mit den bestehenden aus, etwa mit regionalen Tierärzten oder der Vogelbetreuung?

Je stärker ein Tierschutzverein vernetzt ist, desto besser kann er sich für seine Schutzbefohlenen einbringen und das Tierwohl durchsetzen. Daher ist es mir wichtig, sowohl neue Partnerschaften aufzubauen als auch die bereits bestehenden Kooperationen mit den ansässigen Tierärzten fortzuführen und zu intensivieren. Gleiches gilt für die ehrenamtliche Vogelbetreuung oder Wildtierrettung.

Ein wichtiger Part ist die Katzensterilisation. Wie sieht hier die Situation im Löffinger Ösch aus?

Der Tierschutzverein Löffingen war in diesem Bereich in der Vergangenheit bereits sehr aktiv und hat zahlreiche Kastrationen auf den hiesigen Höfen durchgeführt. Grundsätzlich kann ich durch meine Arbeit für die Musella-Stiftung beobachten, dass mittlerweile immer mehr Betriebe im Schwarzwald bereit sind, an solchen Maßnahmen teilzunehmen. Dennoch liegt noch viel Arbeit vor uns – wohl auch hier im Löffinger Ösch.

Bisher hat der Tierschutzverein die Kosten für die Sterilisation übernommen. Wie sieht dies in Zukunft aus?

Das Kastrationsprojekt wird fortgeführt. Die Kosten werden zwar weiterhin größtenteils vom Tierschutzverein übernommen, allerdings müssen die Hofbesitzer einen geringen Eigenbeitrag leisten. Im Sinne der Nachhaltigkeit müssen sich die Höfe zur Kastration des gesamten Katzen- und Katerbestandes verpflichten, wenn sie durch den Tierschutzverein gefördert werden wollen. Im Gegenzug werden wir konkrete Hilfe sowohl beim Transport der Tiere zum Tierarzt als auch beim Einfangen der Tiere leisten.

Ein Großteil der Finanzierung erfolgt über die Einnahmen der Flohmärkte. Werden Sie sich hier einbringen?

Tierschutzvereine sind zwingend auf Spenden und Einnahmen aus Veranstaltungen wie Flohmärkten angewiesen. Insofern werde ich diesen Bereich natürlich fördern. Zudem sind Flohmärkte in Zeiten der heutigen "Wegwerfgesellschaft" ein Sinnbild für gelebte Nachhaltigkeit, was sich ideal mit Umwelt- und Naturschutz vereinbaren lässt.

Beinhaltet Ihr nun angetretenes Amt auch den Vorsitz des Tierheims, oder wird Carola Hannes für dieses weiterhin verantwortlich sein?

Da der Tierschutzverein der Träger des Tierheims ist, beinhaltet mein Vorsitz des Vereins schlichtweg auch den des Tierheims. Allerdings hoffe ich, dass Frau Hannes dem Verein als Leiterin des Tierheims noch lange erhalten bleibt und in diesem Bereich ihre langjährigen Erfahrungen und zahlreichen Kontakte mit einbringt.  Die Fragen stellte Silvia Bächle.

Johannes Linnemann ist Projektleiter der Musella-Stiftung mit Sitz in Liechtenstein und des Musella-Instituts mit regionaler Zweigstelle in Freiburg. Der 43-jährige promovierte Archäologe wohnt in Kirchzarten und zieht demnächst nach Titisee-Neustadt. Schon als wissenschaftlicher Mitarbeiter der klassischen Archäologie der Universität Rostock hat er mit Publikationen und Projekten auf sich aufmerksam gemacht. Die Musella-Stiftung für eine sozial-ökologische Zukunft setzt sich mit dem Musella-Institut für Tier- und Artenschutz ein. Das umfasst europaweite Kooperationspartner wie auch regionale Arbeiten wie das "Schwarzwaldhofprojekt", das unter anderem Katzenkastrationen oder Bestandsstärkungen von Wildbienen durchführt. Zudem engagiert sich die Stiftung in der Kinder- und Jugendbildung.