So wurde am Hof von Franz I. von Frankreich um 1515 getanzt. Foto: Bächle

Hunderte von Besuchern am Bittenbachgelände. Ritterspiele, Schwertkämpfe und Musik.

Löffingen - Der Mittelaltermarkt lockte am Wochenende zahlreiche Besucher nach Löffingen. Es war allerhand geboten, wie zum Beispiel Ritterspiele und Schwertkämpfe und auch Musikalisches aus dieser Zeit.

"Gott zum Gruße" – so verkündete Schultes Tobias Link mit seiner holden Gemahlin und Ritter Karlheinz (Rontke) im passenden Gewand die vielen Löffinger und Gäste beim historischen Mittelaltermarkt anlässlich der 1200-Jahr-Feier. Der riesige Mittelaltermarkt am Bittenbachgelände entführte die Besucher in die Zeit, als das Dorf und später die Stadt Löffingen entstanden.

Lagerleben: Einen Eindruck, wie unsere Vorfahren lebten, ermöglichten die Lager von den Leitwölfen, die Ritterschaft St. Georgschild aus Radolfzell oder auch die historische Hans Müller Gruppe aus Bulgenbach. Wie Hauptmann Jürgen Isele informierte, stellte die 25-köpfige Gruppe den Bauernkrieg von 1525 dar. Der Verein habe sich zum Ziel gesetzt, das Andenken an den legendären Bauernhauptmann Hans Müller zu erhalten, der Anfang des 16. Jahrhunderts den Bauernhaufen gegen die Obrigkeit anführte und Freiburg einnahm. Die Gruppe St. Georgschild aus Radolfzell zeigte die Facetten der historischen freien Ritterschaft aus dem Jahr 1407, als sie auf dem Feldzug im Appenzeller Krieg war, so Hauptmann Nico Jahn. Imposant die Burgundische Kanone und das Vasengeschütz, die mit Schwarzpulver gefüllt wurden. Der Bunte Haufen aus Freiburg demonstrierte das Katapultschießen wie im Mittelalter

Ablassbrief-Bibel: Markus Walser – der Polizeibeamte vom Bodensee – war in Löffingen als "Ablass-Schreiber" anzutreffen. Mit Feder und Tinte, "die früher aus Nussschalen selbst hergestellt wurde", schrieb er auf Elefantenhaut Ablassbriefe. Früher, so erzählt der Mittelalter-Fan, wurden ganz wichtige Akten auf Pergament (Blut von ungeborenen Lämmern) geschrieben. Vor Johannes Guttenberg, dem Erfinder des Buchdrucks, gab es in den Klöstern und Kirchen oft Kinder, die täglich Seite für Seite die Bibel abschreiben mussten und bei Fehlern hart bestraft wurden.

Schwert- und Ritterspiele: Schwertkämpfe und Ritterspiele sind bezeichnend für das Mittelalter. So bot die achtköpfige Stuntreiter-Gruppe Wenzel imposante Ritterkämpfe auf ihren Pferden. Sieger wurde – wie könnte es anders sein- Ritter Toralf von Freiburg.

Handwerkskunst: Ein großer Part war der Handwerkskunst gewidmet. Odins Rabenvolk, Silke Rottler und Andreas Thiele präsentierten die Wikingersippe, welche von der Rohwolle bis zum gewebten Vorleger alles in authentischer Herstellung erzeugt. Von der Wippdrechslerei (auch für Kinder) bis zum Korbfechten reichte das Angebot. Kettenmacher Jonas Lang präsentierte wie aus Eisendraht ein Kettenhemd gefertigt wird. 40.000 kleine vernietete Ringe sind für ein solches Hemd nötig. "Dies ist ein ganzes Jahr Vollzeitarbeit", informierte Kettenmacher Jonas Lang über sein Handwerk.

Musik und Vergnügen: Dass die Menschen auch im Mittelalter viel Spaß hatten, zeigten die Zauberer, Gaukler Jongleure, Musiker und Tänzer. Während "Fagus & Fraxinus" ihren Schalk anhand von Kunststücken präsentierten, boten die Falkner "Bielriet" mit ihren Greifvögel und ihrer Eulenshow einen faszinierenden Einblick in das Leben der Adligen.

Auch die Renaissance-Tänzer Masseny aus Biberach widmeten sich dem Adel, allerdings mit verschiedenen Tänzen, die König Franz I. und Elenore von Kastilien anführten.

Während der Adel im Mittelalter Fleisch als Hauptmahlzeit hatte, gab es bei den Bauern hauptsächlich Feldfrüchte. Beim Trinken standen jedoch in der Regel für alle Menschen Bier und Met auf dem Tisch. Susanne Meier und ihre Tochter Evelyn aus Tuttlingen hatten auf dem Löffinger Mittelaltermarkt solchen Honigschnaps, den sie auch selbst herstellen, mit dabei. Mindestens drei Monate dauere es, bis aus dem vergorenen Honig mit gepresstem Apfelsaft, Wasser und Hefe dann der bekannte und schmackhafte Honigwein Met entstanden ist, den sie Göttertrunk nennen, schilderten die beiden engagierten Frauen im persönlichen Gespräch. Den Honigwein nutzen die Frauen darüber hinaus als Grundlage für weitere interessante Getränke. So gab es den Tollsaft (Met mit Schlehen versetzt), Wolfsblut (mit Kirschen versetzt) oder den Kerkertrank (mit Doppelkorn versetzt) zum Probieren.