Weit über 100 interessierte Bürger kommen zu den Veranstaltungen "Geeolgoie zum Anfassen" von Geologe Martin Fetscher in die Kiesgrube Reiselfingen. Foto: Bächle Foto: Schwarzwälder Bote

800-Jahr-Feier: Geologe Martin Fetscher nimmt Teilnehmer einer Exkursion in Landschaftsgeschichte mit

"Reiselfingen ist steinreich", dieser Aussage des Reiselfinger Ortsvorstehers Martin Lauble gingen weit über 100 Interessierte auf den Grund: "Geologie zum Anfassen" hieß es am Wochenende anlässlich der 800-Jahr-Feier des Löffinger Ortsteils.

Löffingen-Reiselfingen. Nicht nur 800 Jahre zurück geht die Reiselfinger Landschaftsgeschichte, sondern mindestens 25 000 Jahre, als die Reiselfinger Landschaft durch die letzte Eiszeit geprägt wurde und für das große Kiesvorkommen sorgte. Geologe Martin Fetscher nahm die Gäste mit auf eine Reise, als vor rund 400 Millionen Jahre der Schwarzwald entstand, in eine Zeit vor 10 000 bis 40 000 Jahre, als die reißende Feldbergdonau den Bonndorfer Graben mit Steinen überschüttete. Die Feldbergdonau verband damals noch die Gebiete der heutigen Orte Reiselfingen und Blumberg. "Die Schotterfelder in den heutigen Gemarkungen Reiselfingen, Bachheim und Göschweiler waren sehr mächtig. Teilweise um 20 Meter dick", erklärte Fetscher.

Mammutzahn: Martin Fetscher aus Villingen ist nicht nur ein ausgewiesener Experte in Sachen Geologie, er vermochte mit seinen Erzählungen auch die Tiere der Eiszeit, die in der Region gelebt haben, vor dem inneren Auge der Zuhörer lebendig zu gestalten. Im Schwarzwald gab es noch keine Sträucher und Bäume, lediglich Gras und der Schnee bis weit in den Sommer. In der Reiselfinger Kiesgrube entdeckte der Oberforstrat Klaus Kinast den Hüftknochen von einem Woll- oder Feldnashorn, und einen Backenzahn eines Mammuts. Und 1989 stieß man auf zwei Mammutstoßzähne. Mammuts, Bisons, Gazellen, Höhlenlöwen und Höhlenbären lebten während der letzten Eiszeit hier auf der Tundra, die sich zwischen dem Feldberggletscher bei Neustadt und dem Alpengletscher bei Singen erstreckte. Die gewaltigen Stoßzähne und Backenknochen der Mammuts sind heute im Löffinger Heimatmuseum zu bewundern. "Auch gab es die Wutachschlucht noch nicht, und auch den Menschen war es hier zu kalt", so Martin Fetscher.

Kiesgruben-Expedition: Oliver Mohr von der Firma Meichle und Mohr aus Kreßbronn, die seit 2002 den Kiesabbau der Firma Wintermantel übernommen hat, öffnete die Pforten der Kiesgrube, um den Experten mit den Besuchern vor Ort und nicht nur an den mitgebrachten Schautafeln die Besonderheit der Kiesanlage aufzuzeigen. "Das Besondere in Reiselfingen ist der Kiesabbau auf dem Berg, üblicherweise liegt das Kiesvorkommen in den tiefer gelegenen Flußauen", so Fetscher. Gemeinsam wurden nicht nur die Gesteinsschichten unter die Lupe genommen, sondern auch die Steine. "Jeder Stein kann eine Geschichte erzählen", so Fetscher.

Kiesabbau: Bereits 1509 zeugte der Flurname "Sandgrub" in Bachheim vom Vorhandensein des Baumaterials. 1949 begann Josef Duttlinger mit dem Kiesabbau, 1956, so Revierleiter Karl Meister, entwickelte sich ein größerer Abbau durch die Firma Wintermantel aus Neudingen.

Rekultivierung und Biotoppflege sind heute Aktionen, die sowohl die Stadt und der Schwarzwaldverein als auch der Betreiber der Kiesgrube Meichle und Mohr gemeinsam übenehmen. Während die Kiesgrube in Bachheim mit 37 Hektar, in Göschweiler mit zwölf Hektar und in Unadingen mit zehn Hektar ausgebeutet und rekultiviert sind, sind der Abbau und die Rekultivierung und Wiederaufforstung in Reiselfingen noch in den nächsten 25 Jahren gesichert.