Kirsten Boie nach einer Lesung auf der Leipziger Buchmesse. Foto: Hendrik Schmidt/dpa

Das Erstarken von Rechtsextremisten in Deutschland macht deutschen Jugendbuchautoren Sorgen. Sie mahnen zur Vorsicht.

Hamburg - Deutsche Jugendbuchautoren sind in Sorge über das Erstarken von Rechtsextremisten in Deutschland. Geschichte wiederhole sich zwar nie haargenau, "aber wir sollten sehr, sehr vorsichtig sein", schreibt die Hamburger Kinderbuchautorin Kirsten Boie (73, "Dunkelnacht") in der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung "Die Zeit".

Sie habe als Kind in den Trümmern des Zweiten Weltkrieges gespielt und später mit ihren Eltern täglich über deren Verantwortung an den Verbrechen der NS-Zeit gestritten: "Für meine Generation war das, was zwischen 1933 und 1945 in Deutschland geschehen war, unvorstellbar; und dass es durch Menschen wie unsere Lehrer und unsere Eltern hatte passieren können, war unerträglich."

Fantasy-Autorin Cornelia Funke (65), Verfasserin der "Tintenwelt-Reihe, fragte angesichts der aktuellen politischen Lage, ob sie und ihre Kolleginnen und Kollegen die falschen Geschichten erzählt haben: "Haben wir zu selten von Helden erzählt, die eine andere Sprache sprechen, anders aussehen, andere Dinge glauben als wir?" Funke schreibt, sie arbeite zurzeit mit einer jungen Syrerin an deren Bericht über die Flucht der Familie aus Aleppo. "Sie erinnert mich daran, wie zerbrechlich der Frieden ist und dass man dem Hass entgegentreten muss, bevor er all die bedroht und tötet, die man liebt." Die Autorin erklärt in der "Zeit", sie habe geglaubt, dass Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg für sehr lange Zeit immun gegenüber faschistischen Versprechen sein würde.

Cornelia Funke auf der Frankfurter Buchmesse 2023.

Auch der Illustrator und "Grüffelo"-Zeichner Axel Scheffler (66), der seit mehr als 30 Jahren in Großbritannien lebt, schreibt, er habe das Erstarken von Rechtsextremisten in Deutschland nicht für möglich gehalten. Es sei tröstlich, dass die Menschen für die Demokratie auf die Straße gingen, dennoch fühle er sich hilflos. "Aber um Kinderbücher zu machen, muss man sich ein wenig Hoffnung erhalten", so Scheffler.