100 Jahre ist es her, dass zum ersten Mal durch die Linachtalsperre Strom erzeugt wurde. Doch der Betrieb der Sperre war von vielen höhen und Tiefen gekennzeichnet. Jetzt lädt die Gedea am 16. Dezember zum dritten Lichtfest ein.
Vor 100 Jahren, genau am 16. Dezember 1923, wurde das erste Lichtfest infolge der Stromerzeugung durch die Linachtalsperre im Krafthaus gefeiert. Auf den Tag genau wird deshalb am Samstag, 16. Dezember, erneut gefeiert. Die Gedea (Gesellschaft für dezentrale Energieanlagen), die vor 28 Jahren das Linachkraftwerk gepachtet hat, lädt deshalb, gemeinsam mit der Stadt, an diesem Tag zu einem Festakt ins Krafthaus an der Kohlbrücke ein. Es gibt praktisch zwei Jubiläen, 100 Jahre Stromerzeugung und 25 Jahre Wiederinbetriebnahme durch die Gedea.
Anlass für den Bau
Blickt man auf die Geschichte der Linachtalsperre zurück, verdeutlicht sich, dass es mutige Entscheidungen, schwierige Jahre und abschließend doch Erfreuliches festzuhalten gibt. Vöhrenbach konnte sich mit dem Linachkraftwerk komplett mit Strom versorgen und hatte noch Reserven für künftige Steigerungen parat.
Anlass für den Bau der Linachtalsperre war der immer höher werdende Stromverbrauch der Vöhrenbacher Fabriken und des Handwerks. Das Kraftwerk Laufenburg war nicht mehr in der Lage konstant Strom zu liefern. Es gab Tage, wo nur noch stundenweise Energie zur Verfügung stand und darüber hinaus sogar Stromsperrtage, die zu überbrücken waren. Für die Endverbraucher also eine untragbare Situation.
Grundsteine gelegt
Nachdem die erforderlichen Gutachten, geologische Beurteilungen bezüglich des Standorts, Finanzierungsmöglichkeiten und zu erwartende Stromausbeute vorlagen, musste der Vöhrenbacher Gemeinderat entscheiden. Das öffentliche Interesse an diesem bedeutendem Beschluss war natürlich groß.
Am 6. November 1921 versammelten sich etwa 500 Personen zu der öffentlichen Versammlung in der Festhalle. Die namentliche Abstimmung mit 39 Ja-, einer Nein-Stimme und drei Enthaltungen sorgten für klare Verhältnisse. Der Bau der Linachtalsperre konnte in die Wege geleitet werden.
Baubeginn
Hang- und Fallrohrleitung und Krafthaus sowie die Elektroanbindung wurden parallel begonnen. Sobald es möglich war, leitete man Wasser auf die Turbinen und die Stromerzeugung begann. Doch der Bau verlief alles andere als planmäßig. Als 1925 die Staumauer fertig war und Strom floss, zog Bürgermeister Karl Kraut ein nachdenkliches Fazit. Inflation, Kreditnot, wechselnde Bauhilfsarbeiter und Baustillstand mangels Finanzierung sind da nur einige Punkte, die der Stadt Vöhrenbach zu schaffen machte.
Sorgenkind und Stilllegung
Doch auch als die Linachtalsperre eine normale Stromproduktion hatte, blieb sie ein Sorgenkind der Stadt, da es laufende Sanierungsarbeiten und Auflagen der Behörden gab. Schließlich beschloss der Gemeinderat mit Bürgermeister Karl-Heinz Schneider 1969 mit 8:3 Stimmen die Stilllegung und den Verkauf an das Kraftwerk Laufenburg. Die Linachtalsperre verfiel dann in einen Dornröschenschlaf.
Gedea greift ein
Dem Spuk ein Ende machte 1995 die Gedea und bot der Stadt an, mit Beteiligung der Bürger die Stromerzeugung wieder aufzunehmen. Zwar als Laufwasserkraftwerk, aber so konnte man die teure Sanierung der Staumauer vorerst außen vor lassen. Die Gedea sanierte das verfallene Krafthaus, baute einen Kanal und setzte den Triebwasserweg und die gesamte Elektrik mit neuen Generatoren/Trafo instand.
Am 16. Dezember 1998, nach genau 75 Jahren wieder, noch vor der Sanierung der Staumauer, konnte mit dem Ausleitungskraftwerk Strom erzeugt und das zweite Lichtfest im Krafthaus gefeiert werden.
Als schließlich 2005 die Sanierung der Staumauer ins Auge gefasst wurde, galt es die Finanzierung zu stemmen. In dieser Situation zeigte sich Bürgermeister Robert Strumberger als Marathonläufer, der ständig bei verschiedenen Behörden vorsprach um die nötigen Gelder zu bekommen. Referentin Regina Saier-Grießhaber unterstützte ihn hierbei. Das einzigartige technische Kulturdenkmal, es ist die erste Eisenbetontalsperre Deutschlands in aufgelöster Bauweise, sollte vor dem Verfall gerettet werden.
Sanierung der Staumauer
Schließlich hat Strumberger die Fördermittel zusammen und die Staumauer wird aufwendig in den Jahren 2005 bis 2007 saniert. Die Kosten lagen mittlerweile bei rund 7,2 Millionen Euro. Im Mai 2008 gibt es anlässlich der reaktivierten Talsperre einen Festakt mit offizieller Einweihung.
Linachtalsperre heute
Seitdem ist die Linachtalsperre imposante Kulisse für Veranstaltungen, unter anderem Theater, Ballonglühen, Illuminationen, Naherholungsgebiet und dem vor wenigen Tagen erfolgten ersten Weihnachtsmarkt. Beim dritten Lichtfest verweist die Gedea auf beeindruckende Zahlen. Im letzten Vierteljahrhundert hat die Gedea 25 Millionen Kilowattstunden regenerativer, CO2 freier Strom produziert und damit den Stromverbrauch von jährlich rund 1000 Vöhrenbachern gedeckt. Das entspricht 14 000 Tonnen CO2 Einsparung in 25 Jahren.
Für die Zukunft hat man in Kombination mit PV-Freiflächenanlagen und Wasserkraft als Batteriespeicher die Lösung für eine respektable, lokale Energieversorgung.
Drittes Lichtfest
Festakt
Beim dritten Lichtfest laden die Gedea und die Stadt Vöhrenbach am Samstag, 16. Dezember, zu einem Festakt ab 13.15 Uhr im Krafthaus an der Kohlbrücke ein. Die Bevölkerung ist dazu willkommen. Gedea-Geschäftsführer Dieter Schäfer, Bürgermeister Heiko Wehrle, Landrat Sven Hinterseh und die Landtagsabgeordnete Martina Braun halten die Grußworte zu diesem Anlass. Die Bläserjugend Vöhrenbach sorgt für die musikalische Umrahmung und kümmert sich auch um das leibliche Wohl der Gäste.