Elena Burkard von der LG farbtex Nordschwarzwald ist das absolute Aushängeschild. Im vergangenen Jahr erreichte sie die Teilnahme bei den Olympischen Spielen. Foto: Eibner

Ein erfolgreiches Jahr liegt hinter der LG farbtex Nordschwarzwald. Ein Start bei den Olympischen Spielen und ein junger Newcomer, der die Schlagzeilen beherrschte, waren ganz besondere Höhepunkte.

Der Jahresbeginn ist immer eine vermeintlich ruhige Zeit bei den Leichtathleten. Noch finden kaum Wettkämpfe statt, doch ganz so ruhig ist es dennoch nicht. Den Großteil den Athleten zieht es in diverse Trainingslager, denn die Sieger des Sommers werden im Winter gemacht. Diese wettkampflose Zeit ist es aber, die genutzt werden kann, um eine Bilanz über die vergangene Saison zu ziehen und bereits einen Blick auf das neue Jahr zu werfen.

Moritz Ebbeskotte und Elena Burkard waren zweifellos die Namen der Saison, was die Leichtathletik in unserer Region angeht. Doch bei beiden lief nicht alles wie geplant. Burkard schaffte zwar mit dem Sprung zu den Olympischen Spielen den wohl größten Erfolg ihrer Karriere, doch beinahe wäre der Traum geplatzt. Denn kurz vor den Deutschen Meisterschaften ereilte Burkard eine Achillessehnenverletzung, sodass sie ihren deutschen Meistertitel aus 2020 kampflos abgeben musste. Doch nicht nur die Verletzung war ein Problem, sondern auch die Tatsache, dass ein Start bei den Deutschen Meisterschaften Grundvoraussetzung für einen späteren Olympiastart war. Es musste also ein ärztliches Attest her, dass ein DM-Start eben mit der entzündeten Sehne nicht möglich war, um auch die bürokratischen Hürden auf dem Weg nach Tokio zu nehmen.

Maximum in Tokio herausgeholt

In Tokio schließlich holte die Baiersbronnerin mit Platz 17 über 3000-Meter-Hindernis das Maximum heraus. Allerdings war die ehrgeizige Studentin mit ihrem Abschneiden nicht ganz zufrieden. Besonderheit für Burkard war bei ihrem Abenteuer Olympia, dass sie ihr Hotelzimmer mit der späteren Olympiasiegerin, Welt- und Europameisterin im Weitsprung und nun sogar dreifachen Sportlerin des Jahres, Malaika Mihambo, teilte.

Einen weiteren Glanzpunkt setzte Burkard bei der Team-EM im polnischen Chorzow. Mit ihrem zweiten Platz über die Hindernisse steuerte die Nordschwarzwälderin wertvolle Punkte fürs deutsche Team bei, das am Ende Vierter wurde. Doch auch das Ende der Saison war nach den verpassten Deutschen Meisterschaften für die Hindernisläuferin nicht wie erwünscht. Ein Mittelfußbruch, den sich Burkard im Spätherbst zuzog, kostete den möglichen dritten deutschen Meistertitel im Crosslauf und die angestrebte Medaille bei den Crosslauf-Europameisterschaften.

Knochenbruch ist überstanden

Aber, auch der Knochenbruch ist ausgestanden und der Blick ist auf die Saison 2022 gerichtet. Ihre Bestzeit von 9:27,81 Minuten über 3000-Meter-Hindernis, die sie im Juli beim Diamond League Meeting in Stockholm lief, ist nämlich bereits die Norm für die kommenden Weltmeisterschaften in Eugene/USA und die Europameisterschaften in Paris im kommenden Sommer. Somit kann Burkard also in aller Ruhe planen und sich ohne die Normenhatz auf beide Höhepunkte vorbereiten.

Ähnlich wie Burkard erging es auch Moritz Ebbeskotte. Er schaffte mit Platz elf im Sommer bei den Junioren-Europameisterschaften den Sprung in die absolute Spitze der Europäischen Nachwuchstläufer. Das erklärte Saisonziel, die U20-EM in Tallinn, hatte also geklappt. Allerdings verpasste der Newcomer dann bei den Deutschen Jugendmeisterschaften durch einen Stolperer nur wenige Meter vor dem Ziel den schon fast sicheren Sieg. Die Silbermedaille von den Deutschen Jugendmeisterschaften vergoldete der Blondschopf dann aber wenige Tage später bei den Schweizer Jugendmeisterschaften mit dem Sieg auf seiner Paradestrecke, den 1500-Metern.

Neben den beiden aktuellen Zugpferden bei der LG farbtex Nordschwarzwald lieferte aber auch Marc Corin Steinsberger eine tolle Saison ab, die er mit einem tollen Auftrit und Platz acht bei den Deutschen Crossmeisterschaften im Dezember abschloss. Ebenfalls ein starkes Jahr über die längeren Strecken hatte auch Sebastian Karl.

Für viele Athleten ein Übergangsjahr

Für die anderen Nordschwarzwälder Athleten war 2021 größtenteils ein Übergangsjahr, da vor allem coronabedingt wenig Möglichkeiten bestanden, sich in den Vordergrund zu laufen. Aber auch die Familienplanung rückte bei einigen LG-Athleten in den Fokus, wodurch im Training kürzergetreten wurde. 2022 könnte daher ein ganz spannendes werden. Vor allem das Comeback von Timo Benitz wird mit viel Interesse erwartet. Doch auch der frischgebackene Familienpapa Hendrik Engel sowie Henri Hansert und Fabian Müller könnten nach überstandenen Verletzungen im kommenden Sommer für die ein oder andere Überraschung sorgen.

Ganz besonders gespannt ist LG-Trainer Jörg Müller aber auf die Damen. Hier freut es Müller besonders, dass man mit den beiden Skrzos-Schwestern, Joelle Bernhardt und Malin Rahm gleich vier jugendliche Läuferinnen hat, die allesamt in den vergangenen Wochen mit starken Leistungen auf sich Aufmerksam machten. Den vier Mädels traut der Dornstetter Trainer in den kommenden Jahren einiges bei deutschen Meisterschaften zu.

Frauenteam verheißt Erfolge

Müller legt ganz bewusst den Abschluss seines Résumé auf das Frauenteam. Fast 20 Jahre ist es her, dass die LG mit Katrin Engelen, Nina Rosenplänter und Meike Häberle auf nationaler Ebene eine konkurrenzfähige Frauenmannschaft hatte. 2022 ist es wieder soweit. Denn mit Elena Burkard, Neuzugang Annika Autenrieth und Rückkehrerin Katharina Jaiser hat die LG Nordschwarzwald in diesem Jahr ein Frauenteam, das nahezu bei allen Deutschen Staffel- und Mannschaftswettbewerben um Edelmetall mitlaufen kann. Vor allem im Cross sind die drei Damen allesamt Extraklasse und ein ganz heißer Tipp für Gold.

Gemeinsam mit seinen LG-Trainerkollegen Peter Kapitza (Schramberg), Guido Schmid (Wildbad) und Gottfried Schrempp (Loßburg) rechnet Müller daher mit einer 2022-Saison, die zumindest, was die Prognosen angeht, für viel Jubel sorgen könnte, sofern man die Verletzungsmisere der zurückliegenden Saison in den Griff bekommt. "Momentan sieht aber alles danach aus, dass wir 2022 voll auf Kurs liegen, denn sämtliche Leistungsträger signalisierten, dass sie dieses Jahr voll angreifen wollen", so Müllers abschließender Ausblick.

Im Jugendbereich muss etwas passieren

Alle LG-Trainer sind sich aber auch in einem Punkt einig. Es muss im Nachwuchsbereich etwas passieren. Aktuell ist man zwar im Jugendbereich bei den Mädchen wieder ganz gut aufgestellt, aber bei den Schülern allgemein und vor allem bei der männlichen Jugend sieht es derzeit eher mau aus. Hier will vor allem Müller auch an die Dornstetter Schulen herantreten, um über das Landesprogramm "Schule und Sport" neue Talente an den Leistungssport heranzuführen und somit auch in den kommenden Jahren die nun schon 31-Jahre anhaltende Erfolgsgeschichte der LG farbtex Nordschwarzwald fortzusetzen.