Noch einmal den VfB sehen – auch dieser Wunsch wurde bereits erfüllt. Foto: Arbeiter-Samariter-Bund

Die 20-jährige Franziska wird sterben. An einem Gehirntumor. Sie weiß es. Ihre Familie weiß es. Eine Lebensverlängerung ist nicht mehr drin. Aber einen großen Wunsch hat die Krebspatientin doch noch: Noch einmal im Leben einen Delfin streicheln.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Wünsche zu erfüllen, das ist nicht nur so ein Weihnachtsding. Es kann etwas Großes, etwas sehr Großes sein, das tief geht. Vor allem, wenn es um den letzten Wunsch eines gerade endenden Lebens geht, so wie bei Franziska.

Nicht nur so ein Weihnachtsding

Wünsche, die sich nicht mal eben im Kaufhaus besorgen lassen, oft weder käuflich noch bezahlbar sind oder in ihrer Dimension in diesem Leben unerreichbar scheinen. Angehörige sind mit diesen Wünschen oft überfordert. Doch jetzt eilt ihnen der Arbeiter-Samariter-Bund zur Hilfe: Ein Wünschewagen wird in der Region installiert, soll ab Mitte Januar vor Ort sein und ab 1. Februar im Einsatz sein – und damit können nun auch Wünsche Sterbenskranker im Schwarzwald-Baar-Kreis erfüllt werden, freuen sich Projektleiter Yannick Kehrer und sein Stellvertreter Rainer Bernecker

Franziska und die Delfine

Seit ihrer Kindheit liebt Franziska Delfine. Zu gerne wäre sie mit den Meeresbewohnern einmal im Meer geschwommen. Doch der bösartige Tumor macht dieser Bezeichnung alle Ehre – Franziska ist halbseitig gelähmt, ans Schwimmen ist nicht zu denken. Die Delfine aber gehen ihr nicht aus dem Kopf. Jetzt kommt der Wünschwagen ins Spiel – er rollt an und bringt Franziska in den Tiergarten Nürnberg. Am Beckenrand sitzend ist Franziska ihren Lieblingstieren nahe – sie darf sie sogar berühren, füttern, im Bereich der Möglichkeiten mit ihnen spielen. Unvergessliche Momente an Franziskas Lebensende.

Die Liste erfüllter Wünsche des Wünschewagens des Arbeiter-Samariter-Bundes ist lang – ein erneuertes Eheversprechen, noch einmal den VfB Stuttgart sehen – im Rollstuhl und todkrank, noch einmal den Sonnenaufgang am Meer sehen – vom Sterbebett aus. 23 Wünschewagen rollen durchs Bundesgebiet. Ihre Mission: Unmögliches möglich zu machen.

Endlich auch in der Region

Was in der Republik schon für viele Freudentränen sorgte, war bislang trotzdem weit weg – der Wünschewagen hatte den südlichsten Zipfel Baden-Württembergs bislang noch nicht erreicht. Das soll sich jetzt ändern – mit Beginn des neuen Jahres installiert der Arbeiter-Samariter-Bund ebenso einen Wünschewagen für Südbaden, der auch den Schwarzwald-Baar-Kreis abdecken soll. In Offenburg wird der Wünschewagen stationiert, erzählt Sandra Wolf vom Arbeiter-Samariter-Bund im Gespräch mit unserer Redaktion.

Finanziert ist das Projekt ausschließlich aus Spenden. Wohin der Wünschewagen Kurs nimmt, hängt dabei ganz vom letzten Willen Sterbender ab, die der Wünschewagen mit Hilfe engagierter Sanitäter und aller dafür notwendigen Apparate und Hilfsmittel noch einmal an ihren Lieblingsort bringt. Ans Meer, ins Stadion, zum Familienfest, auf die Lieblingsbank im Wald oder vom Hospiz nach Hause – diesen Wünschen sind keine Grenzen gesetzt.

Sehnsuchtsorte

Wer den Sehnsuchtsort, so wie Franziska, nicht mehr aus eigener Kraft – oder mit Hilfe seiner Angehörigen – erreichen kann, dem wird nun unter die Arme gegriffen. Davon, betont Sandra Wolf, dürfen längst nicht nur viel zu jung Sterbende profitieren – das Angebot richtet sich an Menschen jeden Alters. Einzige Bedingung: Das Wunschziel sollte binnen eines Tages mit dem Wünschwagen erreichbar sein. Platz ist im Wünschewagen für eine Begleitperson. Und das Ticket inklusive eventueller Übernachtungs- und Eintrittskosten sowie die Verpflegung ist vor allem eines: kostenfrei. Aber längst nicht umsonst. Denn wie froh und erleichtert der Patient, aber auch seine Angehörigen sind, wie schwer dieser Glücksmoment am Ende eines Lebens wiegt, das belegen den Helfern rund um den Wünschewagen herzergreifende Rückmeldungen oder ganz schlicht der Blick in von Glückstränen erfüllte Augen.

Info: Den Wünschewagen anfordern oder unterstützen

Wunschanfragen können persönlich, telefonisch, per E-Mail oder Fax an den Wünschewagen übermittelt werden. Erreichbar ist der Wünschewagen in Offenburg per Mail an wuenschewagen@asbsuedbaden.de. Projektleiter Yannick Kehrer und sein Stellvertreter Rainer Bernecker sind telefonisch erreichbar unter 0781/63939970.

Die Fahrten werden individuell und zeitnah vorbereitet – denn manchmal muss es schnell gehen. Die gesundheitliche Verfassung des Fahrgastes spielt eine entscheidende Rolle – am Anfang steht ein persönliches Gespräch, in dem es um die gesundheitliche Situation, Erwartungen und Möglichkeiten geht. Die Fahrt wird mit dem Fahrgast, seinen Angehörigen und ärztlichen Behandlern abgestimmt. Der Wünschewagen ist ausgestattet wie ein Krankentransportwagen, ermöglicht also Wunschfahrten über eine längere Distanz. Die medizinische Ausstattung ist nicht sichtbar in Schränken darin verborgen Das Fahrzeug verfügt über eine Panoramaverglasung, eine besondere farbliche Gestaltung des Innenraums und eine Licht- und Musikanlage.