19,57 Meter: Tobias Dahm fällt in Dortmund ein großer Stein vom Herzen. Foto: Drechsel

Leichtathletik: Neuhengstetter Kugelstoßer holt Silber bei deutscher Meisterschaft.

Die deutschen Hallenmeisterschaften in Dortmund waren für die Kugelstoßer eine Zitterpartie. Verlass war wie immer auf den Neuhengstetter Tobias Dahm, der als Meisterschaftsstoßer gegen die starke nationale Konkurrenz Silber gewann.

Es war ein denkwürdiger Kugelstoßwettkampf, der sich vor vollen Zuschauerrängen in der Dortmunder Helmut-Körnig-Halle zutrug. Lange dümpelte der Wettbewerb vor sich hin. Tobias Dahm aus Neuhengstett, der für den VfL Sindelfingen startet, eröffnete seine ersten deutschen Meisterschaften nach seinem Achillessehnenriss mit 19,10 Metern und setzte sich auf Platz zwei hinter David Storl, der bei Olympia 2012 in London Silber gewann. Dann erwischte der Neu-Drehstoßer Patrick Müller (SC Neubrandenburg) im dritten Durchgang einen guten Versuch und schob sich mit 19,37 Metern auf den Silberrang. Dahm konnte nicht kontern, er kam nicht so recht in den Wettkampf und verzog die Miene.

Erst gegen Ende des fünften Durchgangs legte die Konkurrenz plötzlich los. Dennis Lewke (SC Neubrandenburg) beförderte sein Wettkampfgerät auf 19,36 Meter und Dahm damit vom Medaillenrang auf den undankbaren vierten Platz. Dann steigerte sich Cedric Trinemeier ( MTG Mannheim) deutlich auf eine neue Bestleistung von 19,34 Metern. Nun war er neuer Vierter, Dahm auf Platz fünf verdrängt.

Dem Neuhengstetter blieb nun im sechsten Durchgang noch eine einzige Gelegenheit zum Kontern. Es war wieder einer dieser Momente, in denen es darauf ankommt und in denen Dahm plötzlich voll da ist. So war es bei den deutschen Meisterschaften 2017 und auch jetzt wieder in Dortmund. Dahm legte sich die Kugel zurecht, nahm einen tiefen Atemzug und trat in den Ring. Dann gab er alles. Als die Kugel auf gut 19,50 Meter befördert war, löste sich die ganze Anspannung Dahms in einem lauten Schrei. Er hatte seine Stärke bewiesen, sich auf den Medaillenrang zurückgekämpft.

Nun war Daumen drücken angesagt, denn die Konkurrenz hatte noch jeweils einen Versuch. Doch sowohl Patrick Müller als auch Dennis Lewke konnte nicht mehr kontern. Dahm hatte mit 19,57 Metern die Silbermedaille gewonnen.

"Der Wettkampf lief für mich natürlich nicht wie erhofft. Als dann alle Gas gegeben haben, dachte ich mir, es kann nicht sein, dass ich ohne eine Medaille nach Hause gehe", sagt Dahm. Dass ihm bei der starken Konkurrent ein Konter gelang, freut den 30-Jährigen ganz besonders: "Wenn ich muss, dann funktioniert es. Bei den Deutschen zählt der Platz, deswegen ist es gut, dass ich kontern konnte, auch wenn ich mir eine bessere Weite gewünscht hätte."