Geschafft und glücklich: Friedemann Hecke beim Zieleinlauf nach 100 Kilometern. Foto: Volker Held

Friedemann Hecke vom VfL Ostelsheim hat bei der Weltmeisterschaft in Berlin über 100 Kilometer in der Klasse M 60 die Silbermedaille gewonnen.

Da der Ultraspezialist um die Jahreswende noch mit einer hartnäckigen Verletzung zu kämpfen hatte, war ihm für die Vorbereitung auf die deutsche Meisterschaft im 24-Stundenlauf im Mai wenig Zeit geblieben. Eine beginnende Infektion hatte den Athleten gezwungen, das Rennen frühzeitig zu beenden.

In der Vorbereitung Läufe über 30 und über 50 Kilometer

Als neues Ziel suchte sich Friedemann Hecke nun die Weltmeisterschaften über die 100 Kilometer. Als Altersklassenathlet benötigte er dazu keine Qualifikationszeit, die Spitzenläufer wurden von ihren jeweiligen Verbänden nominiert. Der Ostelsheimer arbeitete einen zwölfwöchigen Trainingsplan gewissenhaft ab, der lange Läufe zwischen 30 und 50 Kilometer und 10-Kilometer-Tests im Renntempo vorsah.

Start um 6.30 Uhr bei 18 Grad und leichtem Nieselregen

Beim Start um 6.30 Uhr herrschen 18 Grad und leichter Nieselregen. Erst am Ende der Veranstaltung kam bei 25 Grad etwas Schwüle auf. 330 Athleten aus 45 Nationen begaben sich auf den superschnellen flachen 7,5 Kilometer langen Pendelkurs.

Um auf die exakte Streckenlänge zu kommen musste erst eine Einführungsrunde von 2,5 Kilometer zurückgelegt werden. Als die ersten Athleten nach sechseinhalb Minuten viel zu früh von dieser zurückkamen war klar, dass der Wendepunkt aus unerklärlichen Gründen etwa 400 Meter zu früh gesetzt worden war. Um die Zeiten für die Bestenliste zu retten wurde während der Veranstaltung in aller Eile eine zusätzliche etwa 800 Meter lange Zusatzrunde vermessen. Viele Athleten bekamen davon überhaupt nichts mit und waren geschockt, im vermeintlichen Ziel noch weitere Meter laufen zu müssen.

Von Platz sechs auf Platz drei

Friedemann Hecke hatte sich im Vorfeld überhaupt keine Gedanken um eine Platzierung gemacht, war die internationale Konkurrenz in seiner Klasse doch schwer einzuschätzen. Bis ungefähr Kilometer 60 lief er ein gleichmäßiges Rennen im Kilometerschnitt von etwa 5:30 Minuten, was auf eine Endzeit von 9:10 Stunden hinauslaufen würde. Bis dahin lag er auf Platz sechs, den er bei Kilometer 70 um zwei Ränge verbessern konnte. Obwohl nun auch bei Friedemann Hecke die Kräfte schwanden, fand er sich 20 Kilometer vor dem Ziel überraschend auf Position drei und damit in den Medaillenrängen.

Konkurrent im Kampf um Platz zwei plötzlich verschwunden

Wie er fünf Kilometer später sogar auf den Silberrang kletterte, war ihm und auch Betreuer Volker Held ein Rätsel. Wo der bis dahin vor ihn gelegene Kontrahent abgeblieben war, konnte auch später aus den Ergebnislisten nicht mehr ausgelesen werden.

Friedemann Hecke nach 9:41:53 Stunden im Ziel

Nun galt es auf den letzten 15 Kilometern die etwa acht Minuten Vorsprung zu verwalten. Es gestaltete sich ein Drahtseilakt zwischen Krampfgefahr und Platzverlust, der am Ende erfolgreich war. Mit 9:41:53 Stunden konnte Friedemann Hecke seinen deutschen Verfolger Robert Gotto (9:48:00) auf Distanz halten. Der Sieg ging an den überlegenen Letten Normunds Laucis (8:32:25), der damit nicht weit über dem 28 Jahre alten M60-Kreisrekord (8:25:09) des kürzlich verstorbenen Ostelsheimers Antonio Antunes blieb.

Gesamtsieger Haruki Okayama aus Japan mit Weltklassezeit unterwegs

Gesamtsieger Haruki Okayama aus Japan lief mit 6:12:10 Stunden eine absolute Weltklassezeit. Die gilt auch für Floriane Hot aus Frankreich, die sich mit 7:04:03 Stunden bei den Frauen durchsetzen konnte. Als 14. und zweitbester Deutscher stellte André Collet mit 6:38:51 Stunden einen fantastischen neuen Weltrekord in der Klasse M50 auf.

Friedemann Hecke holte bei 75 nationalen und internationalen Veranstaltungen Medaillen und vordere Plätze. Platz zwei bei der Weltmeisterschaft in Bernau ist die Krönung einer beispiellosen Karriere.