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 Donaueschinger legt in EM-Vorlauf über 800 Meter zwar hohes Starttempo hin, bricht dann aber auf zweiter Stadionrunde ein.

Mission Halbfinale – nicht erfüllt. Der Donaueschinger Christoph Kessler legte in seinem EM-Vorlauf über die 800 Meter zwar ein hohes Starttempo hin, brach dann aber auf der zweiten Stadionrunde ein. Die Europameisterschaft in Berlin ist für ihn vorbei.

Donnerstag, 11.35 Uhr, Berliner Olympiastadion. Christoph Kessler betritt das schon gut gefüllte Rund, bereitet sich auf seinen ersten Start bei einer Männer-Europameisterschaft vor. Das DLV-Trikot steht dem Donaueschinger sichtlich gut, doch die Nervosität kann er nicht verbergen. Der 23-Jährige weiß, dass es nicht einfach wird, das Halbfinale zu erreichen. Nur die drei besten Athleten der vier Vorrundenläufe sowie die vier weiteren zeitschnellsten Sportler erreichen die Vorschlussrunden. "Und mein Ziel ist das Halbfinale", hatte der Donaueschinger im Vorfeld mehrfach betont.

Gleich zwei Läufer seines 800-Meter-Rennens – Alvaro de Arriba (Spanien, 1:44,99 Minuten) und Guy Learmonth (Großbritannien, 1:44,73) – haben in diesem Jahr schon die Marke von 1:45 Minuten unterboten. Kessler ist mit einer Bestzeit von 1:46,11 Minuten in die deutsche Hauptstadt gereist.

Christoph Kessler startet von Bahn sieben aus sein erstes EM-Rennen bei den Männern. Der deutsche Vizemeister macht sofort Tempo, führt das Feld in der ersten Runde an. In schnellen 51,72 Sekunden absolviert der 23-Jährige die ersten 400 Meter – weiter als Führender. "Der Plan war, dass ich mich vorne einreihe, weil ich den Schritt gerne lang ziehe und nicht so gerne im Feld laufe. Ganz vorne war aber eigentlich nicht geplant", gibt der junge Donaueschinger später einen Einblick in seine Taktik.

Doch dann kommen die Kontrahenten immer besser in Schwung, während im Gesicht von Kessler abzulesen ist, dass er nicht mehr zusetzen kann. "Die Oberschenkel waren zu", diktiert der 23-Jährige ins TV-Mikrofon. Auf der Zielgeraden geht dann nichts mehr. Die internationale Konkurrenz lässt den Studenten stehen. Am Ende erreicht Christoph Kessler nach 1:48,13 Minuten als Letzter seines Vorlaufes das Ziel. Der Traum von der Qualifikation für das EM-Halbfinale ist geplatzt. Es gewinnt der Pole Mateusz Borkowski in 1:46,41 Minuten.

Während dieser ohne große Emotionen seinen Sieg registriert, liegt Kessler auf dem Boden der blauen Laufbahn. Der Donaueschinger schüttelt den Kopf, versteht die 800-Meter-Welt nicht mehr. "Das war mein schlechtester Lauf des Jahres", will der 23-Jährige nun genau analysieren, weshalb ausgerechnet beim Saisonhöhepunkt die Form nicht passte. "Ich weiß noch nicht, warum ich am Ende so eingegangen bin. Mit der Pace muss ich eigentlich locker mit einer 1:47 tief das Ziel erreichen", so der Läufer der LG Region Karlsruhe. Minuten danach liefert Kessler doch Gründe nach, weshalb seine EM-Premiere als große Enttäuschung endete. "Ich hatte einige kleinere Probleme mit dem Rücken und mit dem Hüftbeuger, aber nur tageweise. Muskulär habe ich mich am Mittwoch nicht gut gefühlt." Außerdem hätte er sich durch die "tolle Atmosphäre" beeinflussen lassen. "Ich bin deshalb leider zu schnell angelaufen."

Dabei war der Donaueschinger durchaus zuversichtlich nach Berlin gefahren. "In Rostock hatte ich bei der Generalprobe ja noch einen starken 1000-Meter-Lauf hingelegt", war der deutsche Vizemeister nach seinem ersten Aktivenrennen auf kontinentaler Ebene einfach nur enttäuscht. Da ist es kein Trost, dass auch Benedikt Huber – der deutsche Meister von 2018 – und Marc Reuther – der deutsche Jahresbeste über die beiden Stadionrunden – den Sprung ins Halbfinale ebenfalls verpassten. Die Europameisterschaft in Berlin geht also ohne 800-Meter-Läufer aus Deutschland weiter.

"Aber es war auf jeden Fall extrem cool, im Olympiastadion laufen zu dürfen", realisiert Christoph Kessler nach einer Dusche und mit einigen Stunden Abstand, dass gerade Niederlagen sehr wichtig sind, um den nächsten Schritt in einer Karriere einzuleiten.