Will die Favoritenrolle bei der DM in Leipzig ausblenden: Tobias Dahm Foto: dpa

Probleme mit dem Knie, Aufbautraining für Olympia: Die beiden deutschen Spitzen-Kugelstoßer Christina Schwanitz und David Storl verzichten auf die Hallensaison. Zwei Württemberger sind deshalb bei der DM in Leipzig am Wochenende die Favoriten im Ring.

Leipzig - 19,96 Meter, 19,97, 19,99: Tobias Dahm und die 20 Meter – das war drei Jahre lang eine unerwiderte Freundschaft. In diesem Jahr hat der Athlet des VfL Sindelfingen die magische Marke der Kugelstoßer geknackt. Dreimal schon. „Ich habe das Ziel 20 Meter seit vier Jahren verfolgt. Mein Niveau ist immer stabiler geworden, irgendwann war’s einfach fällig“, meint Dahm. 20,56 Meter – das ist nun seine persönliche Bestmarke, Position 15 in der Weltjahresbestenliste und die beste Weite 2016 von einem Deutschen. Und damit ist Dahm Favorit bei den deutschen Hallen-Meisterschaften in Leipzig an diesem Wochenende. „Wenn man die Meldeliste anschaut, kann ich natürlich nicht abstreiten, dass ich der Favorit bin. Aber ich versuche das einfach nicht an mich ranzulassen“, sagt Dahm. Er stand zwar schon oft auf dem Podest, bei einer nationalen Meisterschaft jedoch noch nie ganz oben.

Salzer: Zwei DM wären „geil“

Holt der 28-Jährige dieses Mal den DM-Titel, hätte das auch Signalwirkung für die Kugelstoßer im Land. „In Stuttgart hat man es als Leichtathlet nicht leicht, Aufmerksamkeit zu bekommen, vor allem nicht als Kugelstoßer“, sagt Landestrainer Peter Salzer: „Ich hoffe, dass meine Athleten ihre Leistungen abrufen. Dann sind zwei DM-Titel drin. Das wäre geil“. Zwei heiße Kugeln für die DM? Ja, denn neben Dahm betreut Salzer noch eine andere DM-Favoritin: Lena Urbaniak von der LG Filstal. „Ich will die WM-Norm schaffen, und ich liebäugel’ damit, meinen DM-Titel zu verteidigen“, sagt die Kugelstoßerin. Wie bei den Männern pausiert auch bei den Frauen der große Star. Sowohl David Storl (SC DHfK Leipzig) als auch Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) wollen sich voll auf die Olympischen Spiele im Sommer in Rio konzentrieren. Der Weg für die Athleten aus Baden-Württemberg ist frei.

Die Trainingsbedingungen sind nicht immer optimal.

Dahm und Urbaniak trainieren am Olympia-Stützpunkt in der Molly-Schauffele-Halle in Stuttgart. „Die Wurf-Anlage dort ist super“, schwärmt Salzer. Allerdings müssen die Athleten die Halle oft mit Schulen und der Polizei teilen. „Da wird es schnell laut, was gerade beim Techniktraining nicht von Vorteil ist“, sagt der Coach.

Tobias Dahm hat aber noch eine andere Herausforderung zu meistern. Der Leichtathlet ist kein Profi. Das Training baut er rund um seine Arbeitszeiten im Mercedes-Werk in Sindelfingen, wo er in der Pkw-Entwicklung angestellt ist. „Er arbeitet sehr hart. Das Problem ist die Regeneration“, sagt Salzer. Deshalb sei da immer eine Grenze in der Leistungssteigerung gewesen. „Wir haben uns aber etwas einfallen lassen und ein bisschen etwas im Krafttraining verändert. Das scheint zu funktionieren“, erklärt der Coach. Der Lohn war nicht nur eine Bestweite, sondern auch die Erfüllung der Norm für die Hallen-Weltmeisterschaften in Portland (17. bis 20. März). Im Gegensatz zu anderen Athleten, die zugunsten von Olympia pausieren, will Dahm in die USA reisen. „Ich möchte international Erfahrung sammeln, gerade mit Blick auf Olympia. Und man weiß nie, was im Sommer passiert. Am Ende verletze ich mich noch und stehe ohne Großereignis da“, meint Dahm, und Salzer ergänzt: „Für uns als Außenseiter ist so eine WM eine tolle Sache.“ Genauso wie eine Goldmedaille bei der DM.

Info:

Die Hallen-DM in Leipzig wird von Eurosport übertragen. An diesem Samstag von 15.45 bis 18.30 Uhr und am Sonntag von 15 bis 16.45 Uhr. Auf www.leichtathletik.de gibt es an beiden Wettkampftagen zudem einen Live-Ticker.

Die Kugelstoßer sind am Samstag ab 14.15 Uhr (Männer) und ab 17 Uhr (Frauen) im Einsatz. Marie-Laurence Jungfleisch vom VfB Stuttgart peilt am Sonntag (ab 12.50 Uhr) den Titel im Hochsprung an. „Außerdem will ich meine Saisonbestleistung steigern.“ Die liegt bei 1,94 Metern.