In der Spittelmühle wird unter fachmännischer Anleitung gewerkelt: Der Hocker „Reseat“ adelt ausrangierte Bücher. Foto: Pach

Mit ihrem Upcycling-Produkt trifft die LG-Schülerfirma den Nerv der Zeit.

In schwierigen Konjunkturzeiten ein zweites Standbein zu haben, ist aus unternehmerischer Sicht immer eine gute Idee. Im Fall der Schülergenossenschaft „be Rottweildes Leibniz-Gymnasiums ist es allerdings kein Standbein, sondern der Hocker „Reseat“, der sich schon jetzt als Kassenschlager entpuppt.

Erfolgsverwöhnt sind die 25 Schüler, die in diesem Schuljahr den Wirtschaftskurs von Silke Pach belegt haben, schon von ihrem ersten Produkt: 1000 Schachteln der Rottweiler Turmpralinen waren innerhalb von vier Wochen verkauft. „Wir haben das Weihnachtsgeschäft hier perfekt nutzen können“, erzählt Geschäftsführer Max Wutta und strahlt. „Unser zweites Produkt ist deutlich langlebiger, hier zählt die Idee des Upcyclings.“

Jede Menge Arbeit

Während also die Edel-Pralinen bei den Kunden nicht lange überlebt haben dürften, sitzt man beim „Reseat“ auf ganz viel Wissen. „Ich habe einen solchen Hocker beim Schüler-Austausch in New York im Museum of Modern Art, MoMa, gesehen“, erzählt Laurin Fleig. Alte Bücher so nicht der Papiertonne zu überlassen, habe ihn mehr als überzeugt. Und als frisch gebackener Leiter der Produktion sei ihm schnell klar gewesen, dass das eine perfekte Idee für die eigene Schülerfirma sein könnte.

Seither allerdings hat der Elftklässler mit seinem Produktionsteam jede Menge Arbeit: Rund 20 Stunden Zeit braucht es, bis einer der Hocker fertig ist. „Bei uns kostet er jedoch nur ein Bruchteil vom Original im MoMa“, wirbt die zweite Geschäftsführerin Olivia Röckle. „Und unser Gewinn wird später komplett für den guten Zweck gespendet.“

Alle „Reseats“ verkauft

Dies dürfte auch die Spittelmühle Rottweil überzeugt haben, denn dort darf nicht nur produziert werden, sondern die Schülergenossenschaft wird nach Tatkräften im Werkeln unterstützt, allen voran von Axel Arnold, der die Leibnizianer fachmännisch anleitet. Lediglich dass er eine Bibel habe zersägen müssen, damit sie besser ins Holzgestell des Hockers gepasst habe, hätte ihm ein wenig Bauchschmerzen bereitet. „Aber es ist ja für die gute Sache“, betont Silke Pach, die von ihren Jungunternehmern begeistert ist.

„Meine Schüler haben in diesen ersten Wochen vor allem gelernt, dass es auf Teamwork ankommt, wenn man mit einem Produkt Erfolg haben will.“ Die Idee könne noch so gut sein: „Wenn hier nicht alle an einem Strang ziehen, geht gar nichts.“ Der Erfolg gibt dem Team um die drei Geschäftsführer Max Wutta, Olivia Röckle und Noah Liedtke allerdings auch hier Recht. Im Moment sind schon alle „Reseats“ verkauft.