Die Schwestern bringen die Landwirtschaft rund um das frühere Schloss wieder in Gang, wie hier bei der Heuernte. Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Veronika Moosmann wird Vorbild für weitere Frauen – auf Spurensuche mit Josef King

Als ältestes Kind von 14 Kindern wird Veronika Moosmann am 10. September 1875 geboren. Es zieht sie in die weite Welt, bis sie in der Oberpfalz das Kloster St. Dominikus Strahlfeld gründet.

Lauterbach-Sulzbach. Die Eltern Veronika waren Jakob Moosmann (Husjakob), Maurer, und Ottilie King vom Gifthof. Als Ertrag diente eine kleine Landwirtschaft. Der Schulbesuch erfolgte in Sulzbach. Im Oktober 1899 trat Veronika Moosmann in das Dominikanerkloster St. Ursula in Augsburg ein. Bereits zwei Jahre später reiste die junge, angehende Ordensfrau in die Mission nach Afrika und kam am 6. Januar 1902 im Mutterhaus in Salisbury (Rhodesien, das heutige Simbabwe mit der Hauptstadt Harare) an. Die Einkleidung fand bereits am 1. September 1902 statt. Veronika Moosmann bekam von nun an den Namen (Maria) Alacoque. Die Profess folgte am 29. September 1903.

Schwester Alacoque arbeitete bis 1914 in Rhodesien. In dieser Zeit musste sie die Arbeit wegen schweren Krankheiten, die mit lebensbedrohenden Operationen verbunden waren, wiederholt aufgeben. Am 13. Juli 1914 wurde Schwester Alacoque zusammen mit ihrer ebenfalls erkrankten Priorin Ignatia Haslinger von den Ärzten zu einem halbjährigen Erholungsaufenthalt nach Deutschland geschickt.

Beide bestiegen am 18. Juli 1914 das Schiff nach Europa. Zweieinhalb Wochen später kamen sie in London an. Da der Erste Weltkrieg ausgebrochen war, durften sie die Stadt nicht verlassen. Erst durch die Intervention des Administrators von Rhodesien, Lord Crey, wurde ihnen die Ausreise nach Deutschland erlaubt. Nach einer abenteuerlichen Reise, bei der sie auch als Spione verhaftet wurden, erreichten sie am 8. Oktober 1914 das Kloster St. Ursula in Augsburg.

Mit einer Kur in Bad Wörishofen stabilisierten die beiden ihre Gesundheit. Sie versuchten nun, wieder nach Rhodesien auszureisen, was jedoch durch den Krieg unmöglich war. So versuchten sie ein Haus zu finden, in dem der Nachwuchs für die Mission in Rhodesien ausgebildet werden konnte. Dies war jedoch ein schwieriges Unterfangen. Geld war keines vorhanden, da das Konto des Ordens bei einer Londoner Bank gesperrt war. So waren sie auf die Gastfreundschaft des Klosters St. Ursula in Augsburg und auf Spenden von Gönnern, vor allem von Verwandten der in Afrika tätigen Schwestern, angewiesen.

Sie besichtigten verschiedene Objekte. Im Januar 1917 wurde ihnen die Leitung eines Hauses für verwahrloste Mädchen angeboten. Doch das Projekt scheiterte. Im März desselben Jahres erschien in der Augsburger Postzeitung eine Anzeige, nach der ein Gut zum Verkauf ausgeschrieben war. Es handelte sich um das heruntergekommene und -gewirtschaftete Schloss Strahlfeld bei Roding. Die beiden Schwestern handelten sofort. Jedoch war der Kaufpreis von 100 000 Mark ein fast unüberwindliches Hindernis. Durch die Hilfe des Klosters St. Ursula und zahlreicher Spender konnte der Kaufvertrag im Juni jedoch unterschrieben und eine Anzahlung für das Schloss geleistet werden. Zur Anlage gehörten eine Brauerei mit Wirtschaft und des Weiteren eine Landwirtschaft.

Die Schwestern stürzten sich in die Renovierung des maroden Gebäudes und die Ertüchtigung der Landwirtschaft. So drainierten sie im ersten Jahr mithilfe zahlreicher Einwohner des Ortes die Wiesen, um den Ertrag zu steigern. Sie gründeten das Kloster St. Dominikus Strahlfeld/Oberpfalz. Schwester Ignatia wurde Priorin des neuen Klosters und Schwester Alacoque wurde Novizen-Meisterin.

Nach und nach wurden die ersten Novizinnen in das Kloster aufgenommen. 1921 fand die Einkleidung des ersten Novizinnen-Jahrgangs statt. Das Kloster Strahlfeld wurde zu einer Quelle von Ordensschwestern, die in der Mission in Afrika tätig waren. Viele dieser Missionarinnen fanden später auch ihren Alterssitz in Strahlfeld. Nach dem Tod der Priorin Ignatia 1926 wurde Schwester Alacoque Priorin am Kloster Strahlfeld. Dieses Amt bekleidete sie bis zu ihrem Tod am 28. Dezember 1938. Sie wurde am 31. Dezember 1938 auf dem Friedhof in Strahlfeld beerdigt.

Das Vorbild, das Schwester Alacoque bot, machte auch in Lauterbach Schule. So wurde ihre Großcousine Maria (Carissima) Moosmann vom Kallenberg im Kloster Strahlfeld ausgebildet und war viele Jahre in Afrika tätig. Ihren Lebensabend verbrachte sie ebenfalls in Strahlfeld, wie auch Schwester Redempta Armbruster vom hinteren Hölzle. Auch die Lauterbacherin Hildegunde Herrmann trat 1963 ins Kloster St. Dominikus ein und lebt heute als Schwester Helga in Strahlfeld. Die 82-jährige Schwester verbrachte von Ende Juni bis Mitte September dieses Jahres ihren Urlaub in Lauterbach. Es ist fast nicht zu glauben, was die derzeit 250 Schwestern zu bewirken vermögen. "Sie leben nach den Werten des Evangeliums und fördern alles, was dem Leben dient", heißt es im Vorwort anlässlich des 100-jährigen Bestehens im vergangenen Jahr.