Der Kirchengemeinderat bedankt sich auf originelle Weise bei der scheidenden Pfarrerin Heidrun Stocker (links). Foto: Borho Foto: Schwarzwälder Bote

Kirche: Heidrun Stocker verlässt Lauterbach nach 16 Jahren / Die Gemeinde maßgeblich geprägt

Nach 16 Jahren Dienst in der evangelischen Kirchengemeinde ist Pfarrerin Heidrun Stocker in der voll besetzten Kirche feierlich verabschiedet worden.

Lauterbach. Heidrun Stocker wechselt zum 1. September an die evangelische Kirchengemeinde Mengen (wir berichteten). Der Gottesdienst in der evangelischen Kirche wurde von Robert Pfundstein an der Orgel, Dorothea Eberhardt als Leiterin des evangelischen Kirchenchors und von der umtriebigen Ellen Buchholz geprägt.

Wehmut klang mit, als der Kirchenchor mit dem Lied "Wer nur den lieben Gott lässt walten" den Gottesdienst eröffnete. Zum einen fiel den Einwohnern von Lauterbach der Abschied von Heidrun Stocker besonders schwer, und zum anderen verliert die Gemeinde mit dem Kirchenchor eine weitere prägende Institution. Zuletzt hatte der evangelische Kirchenchor nur noch neun Mitglieder.

Anita Bächle ist mit 50 "Dienst"-Jahren die älteste Sängerin. "Sie ist nicht nur eine Sängerin im Alt", sagte Dorothea Eberhardt. "Sie schreibt unentwegt Noten, damit wir immer etwas zu singen haben." So habe sie in den Unterlagen seit 1926 immer alles eingetragen, wusste Anita Carl zu berichten.

In ihrer Abschiedspredigt sagte Heidrun Stocker: "Almosen sind nur dort zu suchen, wo Almosen gegeben werden." Wundergeschichten seien Glaubensgeschichten und eine Veränderung sei heutzutage keine einfache Sache.

Der Kirchengemeinderat initiierte den Abschied auf recht originelle Weise. Mit den Anfangsbuchstaben sagte er auf ganz besondere Weise "Danke für die gute Zeit".

Bürgermeister Norbert Swoboda teilte mit, die Überraschung und Traurigkeit seien besonders groß gewesen, als Heidrun Stocker ihren Abschied verkündete. So habe sie sowohl in der evangelischen, aber auch in der katholischen Bevölkerung hohe Wertschätzung genossen. Des Weiteren sei sie eine äußerst beliebte und engagierte Pfarrerin. Von daher könne es ihm nicht gefallen, dass nun lediglich eine 50-Prozent-Stelle ausgeschrieben werde. "Die Tätigkeit als Pfarrerin ist ein Fulltime-Job, der rund um die Uhr, wochentags und am Wochenende gefangen hält", so der Bürgermeister.

Swoboda nannte eine ganze Menge kirchlicher Aktivitäten, angefangen von Sommerfesten im Pfarrgarten bis zu der Sanierung der evangelischen Kirche und der Installation einer Fotovoltaikanlage auf dem Kirchendach.

Darüber hinaus pflegte Heidrun Stocker den intensiven Kontakt mit Lauterbacher und Sulzbacher Vereinen. "Aber auch die Ökumene lag Ihnen besonders am Herzen", sagte Swoboda.

Der Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde St. Michael in Lauterbach, Rüdiger Kocholl, bekannte unumwunden: "Wenn man die Ökumene unserer Kirchengemeinden in Lauterbach anschaut, dann verdienen sie das Prädikat ›sehr gut‹". So sei Heidrun Stocker stets ein gern gesehener Gast beim Kirchengemeindefest am Patrozinium gewesen. In den Rückmeldungen sei wiederholt zu lesen, dass auch die Freundschaft und das humorvolle Miteinander glaubwürdiger Verkünder der Frohen Botschaft seien.

Susanne Frommer, in Begleitung weiterer zwei Mesnerinnen, brachte es auf den Punkt, als sie sagte: "Sie waren uns eine sehr, sehr große Hilfe."

Susanne Reichert lobte das Engagement beim ökumenischen Frauentreff. Heidrun Stocker stellte am Schluss fest: "Wir haben keine bleibende Stadt. Ich bin dankbar. Für alles. Nun danket alle Gott."

Die beiden Musikvereine Eintracht Lauterbach und Harmonie Sulzbach spielten zum Abschied vor den reichlich Versammelten gemeinsam zünftige Abschiedsmärsche.