Ralf und Stefanie King geben den Betrieb des "Gedächtnishauses" nach knapp 20 Jahren zum Jahresende auf. Foto: Sum Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Stefanie und Ralf King betreiben das "Gedächtnishaus" nur noch bis Ende des Jahres

Noch neun Monate, dann ist für Stefanie und Ralf King Schluss: Zum Jahresende läuft ihr Pachtvertrag für das "Gedächtnishaus" aus – und auch das Kapitel Gastronomie schließt sich dann für das Ehepaar.

Lauterbach. "Wir waren hier von Anfang an mit Leib und Seele dabei und das ›Gedächtnishaus‹ ist uns ans Herz gewachsen", sagt das Ehepaar King, das das Wanderheim auf dem Fohrenbühl seit knapp 20 Jahren betreibt. Zum Ende des Jahres haben sie nun aber den Pachtvertrag mit dem Schwarzwaldverein gekündigt. "Wir haben seit 33 Jahren eine 70-Stunden-Woche", sagt Ralf King, der gelernter Koch ist, Ehefrau Stefanie ist Hotelfachfrau, "irgendwann ist gut".

Es sei für beide immer festgestanden, mit 50 kürzertreten zu wollen. Da habe es nur zwei Möglichkeiten gegeben: "Entweder wir finden Personal, das uns beispielsweise auch mal über den Mittag vertritt – oder wir hören auf." Letztlich blieb den Kings keine Wahl, denn Personal ließe sich heutzutage nur noch schwer finden. Eine Servicekraft und eine Aushilfe für sonntags sind im "Gedächtnishaus" beschäftigt, den Rest stemmen die Kings alleine.

"Wir müssen nicht aus Not gehen, die Entscheidung ist von langer Hand geplant", stellt Ralf King klar. Geburtstage, die Fußballspiele des Sohnes oder Konzertbesuche – vieles haben die beiden aufgrund ihrer Arbeitszeiten verpasst. "Und das war auch in Ordnung so, das gehört in der Gastronomie dazu."

Dennoch, jetzt wünschen sich die Kings mehr Zeit für genau solche Dinge: "Endlich mal wieder Urlaub im Sommer zu machen", zum Beispiel. Deshalb kommt für die beiden eine Zukunft in der Gastrobranche nicht mehr infrage. "Ich möchte einen ganz normalen Job mit ganz normalen und geregelten Arbeitszeiten", sagt Ralf King.

Die Zimmer im Hotel Waldhorn in der Lauterbacher Ortsmitte, das der Familie gehört, sind seit einigen Monaten an ausländische Fachkräfte vermietet, die in Unternehmen in der Umgebung arbeiten. Der Hotelbetrieb soll nicht wieder aufgenommen werden.

Suche nach Nachfolger läuft bereits

Bis Jahresende "machen wir hier ganz normal weiter", verspricht das Ehepaar. Wie und wo es für sie selbst danach weitergeht, wissen sie noch nicht genau. Sie wollen auf jeden Fall in der Gegend bleiben. Ein Häuschen im Grünen, gerne etwas abgeschieden, "das wäre der Knaller", sagt Ralf King.

Der Schwarzwaldverein in Freiburg, dem das Wanderheim gehört, sucht nun nach einem Nachfolger. Das Ehepaar hofft, dass ein geeigneter Kollege gefunden wird: "Wir hatten hier damals einen super Einstand und wir wollen jetzt einen guten Übergang für unseren Nachfolger schaffen", sichern sie ihre Unterstützung zu. Bewerbungen liegen dem Schwarzwaldverein laut Geschäftsführer Mirko Bastian bereits vor: "Es sind einige aussichtsreiche Kandidaten dabei."

Bastian zeigt sich zuversichtlich, dass die Pächtersuche erfolgreich sein wird und ein fließender Übergang im "Gedächtnishaus" erfolgen kann. Wichtig sei, "nicht den erstbesten Pächter" zu nehmen, sondern einen Nachfolger zu finden, der das Gasthaus "mit Kontinuität betreibt" – ganz so, wie es das Ehepaar King über viele Jahre gemacht hat.