Das Bundeskriminalamt schließt laut einem Zeitungsbericht im Heilbronner Polizistenmordfall eine Beziehungstat inzwischen aus. Foto: dpa

Bundeskriminalamt schließt laut Bericht im Heilbronner Polizistenmordfall eine Beziehungstat aus.

Berlin/Heilbronn - Das Bundeskriminalamt schließt laut einem Zeitungsbericht im Heilbronner Polizistenmordfall eine Beziehungstat inzwischen aus. Die Ermittler gingen davon aus, dass die Zwickauer Neonazis die Polizistin erschossen, um an deren Dienstwaffe zu gelangen, berichtete die „Süddeutsche Zeitung“ (Samstag). Wahrscheinlich sei die 22-Jährige, die ebenfalls aus Thüringen stammte, eher zufällig Opfer der Bande geworden, berichtet das Blatt.

Nach Feststellungen der Ermittler hätten die Mörder nicht wissen können, dass die Polizistin am 25. April 2007 Dienst hatte. Auch sei die Fahrtroute der beiden Beamten eher zufällig gewesen. Die Pistole der Polizistin und ihres schwer verletzten Kollegen wurde im November in dem ausgebrannten Wohnwagen in Eisenach gefunden, in dem sich die mutmaßlichen Täter Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt nach einem Banküberfall getötet hatten.

Täter mordeten wohl, um an eine neue Waffe zu gelangen

Die Ermittler hätten auf einer in Zwickau sichergestellten Festplatte eine Datei mit der Bezeichnung „Polizeipistole“ gefunden, auf der die Waffe der Polizistin abgebildet war, schreibt die Zeitung. Da Mundlos und Böhnhardt Waffennarren gewesen seien, gebe es jetzt die Vermutung, dass sie mordeten, um an eine neue Waffe zu gelangen. Der Stuttgarter Generalstaatsanwalt Klaus Pflieger hatte dies bereits kurz nach Entdeckung des ausgebrannten Wohnwagens als wahrscheinliches Tatmotiv bezeichnet. Der Chef des Bundeskriminalamts (BKA), Jörg Ziercke, sorgte später mit der Behauptung für Verwirrung, es habe sich bei dem Mord in Heilbronn um eine Beziehungstat gehandelt. Diese Aussage wurde anschließend vom BKA korrigiert.

Mundlos und Böhnhardt bildeten nach Erkenntnissen der Ermittler gemeinsam mit der inzwischen inhaftierten Beate Zschäpe eine rechtsextreme Terror-Zelle. Das Trio bekannte sich zu zehn Morden an Kleinunternehmern türkischer und griechischer Herkunft und an der Polizistin. Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) mahnte wegen der jahrelang unentdeckt gebliebenen Neonazi-Mordserie Strukturreformen beim Verfassungsschutz an. „Wenn der Verfassungsschutz in Deutschland fortexistieren soll, dann muss der Verdacht der Kumpanei mit Rechtsextremisten, der Blindheit auf dem rechten Auge vollständig ausgeräumt werden, dann könnte die Auflösung einiger Landesämter folgen“, sagte Thierse der „Berliner Morgenpost“ (Samstag).