Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer (links) und Trainer Pep Guardiola Foto: dpa

18 Mannschaften, 34 Spieltage und am Ende gewinnt immer Bayern München? Ist die Bundesliga langweilig geworden? Matthias Sammer, der Sportvorstand des Rekordmeisters, hält diese Diskussion für "dummes Zeug".

München - Gut, besser, Bayern - der Titelverteidiger aus München steht vor einer weiteren Saison der Superlative. Im beeindruckender Manier untermauerte der deutsche Rekordmeister beim 2:1 im hochklassigen Giganten-Gipfel gegen Borussia Dortmund seine Ausnahmestellung.

Mit Spielkunst und Power rang er den Erzrivalen der vergangenen Jahre nieder. Die anhaltende Dominanz der Bayern heizt in Fußball-Deutschland die Diskussion um die schwindende Attraktivität der Bundesliga an. "Das ist dummes Zeug", kommentierte Sportvorstand Matthias Sammer entsprechende Bedenken.

Die Frage lautet nicht ob, sondern nur noch wann

Nach zwei Meisterschaften mit 25 und 19 Punkten Vorsprung droht erneut ein trister Titelkampf. Es wird darüber spekuliert, ob die Bayern die Meisterschaft in dieser Saison womöglich noch früher als beim Rekord im vorigen März feiern können. Zum Leidwesen von Sammer. "Die Liga ist für die Spannung verantwortlich, nicht wir. Wir sind dafür verantwortlich, dass wir unsere Spiele gewinnen. Glauben Sie, dass Pep Guardiola und ich für einen sozialen Gedanken einen Preis bekommen?", giftete der ehemalige Profi bei Sky.

Anders als in den vorigen vier Jahren wird der BVB diesmal nicht der ärgste Widersacher der Bayern sein. Nach bereits sieben Niederlagen steht der Revierclub so schlecht da wie noch nie in seiner Bundesliga-Geschichte an einem 10. Spieltag. Das Abrutschen in die Abstiegszone verursacht bei allen Beteiligten Ratlosigkeit. Von der Champions League redet mittlerweile niemand mehr. Zum wiederholten Mal in dieser Saison geriet Trainer Jürgen Klopp in Erklärungsnot: "Es ist alles andere als gut, was gerade passiert. Wir haben viele Baustellen und viele Spiele selbstverschuldet verloren."

Am Ende des Spieltages musste der BVB-Coach noch zusehen, wie der SC Freiburg beim 1. FC Köln mit 1:0 gewann, sich vom letzten Tabellenrang absetzte und die Dortmunder auch noch auf den 17. Platz fallen ließen. Besser als die Liga-Rückkehrer aus Köln machte es Mitaufsteieer SC Paderborn, der mit 3:1 gegen Hertha BSC den Höhenflug fortsetzte und den vierten Saisonsieg feierte.

Momentan können zumindest zwei Mannschaften dem Spitzenreiter halbwegs Paroli bieten: Der VfL Wolfsburg und Borussia Mönchengladbach. Beim 4:0-Kantersieg in Stuttgart traten die VfL-Profis von Trainer Dieter Hecking im Stil eines Spitzenteams auf. Fünf Liga-Siege in Serie waren zuletzt in der Meistersaison 2008/09 gelungen.

"Wölfe" als Bayern-Jäger?

Als Bayern-Jäger sehen sich die "Wölfe" aber nicht. "Vor zwei Wochen wäre auch keiner auf die Idee gekommen, uns in diesem Zusammenhang zu erwähnen. Wir schwenken nicht sofort um. Aber wir legen uns keine Einschränkung auf", sagte Geschäftsführer Klaus Allofs. Ähnliche Zurückhaltung üben auch die Gladbacher, die mit einem 3:1 gegen 1899 Hoffenheim ihre Erfolgsserie in dieser Saison auf 17 Pflichtspiele in Folge ohne Niederlage ausbauten.

Neben dem Bundesliga-Hit in München sorgte das Duell des Hamburger SV mit Bayer Leverkusen für den meisten Gesprächsstoff. Das lag zum einem am Ergebnis: Schließlich gelang dem HSV der erste Heimsieg seit dem 4. April - wie schon damals gegen die Werkself. Damit rangieren die Norddeutschen erstmals seit dem 1. Spieltag nicht auf einem der drei Abstiegsplätze.

Nach Einschätzung von Roger Schmidt war der Einsatz der Hamburger jedoch phasenweise grenzwertig. "Das war eine Treibjagd vor der Halbzeit. Das ist nicht in Ordnung", klagte der Bayer-Coach. Angeheizt durch die Rückkehr von Bayer-Profi Hakan Calhanoglu an seine alte Wirkungsstätte lieferten sich beide Teams einen grenzwertigen Schlagabtausch. Neun Gelbe Karten und 50 Fouls bedeuteten Saisonrekord. Leverkusens Sportchef Rudi Völler war ähnlich erbost wie Trainer Schmidt: "Von der ersten Minute an war das nicht nur ein Spießrutenlauf für Hakan, der Schiri hätte uns besser schützen müssen."

Nicht nur den Hamburgern, sondern auch den Bremern gelang der erhoffte Befreiungsschlag. Beim 2:1 in Mainz feierte Werder den ersten Saisonsieg. Trainer-Novize Viktor Skripnik impfte seinen Profis neues Selbstvertrauen ein. Nach dem gelungenen Bundesliga-Debüt auf der Trainerbank gab der Ukrainer seine Spielphilosophie preis: "Man darf keine Angst vor dem Verlieren haben, sondern muss den Mut haben, zu gewinnen."

Als Lebensversicherung für die Bremer könnte sich Franco Di Santo erweisen. Sechs der bisher zwölf erzielten Werder-Tore gehen auf das Konto des Argentiniers. In Mainz gelang ihm der erste Doppelpack in der Fußball-Bundesliga. Der Matchwinner blieb dennoch bescheiden: "Dafür bin ich als Stürmer da, um genau solche Chancen zu nutzen. Ich habe nur das gemacht, was ich machen muss."