Benjamin und Vanessa Völkel stehen mit ihren Kindern Noah und Theo vor ihrem Hof im Rus. Foto: Reinhold Löttrich

Benjamin Völkel hat mit seiner Familie in Gremmelsbach den Hof seines Großvaters übernommen. Den betreibt er im Nebenerwerb. Mit Arbeit allein ist es hier aber nicht getan.

Der junge Landwirt Benjamin Völkel lebt mit seiner Frau Vanessa und den Söhnen Noah (4) und Theo (2) auf dem 1950 erbauten Hof im Rus in Gremmelsbach. Das Anwesen hat er von seinem Großvater Karl Dold im Jahr 2015 übernommen und betreibt den Hof neben seinem Hauptberuf beim Sägewerk Finkbeiner als Nebenerwerbslandwirtschaft. Er ist damit einer von wenigen Quereinsteigern in der Landwirtschaft.

Zum Hof gehören zehn Ar Ackerland, 7,5 Hektar Wiesen und Weideland, zweieinhalb Hektar Wald sowie fünf Hektar bewirtschaftetes Land, das aber nicht zum Hof gehört. Im Stall stehen elf Kühe, sieben Kälber und vier Rinder, die morgens auf die Weide und am Abend zurück in den Stall gebracht werden. Der Hof erwirtschaftet den größten Teil der Futtermittel selbst, lediglich drei Tonnen Getreide werden als Ergänzung zugekauft.

Vier bis fünf Stunden täglich allein für die Tiere

Der Arbeitsaufwand für die Tiere beträgt vier bis fünf Stunden am Tag und verlängert den Arbeitstag des Brotberufs beträchtlich. Geschlachtet wird im Schlachthof in Fischbach, wo das Fleisch im Zerlegeraum auch direkt vermarktet wird.

Dem geplanten Anbindeverbot ab 2028 möchte Benjamin Völkel durch einen Anbau gerecht werden, da ein moderner Laufstall hohen finanziellen Aufwand bedeuten würde und bei der relativ geringen Tierzahl nicht zur Diskussion stehe.

Der Hof im Rus in Gremmelbach wurde 1950 errichtet. Foto: Reinhold Löttrich

Gütesiegel oder Ökoregeln nach EU-Vorgaben oder Förderprogrammen spielen für die Bewirtschaftung keine Rolle. Der Hof ist damit zwar kein Biobetrieb, genügt aber den Anforderungen des Naturschutzes in hohem Maße, da keinerlei Insektizide oder Pestizide verwendet werden, ausschließlich Naturdünger auf den Flächen ausgebracht und das Fleisch regional vermarktet wird, schildert Benjamin Völkel.

Wasserversorgung durch mehrere Quellen

Der Wald liefert das Brennholz für die Holzheizung, und benötigtes Langholz wird von einer mobilen Sägemaschine zu Brettern geschnitten. Die Wasserversorgung ist durch mehrere Quellen mit guter Schüttung, getrennt nach Wohngebäude und Stall, gesichert.

Der aufwendige Anschluss an das kommunale Wassernetz ist für die Einwohner im Außenbereich ein spannendes Thema; die Familie Völkel hat keinen dringenden Bedarf und sieht keine Notwendigkeit für einen solchen Anschluss.

Arbeit mit viel Idealismus

Betrachtet man die Arbeit der Familie unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten, so ist festzuhalten, dass trotz der Ausgleichsprämien für Grenzertragslagen kein großes Zusatzeinkommen erwirtschaftet wird. Umso mehr zeigt sich hier der Idealismus, mit dem der kleine Hof bewirtschaftet wird und damit einen wichtigen Beitrag zur Landschaftspflege und dem Erhalt der kleinbäuerlichen Landwirtschaft leistet.

Nicht zu vergessen die regionale Vermarktung des Fleisches. Wolle die Landwirtschaftspolitik solche Betriebe im Sinne des Tierwohls und des Naturschutzes erhalten und fördern, so wäre es dringend notwendig, die Ausgleichsprämien so zu gestalten, dass sie wenigstens einen großen Teil der Inflationsrate abdecken, um steigende Preise bei den Energiekosten und den Futtermitteln auffangen zu können.

Landwirtschaft heute

Jubiläum
Der BLHV-Ortsverband Gremmelsbach feiert in diesem Jahr sein 75-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass stellen wir einige Höfe aus Gremmelsbach vor und zeigen auf, wie Landwirtschaft im Schwarzwald heute funktioniert. Zur Jubiläumsfeier lädt der BLHV für Freitag, 15. September, 18.30 Uhr, zum Hilserhof ein, ab 19.30 Uhr gibt es Musikkabarett mit Nikolaus König, im Anschluss Bauernhofparty. Die Landjugend Schonach bewirtet.